Hannes integriert neue Mitarbeitende

Das Unternehmen von Hannes hat inzwischen den 5. Reorganisationsprozess innerhalb der vergangenen drei Jahre hinter sich. Organi-gramme wurden neu gezeichnet, Strukturen und Strategien neu definiert und am Ende des Tages kam immer das gleiche Resultat heraus: Die Kosten werden optimiert.

Hannes integriert neue Mitarbeitende

 

 

Das Unternehmen von Hannes hat inzwischen den 5. Reorganisationsprozess innerhalb der vergangenen drei Jahre hinter sich. Organi-gramme wurden neu gezeichnet, Strukturen und Strategien neu definiert und am Ende des Tages kam immer das gleiche Resultat heraus: Die Kosten werden optimiert.

 

Auch der neuste Entscheid zielt in diese Richtung. Der Abgang eines Abteilungsleiters wird genutzt, um zwei Abteilungen zusam-menzulegen. Der Mitarbeiterstamm von 15 Personen in der führungslosen Abteilung wird in die Abteilung von Hannes eingegliedert.

 

Für Hannes ist das eine neue Erfahrung. Bis jetzt war immer er derjenige, der seinen «Laden» gesund-sparen musste. Jetzt erhält er auf einen Schlag 15 Personen zusätzlich. Die Integration von bestehenden Mitarbeitenden aus einer aufgelösten Struktur in eine andere bestehende Abteilung ist anspruchsvoll. Das weiss er aus Erfahrung, Lehrgängen und ein-schlägigen Fachartikeln.

 

Hannes blättert im Buch «Leadership in drei Stunden» und bleibt an der Stelle «Inte­ gration von Abteilungen» hängen. Genau das ist sein Thema. Entscheidend sei – so liest er– von Anfang an eine neue Kultur zu etablie-ren. Weder die Kultur der einen noch der an-deren Abteilung soll gelten, es muss eine neue Kultur entstehen. Denn schliesslich ist es eine Fusion, nicht eine Übernahme.

Das Integrationskonzept
Aus der Gruppendynamik weiss er auch, dass die menschliche Komponente stimmen muss. Ein Teamspirit soll entstehen. Team­ spirit – genau darauf kommt es an, denkt Hannes begeistert. Er notiert das Wort «Inte­ grationskonzept» in sein noch leeres Word-Dokument. Ziel ist es, damit einen neuen, gemeinsamen Teamspirit zu entwickeln.

 

Er platzt fast vor Stolz, einmal mehr die treffenden Worte gefunden zu haben, die ga-rantiert auch in den höheren Hierarchieeta-gen Eindruck machen. Doch wie schafft er es, einen neuen Teamspirit zu etablieren? Nun sind Ideen gefragt.

Der Teambildungsworkshop
Er googelt nach «Teambildungsworkshop». Ein riesiges Angebot ploppt ihm entgegen. Schneeschuhlaufen in Grönland und/oder aufs Matterhorn, oder auch in der Schnee-und Skisporthalle im Sommer in Dubai. Ein anderes ist, gemeinsam Bier zu brauen, Wein-reben zu pflanzen. Gar einen Whiskey ge-meinsam gären zu lassen soll gemäss den Ver-anstaltern das Gemeinschaftsgefühl stärken. Sicherlich zielführend ist das klassische Ab-seilen an der Eigernordwand. Das ist ein Er-lebnis, und niemand lässt den anderen hän-gen. Diese Analogie ist auch im Alltag immer gut zu gebrauchen.

 

Hannes ist sich noch unschlüssig, wie er den Transfer von Whiskey in den Arbeitsalltag schafft. «Gemeinsam den Reifeprozess zu be-obachten» kann auch falsch interpretiert wer-den. Auch «wir lassen niemanden vom Berg herunter fallen» legt noch nicht von vornher-ein offen, inwiefern das mit der Backoffice-Arbeit vergleichbar ist. Noch geht es dort nicht um einen Sturz in die Tiefe eines Tales.

Oder dann doch ein passendes Motto?
Hannes wechselt die Ebene. Vom konkreten Erlebnis weg einen Schritt hin zur Intellektua-lität? Ein gemeinsames Motto vielleicht? Das könnte besser funktionieren. Schon kommt ihm die zündende Idee: Wir sind ONE – one team, one spirit, one force, one chief. Damit hätte er auch gleich vorgesorgt, dass man ihm eines Tages nicht wieder einen zusätzlichen Chef hinstellt. Mottos bleiben allerdings leer, wenn sie nicht konkretisiert werden. Also nichts wie los. Hannes hämmert wie wild die Umsetzungsziele in die Tastatur: «Wir sind ein Team, wir tragen zueinander Sorge, wir helfen einander, wir streben alle den Erfolg an, wir akzeptieren jeden in seiner Persönlichkeit.»

 

Hannes ist stolz über das Feuerwerk in-novativer Vokabeln, das er hingeschmettert hat, und ist überzeugt, dass die neue und die alte Crew das ebenso toll finden wie er. Und wenn nicht? Dann ist der Teamgeist im Eimer, bevor er entstand.

 

Da durchzuckt ihn ein Gedanke: Er könnte die Leute gemeinsam eine geeignete Teambildungsmassnahme suchen lassen? Das wäre ja auch eine Art Integration? Den Whis-key kann man dann ja immer noch trinken, anstatt ihn im Eimer gären zu lassen …

 

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