Risikomanagement – ein Gebot der Stunde auch für KMU

Risikobeurteilung und Einschätzung der möglichen Kosten ist nicht nur ein Thema von Grossunternehmen. Verantwortliche von kleinen und mittleren Unternehmen sollten sich systematisch Gedanken über Risiken machen. Unerwartete Kosten, beispielsweise bei Produktionspannen, können viele Unternehmen an den Rand des Ruins bringen.

Wie Nassim N. Taleb in seinem Buch «Der schwarze Schwan» darlegt, muss das Unmögliche gedacht und bewertet werden. Es müssen nicht so folgenschwere Ereignisse wie der Pferdefleischskandal oder der unerwartete Verlust eines Grosskunden geschehen. Unternehmen, die vorhandene Risiken nicht ausreichend beachten, erleiden nicht selten unerwartete Ereignisse mit teuren Folgen für Investoren, Inhaber und Mitarbeitende.

Risikomanagement auch ohne ISO 31000

 

Als Hersteller eines Produktes oder Erbringer einer Dienstleistung sind Sie für die versprochene Produkteund Dienstleistungsqualität verantwortlich und tragen bei Abweichungen die volle Verantwortung. Managementsysteme, welche sich an ISO 9000:2008 orientieren, müssen auch ohne ISO 31000:2009-Zertifikat Risiko- und Fehleranalysen beinhalten. Interne und externe Risiken müssen von der GL benannt und beurteilt werden. Für jeden Risikofaktor müssen Massnahmen festgelegt sein, die Fehler aktiv vermeiden und Risiken wirklich minimieren. Fast wichtiger ist zu wissen, wie auf die Auswirkungen einer Fehlleistung auf die Kundenbeziehung, den Ruf oder die Umwelt reagiert werden soll.

Beispiele für Risiko-Aspekte

 

Mit den folgenden drei Beispielen möchte ich wichtige Risikoaspekte im praktischen Geschäftsumfeld beleuchten.

 

Lieferantenbeziehungen: Die Verarbeitung fehlerhafter Produkte verursacht nicht nur hohe Kosten für die Behebung oder Garantiearbeiten, sondern verärgert auch Ihre Kunden. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit dem Einkauf oder ein ISO-Zertifikat birgt Risiken. Die Folgen der Unterschätzung dieses Themenkreises können Sie in regelmässigen Abständen in der Presse lesen. Nur persönlich durchgeführte Audits beim Lieferanten können das Unternehmensrisiko reduzieren und die Produkte- und Leistungsqualität garantieren. Bei solchen Gelegenheiten könnten Sie neben der Optimierung der Kundenbeziehung und Produktsicherheit auch über zukünftige gemeinsame Entwicklungen diskutieren, was Ihre Stellung als Kunde vertieft.

 

Eigene Produktion: Auch wenn Ihr Unternehmen noch nie einen Rückruf oder Nachbesserung wegen eines Produktfehlers durchführen musste, ist eine permanente Analyse von möglichen Risiken durch die Geschäftsleitung angezeigt. Dank zertifizierter Prozesse kann eine hohe Produktsicherheit erwartet, nicht aber garantiert werden. Ungeachtet der Brillanz interner Prozessplanung können durch menschliche Unzulänglichkeiten oder fehlende Prüfungen der Komponenten unerwartete Fehler an Ihren Produkten entstehen. Nur ein Qualitätsmanagement-System, welches möglichst alle Risikoaspekte aktiv bewirtschaftet, ist als wirksames Führungsinstrument anzusehen. Muss es doch den Schutz des Know-hows, die kundenorientierte Produktentwicklung und die Stellung Ihrer Unternehmung im Markt sichern.

 

Kundenbeziehungen: Um das Risiko von Kundenverlusten zu reduzieren, muss je nach Unternehmung die Geschäfts-, Verkaufsoder Entwicklungsleitung periodisch Kunden zu einem intensiven Gespräch über Erfahrungen und zukünftige Bedürfnisse einladen. Das Managementsystem schreibt möglicherweise Kundenumfragen vor. Leider zeigt die Geschäftsleitung beim Audit in der Praxis oft stolz administrativ ermittelte Erhöhung der Zufriedenheit in %. Trotz Verbesserungen bei den Standardwerten bleibt das Risiko des Kundenverlustes bestehen, vielleicht weil er sein Geschäftsfeld neu ausrichten musste und Sie ihm möglicherweise nicht mehr die richtigen Produkte liefern können. Ihr Verkauf bemerkte die Veränderungen wegen der Fokussierung auf Bestellungsaufnahme nicht. IT- und CRM-Systeme liefern leider nur statistische Werte aus der Vergangenheit. Um einen ausreichenden Bezug zu gesellschaftlichen und marktbezogenen Tendenzen zu erhalten, binden die Systeme betriebswirtschaftlich oft nicht begründbare Ressourcen für die Betreuung. Ohne persönliche Kontakte stehen die richtigen Informationen leider selten zur Verfügung.

Schlussfolgerung

 

Verantwortliche in den Unternehmen spüren Risiken, die schmerzhafte Kosten verursachen können, persönlich aktiv auf und bewerten diese seriös. Es gehört zur Aufgabe des Managements, einen Plan zur Vermeidung und die optimale Bearbeitung eines Schadenfalls durch Risiken im Unternehmen vorzubereiten. Durch die gezielte Information/ Schulung der Mitarbeitenden über die vorgesehenen Massnahmen werden sich diese zunehmend persönlich für die Qualitätssicherung und Innovation verantwortlich fühlen. Professionelle Beratung zur Einführung und Schulung eines aktiven Risikomanagements ist eine Investition in die Sicherheit und Marktfähigkeit Ihres Unternehmens.

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