Managementsysteme im Kontext der Unternehmenskultur
Wenn Managementsysteme in der Praxis scheitern, liegt dies selten an der Dokumentation oder den eingesetzten IT-Tools. Der entscheidende Schlüsselfaktor für ein funktionierendes und gelebtes Managementsystem – sei es für Qualität, Umwelt, Sicherheit oder andere Bereiche – sind die gelebten kulturellen Werte im Unternehmen.
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Control 2025: Themenfokussiert, international und zukunftsgerichtet
Verantwortliche für Qualitätssicherung erwarten mit Spannung die 37. Control, internationale Fachmesse für Qualitätssicherung (QS). Sie findet vom 6. bis 9. Mai 2025 in Stuttgart statt. Traditionell fokussiert das wichtige Branchenevent Qualität, Relevanz und ein hohes fachliches Niveau.
Thomas Berner - 16. April 2025
Vom 6. bis 9. Mai lädt die Control 2025 Qualitätssicherungs-Profis zum Messebesuch ein. (Bild: Control Messe / Schall Messen)
Die Vorbereitungen auf die Control 2025 gehen in die letzte Phase. Vom 6. bis 9. Mai 2025 treffen sich in Stuttgart Anbieter und Anwender von Lösungen für die Qualität eines Produktes, eines Prozessablaufs oder einer Dienstleistung. Das Messeunternehmen P. E. Schall plant die internationale Fachmesse für Qualitätssicherung, die verschiedene Messtechnik-Arten abbildet und branchenübergreifend relevant präsentiert, in den vier Hallen 3, 5, 7 und 9 des Stuttgarter Messegeländes. Das Themenspektrum umfasst die Bereiche Vision, Bildverarbeitung, Sensorik sowie Mess- und Prüftechnik samt modernster Software und Auswertetechnologie.
Control Quality Talk 2025 diskutiert über KI in der QS
Die künstliche Intelligenz wird an der diesjährigen Messe eine wichtige Rolle spielen. So sind KI-Systeme zu einem wichtigen Technologie-Trend in der Qualitätssicherung geworden. Aussteller, Fachbesucher und Gäste werden denn auch in diesem Jahr die Erstausgabe eines neuen Veranstaltungsformats im Rahmen des Messeprogramms erleben – den Control Quality Talk 2025. Unter der Überschrift «KI in der QS – Wird die Zukunft fehlerfrei? KI als Turbo für Wirtschaftlichkeit und Effizienz» wird eine Diskussionsrunde mit namhaften Experten über KI in der Qualitätssicherung sprechen. Es soll diskutiert werden, welche KI-Systeme schon existieren, welche bereits in der Industrie zum Einsatz kommen und welche konkreten Effekte sie hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Effizienz zeigen. Ausserdem soll erläutert werden, inwieweit zukünftige KI-Systeme den Weg für fehlerfreie Produkte und Prozesse im Rahmen einer Vollautomatisierung ebnen und die QS vereinfachen. Zu den Diskussionsteilnehmern gehören Dr.-Ing. Ira Effenberger, Gruppenleiterin beim Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Dr.-Ing. Ralf Christoph, Geschäftsführer und Inhaber von Werth Messtechnik, Florian Schwarz, CEO CAQ AG Factory Systems, sowie Dr. Christian Wojek, Head of AI, Zeiss IQS. Moderiert wird die Gesprächsrunde von Dr.-Ing. Peter Ebert, Chefredakteur des Fachmediums «inVISION». Aussteller, Fachbesucher und Gäste werden aus diesem Gespräch viele Hintergrundinfos und weitere Inspiration mitnehmen, so die Erwartung der Veranstalter.
QS begünstigt die Herstellung sicherer Produkte
Qualitätssicherungs-Massnahmen sind für Unternehmen essenziell und zukunftsbestimmend. Gerade in Zeiten wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen ist der Stellenwert moderner QS-Lösungen hoch. Deshalb gehört die Control für viele Unternehmen zu den Messehighlights im Jahr. In allen Branchen ist es aktuell wichtiger denn je, die Vorteile der Digitalisierung, Vernetzung und intelligenten Auswertung von Informationen zu nutzen und innerhalb der täglichen QS-Prozesse umzusetzen. Denn neben den Möglichkeiten der Effizienzsteigerung in der Produktion begünstigt eine intelligente QS auch signifikant die Herstellung sicherer Produkte. Somit geht es um die Reduzierung potenzieller Fehlerkosten und Mehrarbeit sowie eine hohe Kundenzufriedenheit, ebenso um die Aufdeckung verborgener Fehler in der Wertschöpfungskette, die Vermeidung rechtlicher Folgen und oftmals auch direkt die Verhinderung von Gefahr für Leib und Leben. Ob Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Energiewende, E-Mobilität oder Automatisierung: Kaum einer der aktuellen Megatrends lässt sich ohne die Digitalisierung von Prozessen und Produktionsverfahren rund um die QS bewältigen. Somit tragen moderne QS-Massnahmen unmittelbar dazu bei, viele Herausforderungen von globaler Wichtigkeit zu meistern.
TOP-Rahmenprogramm mit Sonderschau und Fachforum
In den Arbeitsabläufen der industriellen Produktion reichen die QS-Massnahmen inzwischen bis hin zur Vollautomatisierung auch der Prüfprozesse; sie werden schneller und effizienter, sie erfolgen inline und integriert in unterschiedlichste Abläufe. Vor allem bei der Beschleunigung von Messprozessen, der Messdatenauswertung sowie bei der weiteren Automatisierung leisten zunehmend KI-Systeme Unterstützung. Sie haben die QS-Branche schon tief durchdrungen und werden an vielen Stellen der Messe thematisiert. Fachbesucher haben traditionell auf der Control die Möglichkeit, über ein hochkarätiges Rahmenprogramm Up-to-date-Informationen zu erhalten und neue Kontakte zu knüpfen. Dazu gehört das Fachforum mit themenspezifischen und praxisrelevanten Referaten ebenso wie die Sonderschau «Berührungslose Messtechnik» des Fraunhofer-Geschäftsbereichs Vision, das in diesem Jahr bereits zum 19. Mal durchgeführt. Die Sonderschau zeigt an zentraler Stelle Technologien, Applikationen und Systemkomponenten aus dem Bereich der berührungslosen Mess- und Prüftechnik und hat sich als Marktplatz der Innovationen sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Messebesuchern etabliert. Die Sonderschau bietet Interessenten und potenziellen Anwendern zum einen eine erste Orientierungshilfe bei der Auswahl einer geeigneten Technologie zur Bewältigung eigener Prüfaufgaben. Denn die Performance und Flexibilität moderner Systeme wächst ständig. Immer grössere Skalenbereiche werden abgedeckt und neue Anwendungsfelder erschlossen. Durch die rasante technische Entwicklung ist es für Anwender nicht einfach, sich am Markt zu orientieren und eine geeignete Auswahl im Hinblick auf den eigenen Bedarf zu treffen. Neben dieser ersten Orientierungshilfe bieten die Aussteller am Sonderschau-Stand auch komplette berührungslose Mess- und Prüfsysteme an, an denen Besucher mit konkreten Aufgabenstellungen Lösungsmöglichkeiten vorfinden.
Unverzichtbare persönliche Kontakte
Die Veranstalter zeigen sich optimistisch, trotz eher trüben wirtschaftlichen Aussichten: «Wir freuen uns auf die Control 2025, sie wird wieder ein erstklassiges Branchentreffen», so Bettina Schall, Geschäftsführerin des Messeveranstalters P. E. Schall. «Bei diesem traditionellen Event der Expertencommunity werden viele neue Fachinformationen ausgetauscht und wichtige neue Geschäftskontakte geknüpft. Deshalb ist das persönliche Gespräch auf der Messe so wichtig.» Aussteller, darunter auch 25 Firmen aus der Schweiz, treffen auf der Control vorinformierte Fachbesucher, die fundiertes Fachwissen über Messtechnik mitbringen. Die konkrete Veranschaulichung und direkte Erläuterung am Objekt, das qualitativ hohe Besucherniveau, der Brückenschlag aus der Forschung in die Industrie und nicht zuletzt der persönliche Kontakt machen die Messe für viele Branchenbeteiligte unverzichtbar. n
Der kanadische Hersteller Polyrix zeigt auf der Control 2025 (Halle 9 Stand 9205) seine PolyScan V-Serie für die vollautomatische In-Prozess-Kontrolle. Das «V» stehe dabei für «Vielseitigkeit», erklärt das Unternehmen. Durch die Anpassung der Scaneinheit an ein bestimmtes Teil oder eine komplexe Anwendung können Hersteller hochpräzise Messtechnik nahtlos in ihre Produktionsprozesse integrieren. Vorgestellt werden die bewegungslosen PolyScan Surround 3D-Scanner. Dabei handelt es sich um Multisensor-Messsysteme, die eine umfassende dreidimensionale Erfassung eines breiten Spektrums von Komponenten ermöglichen. Mit dem Schwerpunkt auf Geschwindigkeit, Einfachheit und Zuverlässigkeit eignet sich das PolyScan-System für die dimensionelle Inspektion, die prozessbegleitende Qualitätssicherung sowie die Prüfung von Bauteilen, Werkzeugen und Modellen.
Die 135-jährige Rausch AG Kreuzlingen mit ihren Niederlassungen in Deutschland, Österreich und Italien ist die schweizerische Premiummarke für Haar- und Hautpflege mit exklusiven Kräuterextrakten. Nach Jahrzehnten mit diversen QM-Subsystemen setzt man seit 2020 auf die Websoftware Improve − mit überzeugenden Effizienzgewinnen.
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Compliance Management in der Lieferkette
Viele Unternehmen wie auch die Gesetzgeber in Europa haben erkannt, dass in vielen Organisationen der grösste Hebel für die Verbesserung von Nachhaltigkeitsaspekten bei den beschafften Gütern, das heisst in der Beschaffung, liegt. Dementsprechend liegen gesetzliche und andere Anforderungen an die Lieferkette im Trend und stellen Betriebe zunehmend vor Herausforderungen.
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Kreislaufwirtschaft im Praxistest
Die Kreislaufwirtschaft setzt auf eine verlängerte Lebensdauer von Produkten sowie die Schonung von Rohstoffen durch Reparatur, Wiederverwendung, Recycling und Upcycling. Das zieht eine grundlegende Neugestaltung von Geschäftsprozessen und Unternehmensstrategien nach sich und benötigt neue Standards.
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Der digitale Produktpass kommt
Im Zuge des «Green Deals» der EU werden verschiedene neue Regulierungen auf den Weg gebracht. Dazu gehört auch die Einführung eines digitalen Produktpasses (DPP). Was auf den ersten Blick nach viel Bürokratie klingt, kann aber auch als Chance, z. B. für das Qualitätsmanagement, genutzt werden.
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Resilienz: Dialog, Beziehung, Haltung
Es scheint eine nahezu inflationäre Verwendung für den Begriff «Resilienz» zu geben. Egal, ob psychisch oder physisch, individuell oder als Gruppe: Mehr Resilienz kann man immer fordern. Doch was verbirgt sich dahinter? Wo ist die Balance zwischen Innen und Aussen? Gibt es da einen Unterschied oder eine Abhängigkeit?
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Integrales Resilienz-Management als unternehmerische Chance
Nach einer Krise resilient zu sein bedeutet mehr, als nur zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Es geht um die Fähigkeit von Organisationen, aus ungünstigen Ereignissen bis hin zu Krisen zu lernen, gestärkt daraus hervorzugehen und Unvorhersehbares künftig besser zu meistern.
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Managementsysteme am Limit?
Können die ESG (Environmental, Social and Governance)-Pflichten auf den Themenkomplex «EHS» (Environment, Health and Safety) abgestützt werden? Ein paar wesentliche Aspekte sprechen dagegen.
Grosse Publikumsgesellschaften, Banken und Versicherungen müssen in der Schweiz seit dem Geschäftsjahr 2023 Berichte über nichtfinanzielle Belange veröffentlichen. Seit 2024 müssen die Unternehmen auch ihre Klimaauswirkungen offenlegen, wie sie in der Verordnung zur Klimaberichterstattung festgelegt sind. Mehr noch: Ende Juni 2024 eröffnete der Bundesrat eine Vernehmlassung zu weiteren Bestimmungen über die Berichterstattungspflichten. Analog wie in der EU sollen noch mehr Unternehmen über die Risiken ihrer Geschäftstätigkeit in den Bereichen Umwelt, Menschenrechte und Korruption berichten und darlegen, welche Massnahmen sie diesbezüglich ergreifen.
Viele Unternehmen stehen nun vor der Frage: Lässt sich die Evaluation solcher ESG-Pflichten in bestehenden EHS-Managementsystemen integrieren? Oder braucht es dazu noch zusätzliche Efforts? Die Antworten darauf sind nicht einfach. Es lohnt sich deshalb, die Themenkomplexe «ESH» und «ESG» einander gegenüberzustellen.
Sichere und umweltfreundliche Betriebs- und Produktionsprozesse, Ressourcenschonung (z. B. «Cradle-to-Grave»-Optimierungsansätze oder «Cradle-to-Cradle»-Kreisläufe) sowie die Vermeidung kritischer Ereignisse und damit Vermeidung monetärer sowie reputationsbezogener Kosten sind in vielen Unternehmen etabliert. Solche EHS-Steuerungskonzepte sind häufig institutionalisiert in Form der Zertifizierungssysteme nach ISO 14001 und ISO 45001. In ihnen spielt nebst Leitbild, Umwelt- oder Sicherheitspolitik, kontinuierlichem Verbesserungsprozess (KVP) sowie Anwendung messbarer Indikatoren und Ableitung von Kennzahlen auch die Compliance eine zentrale Rolle. In Audits wird etwa geprüft, ob die standortspezifischen Betriebsprozesse so ausgestaltet sind, dass beispielsweise die Heizungssysteme die geltenden Grenzwerte nach Luftreinhalte-Verordnung (LRV) nicht überschreiten oder ob Abwässer gemäss Gewässerschutzverordnung (GSchV) behandelt werden. Weitere Punkte sind auch die gesetzeskonforme Chemikalienlagerung und Abfallentsorgung. Im Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutzbereich geht es darum, Mitarbeitende z. B. vor gefährlichen mechanischen Einwirkungen infolge einer suboptimalen Installation oder unsachgemässer Handhabung zu schützen. Es gäbe viele weitere EHS-Beispiele. Allen ist gemeinsam, dass die potenziellen Einwirkungen oder Ressourcenverbräuche mehrheitlich einen intern-lokalen oder regionalen Charakter haben. Auf internationale Liefer-/ Wertschöpfungsketten bezogene Aspekte, das «Upstream» sowie die Konsum- und End-of-Life-bezogenen Themen, das «Downstream», bleiben hier aussen vor.
ESG: Thematisch, geografisch und Stakeholder-bezogen erweitert
Im Gegensatz dazu hat ESG einen globalen, universell-diversen Anspruch: So meinen zwar «E» und «S» im Terminus ESG prinzipiell die gleichen oder ähnliche Konzepte wie im Fall EHS, sie weiten aber den Bezugsrahmen auf die globale Ebene aus. Vorgelagerte Prozesse, die als Teil der Lieferkette mit der Missachtung von Umweltauflagen oder Menschenrechten einhergehen, werden mit dem Nachhaltigkeits-Teleskop gesucht, identifiziert und unter dem Mikroskop so genau wie möglich seziert, bewertet, die notwendigen Schlüsse gezogen und Massnahmen ergriffen. Nachgelagerte Prozesse werden ebenfalls zumindest angedacht (z. B. hinsichtlich eines modularen Produktdesigns und damit besserer Reparierbarkeit). Mit dem «G» schliesslich in der Bedeutung einer integren, vorbildlichen und ethischen Unternehmensführung wird der Begriff der Nachhaltigkeit auf das Ethisch-Philanthropische ausgeweitet.
In die Stakeholder-zentrierte Nachhaltigkeitsstrategie und -politik werden Investoren und Entscheidungsträger involviert sowie Hersteller weit «stromaufwärts» in der Lieferkette einbezogen. Ferner werden Preisstrukturen etabliert, die existenzsichernde Löhne in Niedriglohnländern zulassen, mit lokalen Behörden anderer Staaten oder NGOs werden Vereinbarungen z. B. zur Unterstützung des Bildungswesens getroffen. «Stromabwärts» werden Konsumentenorganisationen konsultiert, um z. B. Re-, Upcycling oder Reuse bestimmter Güter zu initiieren oder zu etablieren. Der ESG-Anspruch nach gesamtgesellschaftlicher Verantwortung kontrastiert mit den durchaus auch vorhandenen eigennützigen ESG-Treibern zur Positionierung als «nachhaltige» Firma zwecks Steigerung von Reputation, Umsatz und Shareholder-Value.
Welche Erlasse und Pflichten gelten? Durchblick schwierig
Die Rechtskonformität in Sachen ESG im Rahmen von ISO 14001 und ISO 45001 herzustellen, greift also zu kurz. Diese Normen fordern zwar die Identifizierung der anwendbaren Vorschriften, Status-Quo-Analysen, die Formulierung von Massnahmen und deren Überprüfung im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung. Die Legal Compliance Evaluation bleibt dabei ein Schlüsselkriterium für die erfolgreiche Zertifizierung, beschränkt sich aber auf die EHS-Kriterien und berücksichtigt die globalen Aspekte zu wenig. Hinzu kommt auch: Während die Pflichten auf noch mehr Unternehmen erweitert werden – es sei denn, die in die entgegengesetzte Richtung weisenden EU-«Omnibusgesetze» treten in Kraft –, wächst parallel dazu auch der Berg an Gesetzen und Verordnungen, die berücksichtigt werden müssen (z.B. CSDDD, CSRD, CBAM). Das bedeutet, dass man eine Orientierungslösung braucht, um wesentliche Regularien auf dem Radar zu haben, laufende Änderungen zu monitoren und Massnahmen definieren zu können. Das Beratungsunternehmen IPSO ECO identifizierte rund 40 zentrale schweizerische und europäische Erlasse. Hieraus wurden die wichtigsten unternehmensrelevanten, konkreten Artikel als separate Fragemasken aufbereitet und in sinnvolle Themen- und Subthemenkreisen eingeordnet. Eine solche benutzerfreundliche elektronische Lösung in Form einer Checkliste kann als Evaluationstool dienen. Es sollte heute zur Grundausstattung einer guten Unternehmensführung gehören. n
Autor
Niklaus Renner, dipl. Umwelt-Natw. ETH, ist Bereichsleiter Compliance Management sowie Auditor SENS eRecycling bei IPSO ECO AG. www.ipsoeco.ch, www.complyant.ch
Design trifft Nachhaltigkeit: Kreislaufwirtschaft neu gedacht
Davide Mastrodomenico ist Geschäftsführer der Girsberger AG, einem renommierten Schweizer Möbelhersteller. Im Interview mit der SAQ Swiss Association for Quality spricht er über zukunftsfähige Geschäftsmodelle, die Rolle von Design in der Kreislaufwirtschaft und warum der Tag der Schweizer Qualität ein Ort für echte Inspiration ist.
Herr Mastrodomenico, was bedeutet Qualität für Sie im Kontext der Möbelbranche?
Davide Mastrodomenico: Möbel sollen ästhetisch ansprechend, funktional und langlebig sein. Sie müssen den Alltag über Jahre hinweg bestehen – ohne an Charakter oder Komfort zu verlieren.
Sie werden am Tag der Schweizer Qualität über die Umsetzung einer ressourcenschonenden Vision sprechen. Was steckt dahinter?
Unsere Vision zeigt sich im Bereich Remanufacturing: Wir verlängern die Lebensdauer von Möbeln durch Überarbeitung – und dies markenunabhängig. Das ist einzigartig. In unserer Königsdisziplin «Upcycling» entstehen massgefertigte Lösungen aus bestehenden Wertstoffen. Gemeinsam mit Architekt:innen und Designer:innen entwickeln wir hochwertige Möbel ohne optische oder qualitative Kompromisse. Die Lösungen müssen sowohl für Kund:innen als auch uns wirtschaftlich interessant sein – denn Nachhaltigkeit kann nur langfristig erfolgreich sein, wenn sie sich auch rechnet.
Für dieses Engagement wurde die Firma Girsberger mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 ausgezeichnet. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand aus dem Wunsch, unseren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Ursprünglich boten wir Reparaturen nur für eigene Produkte an. Die wachsende Nachfrage führte dazu, das Angebot herstellerunabhängig auszuweiten. Der Weg dahin war herausfordernd – sowohl technisch als auch kommunikativ. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, denn die Idee, Möbel aufzuarbeiten, statt zu ersetzen, war alles andere als selbstverständlich. Heute spüren wir, dass sich das Denken verändert.
Das Motto des TSQ 2025 lautet «Mit Weitblick durchstarten». Wie interpretieren Sie dieses Thema in Bezug auf ihre Arbeit bei Girsberger?
Für mich bedeutet das: nicht kurzfristig zu agieren, sondern langfristige, tragfähige Lösungen zu entwickeln. Kreislaufwirtschaft ist dabei zentral. Unser Ziel ist es, Materialien wiederzuverwenden, anstatt sie zu entsorgen. Dazu braucht es nicht nur technisches Know-how, sondern auch Mut, neue Wege zu gehen. Unsere Manufakturen mit hoher handwerklicher Kompetenz sind dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Wie überzeugen Sie Kund:innen von Remanufacturing gegenüber dem Neukauf?
Wir zeigen, dass aufgearbeitete Möbel genauso hochwertig und individuell sein können wie neue Produkte. Durch Workshops, transparente Kommunikation und ökologisch wie ökonomisch attraktive Angebote schaffen wir Vertrauen. Viele Möbel, die wir aufarbeiten, haben eine Substanz, die heutigen Standards oft überlegen ist.
Wie sichern Sie die Qualität der aufgearbeiteten Möbel?
Durch strenge Kontrollen und Fachkräfte, die ihr Handwerk beherrschen. Wir verwenden ausschliesslich hochwertige Materialien und gewährleisten dieselbe Qualität wie bei Neuware – inklusive voller Garantie.
Haben Sie ein Beispiel für ein gelungenes Projekt?
Ein Highlight ist das Upcycling-Projekt «ReCollection ZH» für den Kanton Zürich. Gemeinsam mit der Baudirektion und der Universität Zürich entwickelten wir eine Kollektion aus eingelagerter Büroeinrichtung. Statt Entsorgung entstanden daraus Soft-Seating-Möbel für Aufenthaltsbereiche – ressourcenschonend und kostengünstig. Die ReCollection ZH wurde in den kantonalen Beschaffungskatalog aufgenommen und setzt ein starkes Zeichen für nachhaltiges Bauen.
Welche Trends erwarten Sie für die Möbelbranche?
Remanufacturing und Upcycling werden weiter an Bedeutung gewinnen – ebenso wie Leasing- und Sharing-Konzepte und daraus auch Second-Hand-Angebote. Digitale Technologien werden helfen, Prozesse zu verbessern und die Umsetzung von Kreislaufkonzepten zu fördern.
Welche Synergien sehen Sie zwischen der Möbelbranche und anderen Industrien?
Die Möbelbranche profitiert von Synergien mit Architektur, Materialwissenschaft und Technik. Vor allem mit der Architektur entstehen nachhaltige Gesamtkonzepte – durch gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Know-how. Auch die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern in Spezialgebieten bringt hilfreiche Synergien.
Warum sollte man den TSQ 2025 nicht verpassen?
Weil der Event eine Plattform für Austausch, Inspiration und konkretes Lernen bietet. Die Teilnehmenden profitieren von Einblicken in andere Branchen und umgesetzte Konzepte. Dies wiederum liefert wertvolle Inspiration für eigene Lösungen.
Vielen Dank, Davide Mastrodomenico, für die inspirierenden Einblicke. Ihr Engagement zeigt, wie Qualität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und wie man Qualität neu denkt.
Zur Person
Davide Mastrodomenico trat 2002 in das Unternehmen Girsberger ein und entdeckte seine Leidenschaft für hochwertige Möbel. Er leitete erfolgreich die Geschäftsbereiche Customized Furniture und Remanufacturing, die er massgeblich prägte und ausbaute. Seit Mitte 2023 ist er Geschäftsführer der Girsberger AG mit Verantwortung für die Märkte Schweiz und Frankreich.
Tag der Schweizer Qualität 2025
Der Tag der Schweizer Qualität wurde 2008 von der SAQ Swiss Association for Quality ins Leben gerufen. Ziel der Veranstaltung ist es, einen branchenübergreifenden Austausch zum Thema Qualität als einen der Grundpfeiler der Schweizer Wirtschaft zu fördern. Organisiert wird der jährlich stattfindende Kongress von der SAQ Swiss Association for Quality in Zusammenarbeit mit Shift Switzerland. Der nächste Tag der Schweizer Qualität findet am 13. Mai in Bern statt.
Durch die schnelle Entwicklung der künstlichen Intelligenz werden dem Qualitätsmanagement neue Möglichkeiten eröffnet. Von automatisierten Prüfverfahren bis hin zu proaktiver Fehlervermeidung bietet KI neue Potenziale, Qualitätsstandards zu optimieren, zu harmonisieren und gleichzeitig die Rolle des Qualitätsmanagers tiefgreifend zu verändern.
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«Frische Ideen und starke Begegnungen»
Am 13. Mai 2025 findet in Bern wieder der Tag der Schweizer Qualität statt. Auch dieses Jahr wird Andrea Vetsch die Moderation übernehmen.
Andrea Vetsch ist seit vielen Jahren das Gesicht vom Tag der Schweizer Qualität (TSQ) und bringt als Moderatorin Menschen und Themen zusammen. Im Interview mit Prisca Zammaretti, Geschäftsführerin von SAQ, spricht sie über ihre Sicht auf Qualität, die Herausforderungen der Moderation und ihre persönlichen Highlights.
Prisca Zammaretti: Andrea, der Begriff «Qualität» klingt oft abstrakt. Was bedeutet er für dich – beruflich und privat?
Andrea Vetsch: Qualität ist für mich in der Arbeit gleichbedeutend mit Sorgfalt, Korrektheit und Genauigkeit. Bei der Tagesschau muss jedes Wort stimmen, deshalb arbeiten wir mit dem 6-Augen-Prinzip. Zwei weitere Personen – ProduzentIn und «Korrektur-Dienst» – überprüfen die Moderationen sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Privat steht die Gesundheit für mich an erster Stelle – das ist für mich die ultimative Qualität im Leben.
Du moderierst den Tag der Schweizer Qualität schon seit mehreren Jahren. Was begeistert dich immer wieder an dieser Aufgabe?
Für mich ist jede Moderation wie eine Weiterbildung. Ich lerne unglaublich viel – sei es über Kreislaufwirtschaft, New Work oder Kreativitätstechniken. Es ist auch spannend zu sehen, welche Themen andere Unternehmen bewegen. Diese Vielfalt macht grossen Spass!
Wie bereitest du dich auf die Moderation vor? Hast du bestimmte Rituale?
Ich telefoniere vorab mit allen Personen, mit denen ich auf der Bühne längere Gespräche führen werde – das schafft Vertrauen und eine gute Basis. Am Tag selbst versuche ich, gut ausgeruht zu sein, und bin dankbar, dass sich jemand um Haare und Make-up kümmert. So kann ich mich voll auf den Inhalt der Moderation konzentrieren.
Ein ganzer Kongresstag – wie bleibst du ruhig und souverän?
Die grösste Herausforderung ist, die Konzentration und Frische über den gesamten Tag hinweg aufrechtzuerhalten. Ausgeschlafen zu kommen, ist dabei essenziell. Eine gute Vorbereitung schafft Sicherheit. Ich habe festgestellt, dass mir kurze Pausen an der frischen Luft besonders guttun.
Was macht für dich eine gute Moderation aus, gerade bei einem komplexen Thema wie Qualität?
Eine gute Moderation nimmt die Menschen mit und greift die Fragen auf, die auch im Publikum entstehen. Sie ist abwechslungsreich – mal ernst, mal humorvoll – und schafft es, hinter die Fassade des Gegenübers zu blicken. Das Wichtigste: Es muss ein echter Austausch entstehen, etwas, das berührt und bewegt.
Gibt es einen Moment auf der Bühne, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die Neurowissenschaftlerin Barbara Studer zeigte uns am letzten TSQ, wie befreiend es ist, die Komfortzone zu verlassen – so sehr, dass wir spontan gemeinsam «Blowing in the Wind» auf der Bühne gesungen haben. Auch Kathrin Lehmann, ehemalige Spitzensportlerin und Unternehmerin, beeindruckte mit ihrer Bodenständigkeit und Nahbarkeit. Ihre Botschaft, wie wichtig es ist, Erfolge zu feiern, hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Dieses Jahr lautet das Motto des TSQ «Mit Weitblick durchstarten». Was bedeutet das für dich persönlich?
Weitblick nehme ich mir in diesem Jahr besonders zu Herzen: Im April mache ich eine einmonatige Reise, um neue Perspektiven zu gewinnen und Energie zu tanken. Dabei werde ich reflektieren, was mir wichtig ist und welche Ziele ich noch erreichen möchte.
Das Thema KI ist allgegenwärtig. Welche Rolle spielt sie in deiner Arbeit als Moderatorin und Medienschaffende?
Ehrlich gesagt, ich bin da «old school»: Ich habe bisher noch nie Tools wie ChatGPT oder Ähnliches genutzt.
Abschliessend: Warum sollte man sich den TSQ nicht entgehen lassen?
Der TSQ liefert neue Impulse, bringt dich raus aus deiner Bubble und bietet die Gelegenheit, inspirierende Menschen und Projekte kennenzulernen. Und natürlich: Networking!
Das sind spannende Einblicke, Andrea. Es ist beeindruckend, wie du Qualität auf und neben der Bühne lebst und den Tag der Schweizer Qualität bereicherst. Vielen Dank für das inspirierende Gespräch!
Zur Person
Andrea Vetsch studierte Germanistik, Publizistik und Sozialpädagogik in Zürich. Seit 2005 moderiert sie die Tagesschau, mit Stationen bei «Schweizweit» und «10vor10». Seit 2020 ist sie nach einem Unterbruch wieder das Gesicht der Tagesschau Hauptausgabe. Den Tag der Schweizer Qualität begleitet sie seit 2021 als Moderatorin.
Tag der Schweizer Qualität
Der Tag der Schweizer Qualität wurde 2008 von der SAQ Swiss Association for Quality ins Leben gerufen. Ziel der Veranstaltung ist es, einen branchenübergreifenden Austausch zum Thema Qualität als einen der Grundpfeiler der Schweizer Wirtschaft zu fördern. Organisiert wird der jährlich stattfindende Kongress von der SAQ Swiss Association for Quality in Zusammenarbeit mit Shift Switzerland.