ESPRIX Forum für Excellence 2017 machte Appetit auf Zukunft

Am 9. März fand im KKL in Luzern das ESPRIX Forum für Excellence statt. Für einen ausgewogenen Mix aus Gedankenanstössen und Best Practice sorgten Referenten wie Ludwig Hasler, Christian Methe, Rolf Huber, Gerd Leonhard oder Patrick D. Cowden. Und aus zwei Finalisten um den ESPRIX Swiss Award for Excellence wurde der diesjährige Preisträger gekürt.

Lieferte erste Gedankenanstösse am ESPRIX Forum für Excellence: Philosoph Ludwig Hasler im Gespräch mit Moderatorin Sandra Studer. (Alle Bilder: Thomas Berner)

Das diesjährige ESPRIX Forum wartete gegenüber den Vorjahren einer gewichtigen Veränderung auf. Erstmals fand es nicht mehr im Konzertsaal statt, sondern im kleineren Luzerner Saal. Doch dies tat der Qualität der Tagung in keiner Weise Abbruch. Im Gegenteil: Die mit 400 Teilnehmenden ebenfalls gegenüber früheren Jahren geringere Gästezahl machte persönliche Kontakte unter den Anwesenden einfacher.

Sich der Zukunft stellen

Wiederum ist es der Stiftung ESPRIX als Veranstalterin gelungen, ein attraktives Referenten-Panel zusammenzustellen. Und auch das Tagungsthema „Appetit auf Zukunft?“ hatte es in sich. Der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler machte sich gleich zu Beginn Gedanken und stellte fest, dass es in der Schweiz schwierig sei, über Zukunft zu reden, „weil die Gegenwart so glänzt“. Aktuelle Problemlösungen, um die sich unsere Polit-Verantwortlichen kümmern, hätten eigentlich nur die „Aufbesserung der Gegenwart“ zum Ziel. Dem Publikum auf den Weg gab er drei Gedankenanstösse bezüglich mehr Appetit auf Zukunft: Erstens sei Zukunft etwas für „Angefressene“, zweitens wolle Zukunft entdeckt werden und drittens sei für die Zukunft Fantasie besser als Wissen.

Für Christian Methe, Experte für digitale Transformation, hat die Zukunft bereits begonnen. Er zeigte dies direkt anhand seiner „virtuellen Gesprächspartnerin“ Alexa, der von Amazon lancierten Sprachassistentin. Sprachbefehlen gehöre die Zukunft und Apps würden immer mehr davon abgelöst. Den Zuhörern zeigte Christian Methe danach eine Art Kompass auf, wie über Strategie, Bedarfs- und Anforderungsabklärungen, Daten, Organisation und Vorgehen im eigenen Unternehmen die Digitalisierung in Angriff genommen werden kann. „Fangen Sie jetzt an“, so sein abschliessender Zuruf.

Wenn man von Digitalisierung spricht, dann fällt irgendwann auch der Begriff „Industrie 4.0“. Diesbezüglich lieferte Rupert Hoellbacher, Werksleiter im Bosch-Werk von Blaichach (Süddeutschland), konkreten Anschauungsunterricht. Er zeigte, wie in seiner Firma Industrie 4.0 funktioniert, und zwar auf der Basis von Vernetzung (Maschinen und Steuerungssysteme), Information (wird aus gesammelten Daten generiert), Wissen (Ableitung von Empfehlungen aus Information) bis hin zum höchsten Reifegrad mit Vorhersagen und automatisierten Entscheidungsprozessen. Jedoch: „Industrie 4.0 ohne Mensch ist pure Zeitverschwendung“, so Hoellbacher mit Verweis darauf, dass auch bei Bosch Maschinen die Mitarbeitenden nicht komplett ersetzen können.

Rolf Huber wies am ESPRIX Forum für Excellence darauf hin, wie wichtig kleine Teams bei Innovationen sind.

Schweizer Pionierleistung

Um ein anderes zukunftsträchtiges Projekt stand im Zentrum der Ausführungen von Rolf Huber. Er ist Gründer und Verwaltungsrat von H2 Energy AG. Zusammen mit vier Mitstreitern hat er sich aufgemacht, seine Vision von Autofahren im geschlossenen Wasserkreislauf, komplett CO2-neutral, zu verwirklichen. Während Tankstellenbetreiber und Automobilhersteller sich gegenseitig Steine in den Weg legen, wobei die Wasserstoff-Technologie als Energiequelle vorhanden ist, nahmen sie die Dinge selbst in die Hand: Sucht und findet selbst die richtigen Partner und schafft schliesslich die Einrichtung der ersten öffentlichen Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz und den Bau eines wasserstoff-betriebenen LKWs. Und dies alles fast ohne Fördermittel, denn „Förderung ist Doping: Sie ist teuer und hat Nebenwirkungen“, wie Rolf Huber bilanzierte. Erst ohne Förderung werde man richtig kreativ und innovativ. Und der Erfolg? Eine Pionierleistung, ausgeführt durch ein kleines Team, die nun erst beginnt, bei den grossen Playern für Aufsehen zu sorgen.

Der Mensch wird nicht überflüssig

Die zweite Hälfte der Tagung stellte dann mehr den „Faktor Mensch“ in den Mittelpunkt. Andreas Herz etwa bezeichnet Resilienz als den Treibstoff erfolgreicher Menschen. Nach Schicksalsschlägen wieder aufzustehen: Darüber konnte er aus eigener leidvoller Erfahrung berichten. Nach einer Krebsdiagnose kämpfte er sich wieder ins Leben zurück. Viel half ihm dabei persönliches Training, um die Widrigkeiten der Krebsbehandlung besser aushalten zu können. Sich selbst managen zu können, ist eine Fähigkeit, die insbesondere Führungskräfte mehr denn je benötigen. „Achtsamkeit“ – verstanden auch als auf die Eigenschaft, auf sich selbst achten zu können – nannte Andreas Herz in diesem Zusammenhang als Schlüsselbegriff.

Futurist Gerd Leonhard umschrieb Excellence der Zukunft mit „the mind of an engineer – and the heart of an artist.“

Dann war die Reihe an Gerd Leonhard. Als Futurist ist er nicht Zukunftsforscher; „ich sage nichts voraus, ich beobachte nur“, so umschrieb er die hierzulande noch wenig bekannte Bezeichnung. In seinem Referat stellte Gerd Leonhard den Gegensatz „Technology vs. Humanity“, so auch der Titel seines neusten Buchs, ins Zentrum. Er sieht die Gegenwart als „take-off“ für eine exponentielle technologische Veränderung. Und wo bleibt da der Mensch? „Maschinen können beobachten, aber sie können nicht existieren“, sagt dazu Gerd Leonhard. Kreativität und emotionale Intelligenz seien jene Fähigkeiten des Menschen, die nicht durch Algorithmen ersetzt werden könnten. Routine soll man durchaus an Maschinen delegieren, aber die Effizienz dürfe dabei nie über die Menschlichkeit gestellt werden.

Patrick D. Cowden schliesslich spann den Faden weiter und führte aus, dass es nicht um Systeme und Technologien gehe, sondern immer auch um den Faktor Mensch. Dieser sei es, der schon immer den entscheidenden Unterschied ausgemacht habe. In der Bereitschaft zu Kooperation liege die Basis für Qualität. Schliesslich liege im Streben nach Beziehung das grösste menschliche Bedürfnis. „Die Zukunft heisst Mensch – und wir sind die Alternative“, so Cowdens Fazit.

ESPRIX Forum geht in die Zukunft

Und um Menschen und ihre Excellence ging es schliesslich auch bei der Verleihung des ESPRIX Swiss Award for Excellence. Auch wenn keiner der beiden Finalisten die für den eigentlichen Award notwendige Punktzahl erreichte, gab es mit der Noser Engineering AG dennoch einen würdigen Preisträger (siehe Kurzbericht). Einmal mehr zeigte sich, dass es hier nicht um einen „Preis um des Preises Willen“ geht, sondern um eine Auszeichnung, die man sich als Organisation erst durch Leistung erarbeiten muss.

Die Finalisten für den ESPRIX Award for Excellence auf der Bühne (von links): Beat Zollinger, Geri Moll (Noser Engineering AG, im Gespräch mit Sandra Studer), Edith Kasper, Martin Rutz (Rheinburg-Klinik) und ESPRIX-Geschäftsführerin Priska Wyser.

Musikalisch umrahmt wurde das Forum für Excellence durch die Auftritte der Luzerner Chanson-Sängerin Milena. Sie stellte – begleitet durch ihre Band – einige Stücke aus ihrem Repertoire von Eigen- und Fremdkompositionen vor. Moderatorin Sandra Studer führte souverän und gewandt durch den Anlass, der in der Tat Appetit auf eine Zukunft machen konnte, in welcher Qualität und Excellence womöglich mehr denn je eine Rolle spielen dürften. Und à propos Zukunft: Am 20. Juni 2018 findet der ESPRIX Summit statt – das bewährte Forum wird also eine „Runderneuerung“ erfahren.

Weitere Informationen: www.esprix.ch

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