Arbeitnehmer Rankings – was sagen sie uns dieses Jahr?

Was ist den Arbeitnehmern am Wichtigsten? Worauf legen sie Wert in Zukunft – lässt sich dies überhaupt aufgrund eines Rankings wie von "Universum Daten" erschliessen?

Ein Ranking der attraktivsten Arbeitgeber hat für Ingenieure eine neue „Nummer 1“ gefunden – die SBB! Gleichwohl sind die Bedürfnisse der Arbeitnehmer unterschiedlich. (Bild: depositphotos)

Auch 2018 haben rund 8000 Schweizer Arbeitnehmer mit akademischem und nicht-akademischem Hintergrund im durchschnittlichen Alter von Mitte 30 an der landesweit grössten Studie zu den attraktivsten Arbeitgebern teilgenommen. Dabei haben sich einige Langzeittrends bestätigt, aber auch neue Befunde ergeben. Klar ist aber, Schweizer Arbeitnehmer bewegen sich in eine eindeutige Richtung und Arbeitgeber sollten sich dessen bewusst werden. Einige, wie „Universums Daten“ zeigen, sind es schon.

Google bleibt attraktivster Arbeitgeber für IT und Wirtschafts-Professionals. Vom 1. Platz verdrängt wurde der IT Gigant allerdings bei den Ingenieuren, neu ist hier die SBB auf Platz 1.

Gut zwei Drittel der Firmen in den Top 20 haben ihren Hauptsitz in der Schweiz! Bei Betriebswirtschaftlern belegen nach Google gleich 6 Schweizer Firmen die obersten Plätze, allen voran Nestlé, Migros, SWISS und die Swatch Group. Auch im IT Bereich sind Schweizer Firmen sehr gut vertreten. Swisscom ist zweitatraktivster Arbeitgeber für IT und Logitech, SBB, SWISS, UBS und die Migros sind alle in den Top 10.

Nun sind diese Rankings natürlich ein wertvoller Indikator dafür, dass diese Unternehmen Jahr für Jahr stark in Ihre Arbeitgeberattraktivität investieren, doch sie sagen noch viel mehr aus über das aktuelle (und zukünftige!) Klima unter Schweizer Arbeitnehmern.

Trends im Schweizer Arbeitsmarkt

Nebst der allgemeinen Präferenz bei welchem Arbeitgeber es sich am besten arbeiten lässt, haben Universums Ergebnisse auch eindeutige Tendenzen zum “Wieso” geliefert.

Möglichst schnell viel Geld verdienen komme was wolle, das war einmal. Heutige Arbeitnehmer haben viel höhere bzw. niedrigere Ansprüche – das kommt auf die Perspektive an. Der Wertewandel der Generationen ist klar am Arbeitsplatz angekommen. So sind Dinge wie das Verlangen nach Respekt oder Teamorientiertheit vor allem in den technischen Berufen drastisch gestiegen. Im Ingenieur- und IT-wesen gleich um rund 10% zum Vorjahr.

Für erstere Gruppe ist es zudem im Vergleich zu 2017 bedeutend wichtiger persönliche Interessen mit dem Job vereinbaren zu können. IT’ler legen besonders Wert auf ein kreatives und dynamisches Arbeitsumfeld sowie auf Innovation. Bei Professionals im Bereich Betriebswirtschaft zeichnet sich ein ähnliches wenn auch nicht ganz so markantes Bild ab. Auch hier wird signifikant mehr Wert auf Kreativität und Innovation am Arbeitsplatz gelegt, wenn auch attraktive Zusatzleistungen und Aussicht auf einen hohen Zukunftslohn doch noch eine wichtigere Rolle spielen als bei den „Techies“.

All jene Bewegungen deuten bereits darauf hin, dass es Berufstätigen heute weniger um Prestige und mehr um Wohlbefinden und Zufriedenheit im Job geht. Bestätigen tun dies folgende Bewegungen: Ingenieure sind weniger an der finanziellen Absicherung ihrer professionellen Zukunft interessiert. Das Bedürfnis nach einem Vorgesetzten der einen konkret in der beruflichen Entwicklung fördert, ist nicht nur bei Ingenieuren gesunken, sondern auch bei IT’lern (um über 10%).

Zudem sind Arbeitstätige in technischen Feldern weniger empfänglich dafür sich im Arbeitsumfeld mit internationalen Klienten oder Kollegen auszutauschen. All dies ist allgemein als sinkendes Interesse an einer steilen Karriere zu deuten.

Eindeutige Richtungsgebung in Sachen Karrierevorstellungen

Sollten obige Trends noch nicht genug sein um aufzuzeigen, dass sich die aktuelle Arbeitskraft in eine andere Richtung bewegt als noch jene vor 10 Jahren, bringen folgende Erkenntnisse bestimmt endgültig Klarheit. Alle angesprochenen Gruppen von Berufstätigen haben dieses Jahr ein bedeutend stärkeres Interesse daran autonom und unabhängig zu arbeiten. Gleichzeitig hat in jeglicher Hinsicht der Wunsch nach einer leitenden Position drastisch abgenommen. Allen voran bei den IT’lern, hier ist jenes Verlangen um ganze 11% gesunken. Wenn man bedenkt, dass besonders IT’ler finanziell auch in nicht-leitenden Positionen ohnehin gut da stehen, ist dies durchaus nachvollziehbar. Arbeitnehmer im Bereich IT verdienen nämlich im Schnitt 12’000CHF mehr pro Jahr als Ingenieure. Der finanzielle Anreiz die Karriereleiter zu erklimmen, wird damit langsam aber sicher beerdigt. Was zählt ist das richtige Umfeld, angenehme Bedingungen und eben die spannenden, attraktiven und innovativen Projekte.

Diese Ergebnisse sind lediglich Bestätigung einer bereits bestehenden und weitaus grösseren Bewegung. Arbeitskräfte wollen keine starke Hierarchie, sich am Arbeitsplatz nicht eingeschränkt fühlen und Priorität ist, bedeutungsvolle Arbeit zu leisten. Zudem geht es um Transparenz, Respekt und Balance im Leben. Der Job soll mit fortschreitender Digitalisierung nicht näher ins Leben rücken, sondern umgekehrt.

Zeitgemässe Arbeitgeber

Arbeitgeber wie die AXA oder die Bundesverwaltung haben dies begriffen und sind bereits sehr erfolgreich im Umsetzen einiger dieser Bewegungen. Diese beiden Arbeitgeber werden beispielsweise als solche mit besonders flexiblen Arbeitsbedingungen wahrgenommen. Weiter unterstützen gemäss den befragten Professionals die Stadt Zürich, SRG SSR, IKEA und die Mobiliar besonders die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Die Bundesverwaltung und die Stadt Zürich werden für ‘Respekt am Arbeitsplatz’ anerkannt. Die Mobiliar sowie die Postfinance werden speziell als Organisationen mit Vorgesetzten die die Entwicklung ihrer Mitarbeiter fördern wahrgenommen.

Nun ist es kein Geheimnis, dass die Schweiz zwar ein kleines Land ist, aber in Sachen Firmenstärke  bei den ganz Grossen mitmischt. Wie sehen also unsere heimischen Trends und Bewegungen auf globalem Niveau aus? Arbeitnehmer in technischen Berufen favorisieren auch global gesehen klar Faktoren wie Innovation und Kreativität am Arbeitsplatz und tendieren auch des Öfteren zu herausfordernden oder bedeutungsvollen Aufgaben.

Globale Ausrichtung

Auch bei den wirtschaftlichen Berufen ergeben sich global gesehen Parallelen. Sicherheit im Beruf sowie Work-Life Balance sind weltweit extrem wichtig. Als Unterschied zu Schweizer Arbeitnehmern in wirtschaftlichen Berufen, lässt sich auf globaler Ebene sagen, dass Professionals hier noch mehr Interesse an leitenden Positionen haben und eher den Wunsch nach einer internationalen Karriere hegen. “Daraus ist zu folgern, dass die Schweizer Arbeits- bzw. Lebensqualität durchaus geschätzt wird und sich somit in den Wünschen und Erwartungen an den Arbeitgeber niederschlägt.”, fügt der Studienverantwortliche Leo Marty an.

Besonders für jüngere Generationen wird auch beim Betrachten weltweiter Trends klar, Furcht vor Mangel an Work-Life Balance (Gen Y 36%) und zu hohen Stress Levels (Gen Z 58%), sind nur zwei der Gründe warum sich Arbeitnehmer immer weniger für Führungspositionen bzw. eine grosse Karriere interessieren. Dieselben Generationen haben zudem am meisten Angst davor in einem Job ohne Möglichkeiten zur Weiterentwicklung stecken zu bleiben. Insgesamt ist die momentane Arbeitskraft – in der Schweiz und weltweit – daran die für sie relevanten Werte mit zur Arbeit zu bringen. Für Arbeitgeber heisst das: Es ist Zeit für eine Neuorientierung des Arbeitsplatzes.

Hier weitere Informationen zum Universum Professional Ranking und zum Global Ranking

 

 

 

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