Führen im digitalen Raum: die Sprache wieder ins Zentrum stellen

Immer länger halten sich Mitarbeitende im digitalen Raum auf. Die Digitalisierung, der Megatrend unserer Zeit, verändert die Arbeit radikal. Hier zwingt die Technik die Arbeitsabläufe, selbst die Kommunikationsprozesse mit den Kunden, mehr und mehr in feste Muster.

Angestossen von der ersten industriellen Revolution vor 250 Jahren, geht die Suche nach wahrer gessellschaftlicher Mitwirkung weiter. (Symbolbild: Unsplash)

Von der Fabrik in den Vorstand – wir bewegen uns im digtalen Raum. Neu ist allerdings, dass diese Transformation heute nicht bloss die industrielle Produktion betrifft, sondern mehr und mehr auch den Schweizer Dienstleistungssektor: Bankgeschäfte digitalisieren sich, Kundenkontakte verlaufen zunehmend über technische Kanäle, die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden, aber auch zwischen ihnen und den Kunden verlagern sich in die virtuelle Sphäre. Und hier gelten die Spielregeln der Informationstechnologie, weitgehend standardisiert und formalisiert.

Was heisst das für die Führung?

Es bedeutet, dass die ganz direkte, persönliche, freie, nicht von technischen Medien regulierte Kommunikation mit den Mitarbeitenden zurücktritt. Doch genau diese bildet das Kernstück der Führungsarbeit. Und ihr Medium ist die Sprache.

Führen heisst kommunizieren, heisst mit der Sprache handeln. Wer meint, Leader sollten nicht reden, sondern etwas tun, sitzt einem fundamentalen Irrtum auf. Leader handeln gerade, indem sie reden. Wenn sie Mitarbeitende fördern und fordern, wenn sie erklären und motivieren, wenn sie verhandeln und Konflikte schlichten, tun sie das zu einem überwiegenden Teil mit der Sprache. Und genau diese wird von der Digitalisierung zunehmend in die Ecke gedrängt.

Wollen Führungskräfte weiterkommen, reicht es darum nicht, in den Megatrends möglichst wendig mitzuschwimmen. Vielmehr müssen sie der Sprache wieder das Gewicht zurückgeben, das sie in der Menschenführung schon immer hatte – oder haben sollte. Ein Leader gewinnt an Profil, indem er mit der Sprache gekonnt, sorgfältig, präzise, nuanciert umgeht – professionell eben.

Das ist kein Plädoyer für Schreibkurse oder Deutsch-Seminare. Es geht um weit mehr. Wer sich überlegt, wie er sein Team gewinnen und motivieren, wie er Konflikte entschärfen und Mitarbeitende zusammenführen, wie er seinen „schwierigen Mitarbeiter“ einbinden, wie er erklären und für ein Ziel begeistern kann, der arbeitet immer an seiner Sprache.

Ein differenzierter Umgang mit ihr führt automatisch dazu, dass er als Leader weiterkommt. Und umgekehrt schärft diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Führungshandeln unweigerlich die sprachliche Kompetenz. Wer sich sprachlich weiterentwickelt, wächst auch als Führungspersönlichkeit.

Die Weiterbildung zum Thema: CAS Führungskompetenz für Finanzfachleute – nächster Studienstart: 28. August 2019

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