Interaktive Karte: Gemeinden können den Anteil an erneuerbarer oder importierter Energie abrufen

Die Schweizer Gemeinden können ab sofort online den Anteil an erneuerbarer oder importierter Energie für die Beheizung deren Gebäudeparks sowie die dadurch erzeugte Menge an Treibhausgasen abrufen. Zu diesem Zweck hat das Beratungsunternehmen Navitas Consilium ein neues interaktives Tool veröffentlicht.

Anteil erneuerbarer Endenergie an der Wärmeversorgung des Gebäudeparks (Bild: Navitas Consilium)

Die Beheizung und der Warmwasserverbrauch der Gebäude alleine machten 2020 knapp 40% des Gesamtenergieverbrauchs des Landes aus. Damit haben die Gebäude eine wichtige Rolle, um die Ziele der Klimastrategie 2050 einer CO2-Neutralität zu erreichen, welche im Januar 2021 vom Bundesrat erlassen wurde. Der nötige Aufwand, um dieses Ziel zu erreichen ist beträchtlich, aber es gibt verschiedene Ansätze, um die Gemeinden bei ihren Bemühungen zu unterstützen und zu begleiten, um den Energieverbrauch der Gebäude zu verringern sowie die Qualität der verbrauchten Energie zu verbessern.

Interaktive Karte basierend auf öffentlichen Daten

Navitas Consilium ist ein Energie- und Klimaberatungsbüro mit Sitz im Wallis und hat sich auf den Bereich Datenverarbeitung auf Gebäudeebene spezialisiert. In Kombination mit den öffentlichen Daten des Gebäude- und Wohnungsregisters (GWR), welche vom Bundesamt für Statistik zur Verfügung gestellt werden, ist es ab sofort möglich, den Anteil an erneuerbarer und importierter Energie sowie die Menge an Treibhausgas, die bei der Beheizung des Gebäudeparks ausgestossen wird, mithilfe von Karten pro Gemeinde anzuzeigen. Diese Resultate ermöglichen es, eine Überwachung und einen Vergleich der Energiewende der Gemeinden zur Verfügung zu stellen, mit der Möglichkeit, den Fortschritt mittels Karten und Indikatoren zu visualisieren. Gabriel Ruiz, Direktor von Navitas Consilium, erinnert daran, dass die Verfügbarkeit und die Qualität der Daten des Gebäude- und Wohnungsregisters in der Verantwortung der Gemeinden liegen. Deshalb lädt er die Gemeinden ein, diese Angaben zu aktualisieren und fügt hinzu: „Wir sind in der Lage, unsere Berechnungen regelmässig zu aktualisieren, um die Entwicklung jeder Gemeinde in Richtung der globalen Energieziele aufzuzeigen.“

Anteil an erneuerbarer Energie und lokale Ressourcen

In der Schweiz fördert eine erneuerbare Energieversorgung lokale Ressourcen wie Solarenergie, Wärmepumpen oder Schweizer Brennholz. Je mehr auf lokale Ressourcen gesetzt wird, desto kleiner ist die Abhängigkeit von Energie aus dem Ausland. Betreffend die Wärmeerzeugung für die Beheizung der Gebäude und das Warmwasser sind die importierten Produktionsquellen zu einem grossen Teil um Heizöl und Gas konzentriert. Diese Quellen stellen im Moment mehr als 30% und 25% der Energiebeschaffung des Gebäudeparks sicher. Eine der veröffentlichten Karten illustriert den Anteil an erneuerbarer Endenergie für die Beheizung und Warmwasser des Gebäudeparks der Gemeinden gegenüber der geschätzten Gesamtenergie. Die Legende gibt den Anteil an erneuerbarer Energie an.

Niedriger Anteil an erneuerbarer Energie in dicht besiedelten Gebieten

Die interaktive Karte zeigt zum Beispiel, dass die am dichtesten besiedelten Gebiete des Landes wie z. B. das Schweizer Mittelland, der Genferseeraum, das Rohnetal, das Tessin oder das Rheintal gesamthaft gesehen einen tieferen Anteil an erneuerbarer Energie für die Energiebeschaffung des Gebäudeparks als der Rest des Landes aufweisen. Gemäss der zur Verfügung stehenden Zahlen übersteigt der Prozentsatz in den 10 grössten Städten des Landes nicht die 28%- Marke, wobei der Wert gesamtschweizerisch zwischen 2% und 84% liegt.

Unter den 10 grössten Städten des Landes weist Lausanne den grössten Anteil an erneuerbarer Energie (28%) auf, gefolgt von Zürich (24%) und Basel (24%). Diese Ergebnisse sind zu einem grossen Teil umfassenden Fernwärmenetzen zu verdanken. Diese Netze sind grundlegende Werkzeuge, um den Energiewandel zu meistern, und deshalb sehen die Städte in den nächsten Jahren grosse Investitionen in diesem Bereich vor. In den ländlichen und Berggebieten scheint es einfacher, eine Energiebeschaffung in Betracht zu ziehen, die gegenüber der Umwelt respektvoller und von einem Energieimport weniger abhängig ist. In dichten besiedelten Gebieten hingegen wurden Netzenergien und individuelle fossile Heizungen wegen ihres geringen Platzbedarfs und ihrer hohen Energiedichte eingesetzt. Eine andere verfügbare Karte stellt diese Situation dar, wo die importierte Energie in Bezug zur lokal produzierten Energie abgebildet wird.

Durch den Wärmeverbrauch des Gebäudeparks generierte Treibhausgas-Emissionen

Mit seiner Klimastrategie 2050, welche sich auf den Energieperspektiven 2050+ abstützen, hat der Bundesrat beschlossen, die Emissionen von THG bis 2050 auf Netto-Null (Klimaneutralität) zu reduzieren, um die Ziele des Pariser Übereinkommens zu erfüllen. Diese Ziele finden dabei in jedem THG- ausstossenden Bereich Anwendung.
Wie weiter oben erwähnt repräsentiert der Gebäudepark eine entscheidende Rolle bei der Reduktion des Kohlenstoffausstosses. Die Lösung dazu ist eine Reduktion des Energieverbrauchs gekoppelt mit der Beschaffung von Energie besserer Qualität mit weniger THG- Emissionen. Eine interaktive Karte, welche die Situation der THG- Emissionen8 in Bezug zum Wärmebedarf des Gebäudeparks darstellt, kann auf der Website von Navitas Consilium konsultiert werden.

Zusammenhang zwischen dem Anteil erneuerbarer Energie und den Treibhausgasemissionen

Die THG-Emissionen sind im Beschaffungsmix des Gebäudeparks in einem hohen Masse mit dem Anteil erneuerbarer Energie gekoppelt. In den Gebieten, in denen erneuerbare Energien mehr zur Anwendung kommen, sind die THG-Emissionen gesamthaft geringer. Unter den grossen Städten der Schweiz stösst Bern die wenigsten THG in Bezug zur Fläche seines Gebäudeparks aus, gefolgt von Zürich, Basel, Lausanne und Biel. Die Städte, die einen Anteil von unter 10% erneuerbarer Energie aufweisen, erzeugen gesamthaft einen höheren Ausstoss an THG.

Wie die von Navitas Consilium veröffentlichten Karten aufzeigen, können die Zustände von einer Gemeinde zur anderen stark variieren, abhängig vom geografischen Umfeld und den umgesetzten Massnahmen zur Klimaneutralität. Insgesamt hat der Gebäudepark der schweizerischen Gemeinden noch Nachholbedarf, bis die Ziele des COP 26, bei der die Schweiz Mitunterzeichnerin ist, erreicht werden. Diese Ziele beinhalten kohlenstofffreie Emissionen und ein Anteil von 100% erneuerbarer Energie für die Wärmeproduktion.

Die interaktive Karte ist hier verfügbar: https://www.navitas-consilium.com/de/zero-carbone

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