Gesundheitsdienstleister müssen ihren Umgang mit Daten schärfen

Auch wenn unser Gesundheitssystem zu den besten gehören mag: Es gibt noch viel Luft nach oben, um die Qualität zu verbessern. Grosse Chancen bietet die Digitalisierung. Doch viele Gesundheitsdienstleister stehen sich da selbst im Weg, weil deren Umgang mit Daten nicht genügt. Ein Kommentar von Thierry Buecheler von Oracle.

Daten im Gesundheitswesen liegen oft nur fragmentiert vor. Um bessere Ergebnisse für Patienten zu erzielen, müssen Gesundheitsdienstleister deshalb ihren Umgang mit Daten schärfen. (Bild: Depositphotos.com)

Daten werden bei einer Revolution im Gesundheitswesen zentral sein. Der globale Markt für Big Data im Gesundheitswesen wird bis 2027 einen Wert von 71,6 Milliarden US-Dollar haben, wobei die Anbieter bis zu 25 % ihres Gesamtbudgets in Technologien investieren. Daten treiben Innovationen u.a. in den Bereichen Diagnostik, Biowissenschaften und betriebliche Effizienz voran und helfen den Fachkräften im Gesundheitswesen, sich stärker auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten zu konzentrieren. Ebenso werden KI und Cloud Computing besser vernetzte Versorgungssysteme ermöglichen, die alle verfügbaren Gesundheitsdaten zur Verbesserung von Behandlung, Pflege und Prävention nutzen.

Der Zugang zu den richtigen Daten und effektiver Technologie werden einen grösseren Fokus auf Patienten ermöglichen. Durch das Verständnis der individuellen Krankengeschichte eines jeden Patienten, von der Diagnose über die Wirksamkeit bestimmter Behandlungen bis hin zu potenziellen unerwünschten Wirkungen, die es zu bewältigen gilt, können in Gesundheitsberufen fundiertere Entscheidungen getroffen und bessere Resultate erzielt werden. Die effektive Nutzung von Gesundheitsdaten ermöglicht zudem intelligente Analysen und automatisierte Prozesse, welche die Effizienz steigern und es Ärzten sowie dem Gesundheitsfachpersonal ermöglichen, der Patientenversorgung Priorität einzuräumen.

Es gibt jedoch Hürden, die diesen intelligenten, vernetzten Ansatz im Gesundheitswesen erschweren. Die Daten sind in der Regel fragmentiert, was eine effiziente, personalisierte Behandlung erschwert. Gleichzeitig zwingen die zunehmenden Herausforderungen in Bezug auf die Einhaltung von Vorschriften und Vorkehrungen punkto Cybersicherheit die Organisationen des Gesundheitswesens zu einem proaktiven Ansatz bei der Verwaltung der Daten.

Das Datenpuzzle zusammensetzen

Die Gesundheitsbranche steht vor grossen Herausforderungen, wenn es um die Datenhaltung geht. Traditionell kaufen und betreiben Organisationen des Gesundheitswesens ihre eigenen Systeme, wobei die Patientendaten über verschiedene Abteilungen, Datenbanken und Lösungsanbieter verstreut sind. Die Patientendaten sind sowohl innerhalb der Organisationen als auch in der gesamten Branche sehr fragmentiert erfasst. Wie bei allen Datenbanken führt dies so zu Ineffizienzen und erschwert die Nutzung der Daten für Analysen, Diagnosen, Forschung und entsprechende Massnahmen.

Um das ganze Potenzial von Gesundheitsdaten zu erschliessen, müssen die traditionell gut verwalteten und strukturiert abgelegten Daten mit unstrukturierten Daten zusammengeführt werden, um eine einheitliche Sicht auf relevante Information zu schaffen. Im Gesundheitswesen werden immer mehr Daten aus immer mehr Quellen, darunter Wearables und Patienten-Apps gespeichert. Nützliche Daten in dieser Menge zu finden, kann wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen verlaufen. Der Wechsel beispielsweise zu einer gut integrierten autonomen Datenbank in der Cloud hin ermöglicht es den Anbietern, das volle Potenzial ihrer Daten zu nutzen und Erkenntnisse zu gewinnen, die die Patientenversorgung verbessern.

Gesundheitsdienstleister, die mit gutem Beispiel vorangehen

Ein Beispiel: Mit Oracle Analytics Cloud und Autonomous Data Warehouse hat das Sejong-Krankenhaus in Südkorea, ein führendes Spital, das auf Herzerkrankungen spezialisiert ist, den Einfluss auf das Leben von über 1’600 herzkranken Kindern verbessert. Die Erfassung von Daten während des gesamten medizinischen Prozesses und die nahtlose Bereitstellung von Echtzeitinformationen für die medizinischen Teams bedeuten, dass lebensrettende Entscheidungen, für deren Evaluation man früher Stunden benötigte, jetzt innerhalb von Minuten getroffen werden können.

Das American Hospital Dubai – dies als weiteres Beispiel – zielt mit seiner umfassenden digitalen Transformation ebenfalls darauf ab, mithilfe von Daten bessere Heilungsresultate bei Patienten zu erzielen. In Zusammenarbeit mit Cerner und Oracle implementierte das Krankenhaus eine neue elektronische Gesundheitsakte, um den Ärzten eine bessere Patientenbetreuung zu ermöglichen, und führte eine Ressourcenplanungsplattform ein, um Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern. Diese integrierten Patientendaten bilden auch die Grundlage für die KI- und Robotik-Forschungsarbeit des Spitals, was zu weiteren Vorteilen für die Patienten führt.

In der Schweiz ist das Universitätsspital Genf (HUG) eines von fünf Universitätsspitälern in der Schweiz und betreibt acht Krankenhäuser im Kanton Genf sowie 40 Ambulanzen und Spezialkliniken in der Region. Das Universitätsspital Genf hat den Grossteil seiner Datenbanksysteme auf Oracle Exadata Cloud@Customer migriert, eine Option des Oracle Exadata Cloud Services, der als Managed Service im eigenen Datencenter bereitgestellt wird. Oracle Exadata Cloud@Customer ermöglicht so, dass das HUG seine unternehmenskritischen Systeme auf einer einzigen IT-Plattform konsolidieren kann und gleichzeitig die relevanten Vorschriften für Datenhaltung einhält.

Das Gesundheitswesen ist kein Einheitsbrei

Jeder Patient ist individuell zu betrachten. Sie haben unterschiedliche medizinische Bedürfnisse, Behandlungspläne und Kommunikationspräferenzen. Und doch sind die meisten Patientenbehandlungen und medizinischen Analysen standardisiert. Durch die Pandemie sind die Erwartungen der Patienten gestiegen, und mit dem Aufkommen virtueller Termine wird die Bandbreite an persönlichen Erfahrungen, welche die Patienten machen, immer grösser. Allein die Plattformen für Telemedizin verzeichnen eine Wachstumsrate von 1’000 %. Wenn Gesundheitsdienstleister online und offline verstärkt auf personalisierte Patientenerfahrungen setzen, erhalten alle die für sie sinnvolle Behandlung. Darüber hinaus können die Resultate verbessert werden, indem sichergestellt wird, dass sich die einzelnen Patienten besser an die Behandlungspläne halten.

Ein rigoroser Ansatz betreffend der Datenverwaltung kann, wenn er effektiv umgesetzt wird, zu einer stärkeren Personalisierung und niedrigeren Gesundheitskosten führen. Coloplast A/S, ein dänisches, multinationales Unternehmen, das medizinische Geräte entwickelt und herstellt, unterstützt seine Patienten mit einem personalisierten Unterstützungsprogramm. Coloplast Care arbeitet hier mit Oracle Customer Experience (CX)-Lösungen und unterstützt Krankenschwestern und Ärzte direkt, indem es sie mit Informationen versorgt, die auf sie und die Situation zugeschnitten sind.

Mit Vorschriften und Einschränkungen arbeiten

Die Mehrheit der Menschen sorgt sich um die Sicherheit ihrer Gesundheitsdaten. Gesundheitsdaten unterliegen richtigerweise einem erhöhten Schutz. Die Anbieter können auf konforme und sichere Weise mit den Vorschriften arbeiten und die Daten nutzen, um bessere Ergebnisse für die Patienten zu erzielen. Regionale Verordnungen wie die DSGVO in Europa beinhalten eine Kategorisierung und Schutzmassnahmen speziell für Gesundheitsdaten. Sie enthalten auch Anforderungen an die Datenlokalisierung, die für Cloud-basierte Gesundheitsdienstleister besonders sensibel sind. Daher ist eine robuste Governance von grösster Bedeutung, nicht nur zum Schutz der Patienten, sondern auch zum Schutz der Organisationen vor Strafverfolgung.

Der niederländische Krankenversicherer Zorg & Zekerheid stellt sicher, dass seine Kunden auf der Grundlage umfangreicher Datensätze eine qualitativ hochwertige und erschwingliche Versorgung erhalten, und setzt auf Automatisierung, um die Datensicherheit weiter zu erhöhen. Durch die Implementierung von Oracle Autonomous Data Warehouse wurden fast alle manuellen Aufgaben, die menschliche Fehler provozieren können, automatisiert. Die Automation bietet verbesserte Sicherheit, senkt Kosten und spart Zeit. Die Daten werden durch die Verschlüsselung ungenutzter und aktiver Daten, den Schutz regulierter Daten und die schnelle Prüfung und Erkennung von Bedrohungen zusätzlich gesichert.

Datengesteuertes Gesundheitswesen

Es hat sich gezeigt, dass Gesundheitsdienstleister, die in ihr Datenmanagement investieren, eine bessere Patientenversorgung bieten und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Vernetzte und sichere Daten werden nicht nur zu Verbesserungen innerhalb des Gesundheitswesens führen, sondern auch zu einem weiterführenden medizinischen Fortschritt, zu mehr Vielfalt und Effizienz bei klinischen Studien und zu einer schnelleren Markteinführung von Medikamenten. Die verantwortungsvolle Nutzung von Gesundheitsdaten rettet Leben, und wir haben gerade erst begonnen, an der Oberfläche dessen zu kratzen, was erreicht werden kann. Wie Dr. Shetty von Narayana Health von der grössten Herzklinik der Welt, sagt: „Wir glauben an Gott, aber für alles andere brauchen wir Daten“.

Autor:
Thierry Buecheler ist Head of Key Cloud Business, Business Value & Strategy EMEA bei Oracle.

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