Sind Bio-Konsumenten gut im Bild?

Wie steht es mit der Risikowahrnehmung beim Kauf von Lebensmitteln? Das war eines der Themen am diesjährigen Schweizer Lebensmitteltag. Ueli Steiner, CEO von bio.inspecta, hat uns in der Networking-Zone drei Fragen zum Verhalten beim Kauf von Bio-Produkten beantwortet. Hier seine Ein-schätzungen.

Sind Bio-Konsumenten gut im Bild?

 

 

Herr Steiner, wie gut wird der Konsument heute Ihrer Beobachtung nach über Bio informiert?
Ueli Steiner: Das ist je nach Absender der Information unterschiedlich. Grundsätzlich sind drei Quellen zu unterscheiden: Information durch die Industrie, die Verbände und die Medien.

 

  • Aus meiner Sicht informieren die Industrie sowie die Retailer und Handelsunternehmen in der Werbung und am Verkaufspunkt sehr sachlich und umfassend. Das ist sicher der Hauptgrund, weshalb sich Bio konsequent durchgesetzt hat.

 

«Das Bienensterben in China zeigt, wohin übermässiger Pestizid-Einsatz führen kann.»

 

  • Bei den Verbänden fallen die Aktivitäten von Bio Suisse auf, insbesondere die Fernseh-Spots und auch die Jahres-Medienkonferenz, an der neutral und transparent informiert wird. Grosse Schritte in die richtige Richtung hat in den letzten Jahren auch der Schweizerische Bauernverband gemacht. Er lanciert regelmässig Reportagen über Bio-Bauern, und man erfährt Neues aus der Bio-Szene. Der Präsident des SBV ist selbst Bio-Bauer.
  • Für die Medien ist Bio definitiv aus der Nische herausgewachsen. Das belegen die vielfältigen Berichterstattungen. Aus meiner Sicht werden die Konsumenten in den Print- wie in den elektronischen Medien sehr differenziert und korrekt informiert.

 

Sie stellen den Info-Lieferanten also ein gutes Zeugnis aus. Wie beurteilen Sie denn den Informationsstand des durchschnittlichen Konsumenten?
Ja, gewiss, entscheidend ist natürlich, ob die Informationen ankommen. Ich sehe hier drei Aspekte:

 

  • Nachhaltig und umweltbewusst denkende Menschen sind meines Erachtens heute sehr gut im Bild. Aufmerksame Konsumenten nutzen die zahlreichen Möglichkeiten, sich transparent zu informieren. Man kauft so immer mehr Bio-Produkte.
  • Bei den eher skeptisch eingestellten Konsumenten ist festzustellen, dass die gelieferten Informationen noch nicht vollständig greifen. Bio wird da häufig mit Produkten aus der Region verglichen. Man argumentiert, diese seien besser als von weit entfernt «hergekarrte» Bio-Produkte. Dieser Punkt verdient Beachtung, denn der Verbrauch an grauer Energie ist in jedem Fall und immer zu berücksichtigen.
  • Generell erkennen viele Konsumenten noch etwas zu wenig, dass Bio-Produkte nicht nur gesund für den Verbraucher sind, sondern vor allem auch positiv für die Umwelt. Das Bienensterben in China zeigt ja, wohin übermässiger Pestizid-Einsatz führen kann.

 

Wie würden Sie folgende drei Handlungsweisen mit je einem Beispiel vervollständigen? Erstens: Der Konsument ist gut beraten und handelt vorsichtig, …
… wenn er beim Kauf von Kosmetik und von Reinigungsmitteln prüft, ob diese natürlich hergestellt oder sogar in Bio-Qualität verfügbar sind. Diverse nachhaltige Labels, wie zum Beispiel Natrue (www. natrue.org) stellen sicher, dass die Produkte umweltverträglich her­ gestellt sind und verträgliche Inhaltsstoffe haben.

 

Der Konsument handelt eher naiv, …
… wenn er meint, Bio-Produkte würden nur in der Schweiz produ-ziert. Dem ist nicht so. Durch die wachsende Nachfrage werden viele Produkte international hergestellt und in die Schweiz im-portiert.

 

Der Konsument handelt gleichgültig, …
… wenn er ignoriert, dass der Schutz der Umwelt in der Produktion von Nahrungsmitteln immer wichtiger wird. Die Produktion von bio-logischen Produkten berücksichtigt den sehr hohen Anspruch an Um-weltschutz und Nachhaltigkeit. In der Tat: Bio kann nicht einfach je-dermann!

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