Zur neuen Plattform contactpointnano.ch

Die neue Plattform contactpointnano.ch bündelt die wissenschaftliche und regulatorische Expertise auf dem Gebiet der Nanotechnologien, um sie der Schweizer Industrie zur Verfügung zu stellen. Interview mit dem Leiter des Projekts.

Weil man die Chancen und Risiken im Bereich Nanopartikel noch viel zu wenig kennt, setzt sich eine neue Schweizer Plattform hierfür ein. (Symbolbild: contactpointnano.ch)

Im Bereich der Forschung zu den Nanotechnologien weiss die Schweiz im internationalen Vergleich zu glänzen. Wenn es jedoch darum geht, das Wissen in die Praxis umzusetzen und das Anwendungspotenzial der synthetischen Nanomaterialien zu konkretisieren, stossen die Start-ups, die KMU und auch die Grossunternehmen in der Schweiz auf Schwierigkeiten. Die neue unabhängige nationale Plattform contactpointnano.ch will ihnen dabei helfen, Antworten auf ihre Fragen und Probleme zu finden. Erläuterungen von Peter Wick, Forscher an der Eidgenössischen Forschungsanstalt Empa und Leiter dieser Anlaufstelle.

Herr Wick, inwiefern sind die Nanotechnologien für die KMU eine Zukunftsbranche?

Peter Wick: Diese Technologien sind transversal und können überall eingesetzt werden. Daher können Start-ups, KMU und Grossunternehmen sie sich zunutze machen. Es gibt zum Beispiel Einsatzmöglichkeiten bei Fahrradrahmen und Tennisschlägern. Diese Produkte haben dank der Nanofüllstoffe im Polymer bessere mechanische Eigenschaften, sind leichter und bleiben dennoch stabil. Die Nanotechnologie ermöglicht den Schweizer KMU mit innovativen Produkten international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Und was ist mit der Sicherheit?

Wick: In den gerade genannten Fällen ist die Toxizität der neuen Materialien gering, da die Nanomaterialien in eine Matrix eingebunden sind und nicht in Form von Staub in die Luft gelangen. Grundsätzlich müssen potenzielle Risiken, die durch Innovationen entstehen können, früh untersucht werden, um gesellschaftliche wie wirtschaftliche Fehltritte zu vermeiden. Sie werden nach zwei Kriterien beurteilt: der Zeit, in der man der Belastung ausgesetzt ist (Exposition), und dem Grad der Toxizität (oder Gefährdung). Das Risiko wird zum Beispiel als niedrig eingestuft, wenn Personen einem nicht toxischen Material in hohem Masse ausgesetzt sind. Wir haben aus Verbrennungsprozessen und deren Russpartikeln Lehren gezogen und versuchen frühst möglich, schädliche Szenarien zu vermeiden und nachhaltige Lösungen zu fördern.

Welche Dienste bietet die Plattform contactpointnano.ch an?

Wick: Die unabhängige Plattform contactpointnano.ch sieht sich als „Helpdesk“. Wenn es um den Übergang von der Forschung zur Anwendung geht, werden die Unternehmen vor allem mit Sicherheits- und Regulationsfragen konfrontiert. Da gibt es einen erheblichen Informationsbedarf seitens der Industrie. Es ist schwierig, das entsprechende Know-how in der Schweiz ausfindig zu machen. Deshalb haben wir unsere Kontaktstelle gegründet. Unsere Kontaktstelle legt die Fragen der KMU genau den Experten vor, die wissen, was zum sicheren Umgang mit Nanomaterialien – von der Herstellung und der Nutzung bis zur korrekten Entsorgung – gehört und die sich in regulatorischen Belangen auskennen.

Was konnte die Anlaufstelle seit ihrer Gründung im letzten Jahr bereits umsetzen?

Wick: contactpointnano.ch ist im Juni 2018 für eine zweijährige Pilotphase an den Start gegangen. Wir haben bereits einen ersten gutbesuchten Workshop durchführt, um die Kontaktstelle vorzustellen, waren an verschiedenen Nano-Veranstaltungen präsent, haben ein umfassendes Expertennetzwerk aufgebaut und sind in den sozialen Medien aktiv. Wenn ein Unternehmen beispielsweise nicht über die nötigen Instrumente oder das nötige Wissen verfügt, um mögliche Nano-Staubemissionen zu messen, vermitteln wir ihm Experten, die dieses Monitoring durchführen können.

Wer sind die Akteure dieser Anlaufstelle?

Wick: Wir sind ein Team von vier Personen, die sich zwei Vollzeitstellen teilen. Die Unternehmen können uns auf Französisch, Deutsch, Italienisch oder Englisch kontaktieren. Wir bieten die Vermittlung kostenlos an. Unser Anspruch ist es, den KMU das bestmögliche Wissen zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel die Erkenntnisse aus dem Nationalen Forschungsprogramm „Chancen und Risiken von Nanomaterialien“ (FNP64) des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) – der Bericht dazu steht auf unserer Website. Sie können uns mit Bibliothekaren vergleichen: Wir haben zwar die Bücher nicht selbst geschrieben, aber wir wissen genau, wo sich welches Wissen und Know-how befindet, und sind in der Lage, es rasch und effizient zu vermitteln.

Was machen Sie, um mit Ihrem Wissen ein grösseres Publikum zu erreichen?

Wick: Wir nutzen die sozialen Medien und organisieren Workshops für Unternehmen. Wir sind sehr gut vernetzt, so dass wir Informationen zielgerichtet verteilen können, zum Beispiel über den Schweizerischen Gewerbeverband oder Swissmem. Wir nehmen an verschiedenen Nano-Veranstaltungen teil, so zum Beispiel an der Swiss NanoConvention, einem jährlichen Treffen der schweizerischen und internationalen Leader im Bereicht der Nano-Forschung und der industriellen Anwendung von Nanotechnologien.

www.contactpointnano.ch

 

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