Der Gefahrguttag Schweiz – für den alljährlichen Überblick

Der 20. Gefahrguttag Schweiz fand mitte Juni im EuroAirport Basel statt. Anbei der Nachbericht zum Jubiläumsanlass, zu einem praxisorientierten Aus- und Weiterbildungsmodul im Bereich der komplexen Gefahrgutbestimmungen.

Der Gefahrguttag – für den alljährlichen Überblick
Gefahrgutexperten vom Swiss Safety Center führten durch einen informativen Jubiläumsanlass in Basel. In der Szene hier geht es um die Folgen einer fehlenden Ladungssicherung von Gasflaschen. (Bild: Swiss Safety Center)

Nachdem letztes Jahr das Regelwerk ADR ein Jubiläum feierte, war es dieses Jahr am Gefahrguttag Schweiz, einen runden Geburtstag zu begehen: Der Anlass fand heuer zum 20. Mal statt und belegte nicht zuletzt damit seine ungebrochene Attraktivität für Verantwortliche im Gefahrgutbereich. Die Teilnehmenden erhielten auch dieses Jahr den bereits gewohnten, umfassenden Überblick über den aktuellen und kommenden Stand der Regelwerke sowie Einblick in spezielle Bereiche des Gefahrguttransports.

Neuerungen, Änderungen und aufgehobene Übergangsregelungen

Alle zwei Jahre treten Neuerungen und Änderungen des SDR/ADR in Kraft, so auch wieder auf Beginn des Jahres 2019. Beat Schmied vom Bundesamt für Strassen präsentierte die wichtigsten davon in einem übersichtlich nach Themen gegliederten Vortrag. Dass auch wiederum Lithiumbatterien von Änderungen betroffen sind, erstaunt niemanden, verläuft deren Entwicklung doch immer noch derart rasant, dass die Regelwerke zwangsläufig in kürzesten Abständen darauf reagieren müssen. Neben den weiteren Neuerungen sind aber auch Übergangsregelungen zu beachten, die per 1. Januar 2019 aufgehoben werden.

Den Teilnehmenden wurden die wichtigsten Änderungen und Neuerungen trotz ihrer Vielzahl in kurzer Zeit, verständlich und in einem lebhaften Vortrag vermittelt. Der zweite Redner fesselte das Publikum gleich von Beginn weg mit einem kurzen Film, der zeigte, welche dramatischen Folgen es haben kann, wenn ein Lieferwagen schlecht gesicherte Gasflaschen unterwegs verliert. Gasflaschen können jedoch nicht nur während des Transports gefährlich sein, auch ihre Lagerung kann nach erstmaligem Gebrauch Gefahren bergen. Jack Winteler vom Swiss Safety Center erläuterte die Prüfungsmethoden und -intervalle von nachfüllbaren Gasflaschen und belegte anhand von Exponaten mit unterschiedlichen Schadenbildern die Wichtigkeit solcher Prüfungen überaus anschaulich.

Luft- und Seefracht mit Gefahrgut

Fabrizio Simona (Schweizerische Post) und Rosanna Cataldo (Bundesamt für Zivilluftfahrt) informierten über die Restriktionen und die Sicherheitsmassnahmen bei Gefahrgutsendungen per Luftfracht. Da die Post nur innerhalb der Landesgrenzen tätig ist, kann sie bei grenzüberschreitenden Lieferungen keine Gewähr für die ganze Transportkette übernehmen. Daher befördert die Schweizerische Post nur bestimmte Gefahrgüter, die in der Dangerous Goods Regulation klar definiert sind. Dies führt bei Kunden immer wieder zu Unverständnis und bei der Post zu einem intensiven Schulungsaufwand. Der dazu betriebene Aufwand ist sehr gross, angesichts des Risikopotenzials aber gerechtfertigt.

Ganz anders präsentiert sich die Lage für die Hapag-Lloyd, die Gefahrgut weltweit und in grossen Mengen per Seefracht spediert. Ken Rohlmann (Senior Director Dangerous Goods bei Hapag-Lloyd) betonte mehrfach, die grösste Herausforderung bestehe darin, dass Gefahrgut oft nicht als solches deklariert sei. Korrekt ausgewiesenes Gefahrgut sei unter Einhaltung der nationalen Richtlinien und der firmeninternen Regeln dagegen problemlos verschiffbar. Angesichts von rund 7000 Häfen mit eigenen Regeln sowie unzähligen nationalen Vorschriften wird es bei den Frachtpapieren aber schnell kompliziert, wenn ein Frachter mehrere Häfen nacheinander anläuft. Dazu kommt die sehr komplexe Stauplanung, die dafür sorgt, dass die Container bezüglich der IMDG-Vorschriften, der Lade- und Entladereihenfolge sowie der Krängungsbewegungen des Schiffs vorschriftsgemäss und optimal platziert werden. So werden bei Hapag-Lloyd Gefahrgutcontainer nur an ausgesuchten Positionen, die sicher geschützt sind, transportiert. Denn Kapitäne scheuen nichts mehr als Feuer an Bord. Es wird – wie weiter unten ausgeführt – alles unternommen, um undeklariertes Gefahrgut aufzuspüren, bevor es unerkannt an Bord kommt.

Bewährte und neue Fachmodule

Den Teilnehmenden standen am Nachmittag wiederum verschiedene Fachmodule zur Auswahl, in denen in kleineren Gruppen spezifisches Wissen vermittelt wurde. Wie in früheren Jahren galt es einen Gefahrgut-Parcours zu absolvieren, an dessen Posten Fach- und Praxiswissen gefragt war. Einen spielerischen Ansatz verfolgte das interaktive Gefahrgut-Quiz, bei dem einfache und komplexere Fragen innert einem Zeitlimit zu beantworten waren. Die Teilnehmenden erhielten sofort eine anonyme Auswertung der Antworten. Ein weiteres Modul informierte über die von Hapag-Lloyd zusammen mit IBM entwickelte Software, die undeklariertes Gefahrgut aufspürt. Dazu werden die Frachtpapiere gescannt und nach einer umfangreichen Liste von Begriffen sowie nach merkwürdigen Kombinationen abgesucht.

Das System meldet derzeit täglich rund 1200 verdächtige Frachtbuchungen mit manipulierten Dokumenten oder Fotos, die fast alle aus denselben drei Weltregionen stammen. Der Transport von Gefahrgut ist aufwändiger und daher teurer als der anderer Güter, sodass die Verlockung leider gross ist, auf Kosten der Sicherheit Geld zu sparen. Auf grosses Interesse stossen immer wieder die Freistellungen im Gefahrgutrecht. So besuchten viele Teilnehmende dieses Fachmodul, um sich über die wegfallenden Freistellungen für Gefahrgut in Maschinen und die korrekte Anwendung der vielen unterschiedlichen Freistellungen zu informieren.

www.safetycenter.ch

 

 

 

 

 

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