Elektronisches Patientendossier: Südostschweiz ist gestartet
Kurz vor Jahresende kommt Bewegung ins elektronische Patientendossier (EPD): Auch die Bevölkerung in der Südostschweiz kann jetzt ein solches eröffnen. In Neuenburg geht es ebenfalls vorwärts, vorerst für Personen mit Diabetes.
Roger Strässle - 15. November 2021
Mit dem elektronischen Patientendossier sind alle relevanten Gesundheitsdaten rasch und einfach ersichtlich. Bildquelle: www.mondossiersante.ch
Am nationalen Digitaltag vom 10. November galt es ernst und die für die Region Südostschweiz zuständige eSanita ging mit ihrem elektronischen Patientendossier «auf den Markt». Seither kann die Wohnbevölkerung der Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, Glarus, Graubünden und St. Gallen ein persönliches EPD eröffnen. Gemäss eSanita können interessierte Personen bei einer der rund 40 offiziellen Eröffnungsstellen in ihrer Region vorstellig werden. Eine Anleitung, wie das Verfahren funktioniert, stellt der Anbieter auf der Website eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Eröffnung zur Verfügung.
Auch Neuenburg mit EPD
Kürzlich hat auch der Kanton Neuenburg sein EPD lanciert. Das Produkt dort läuft unter der Bezeichnung «Mon Dossier Santé». Das neuenburgische elektronische Patientendossier basiere auf der Post E-Health Plattform, schreibt der Gelbe Riese. Die Umsetzung erfolgt im Kanton schrittweise. Eine erste Umsetzungsphase betreffe die Patientinnen und Patienten mit Diabetes. Die Ausweitung von «Mon Dossier Santé» auf die Neuenburger Gesamtbevölkerung soll im Frühling 2022 erfolgen, wie es heisst.
Impf-Dokumente: EPD als sicherer Aufbewahrungsort
Die Stiftung meineimpfungen.ch hat vor wenigen Tagen ihren ehemaligen Nutzerinnen und Nutzern die Impfdaten zugestellt. Als neuer und sicherer Aufbewahrungsort für diese Daten biete sich das elektronische Patientendossier an, wie E-Health Suisse, die Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kanton, schreibt. Bei der digitalen Krankenakte seien die eindeutige Personenidentifikation und die Zugriffe klar geregelt. Man empfehle deshalb, alle erhaltenen Impf-Dokumente ins EPD abzulegen, sobald in der Region ein solches zur Verfügung stehe, so E-Health Suisse.
Normen für Industrie 4.0 werden international erarbeitet
Die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) delegiert Schweizer Expertinnen und Experten in internationale Gremien, damit diese ihr Know-how im Zusammenhang mit Industrie 4.0 einbringen.
Was regeln Normen? Um diese Frage zu beantworten, muss man den Normungsprozess kennen. Die SNV stellt für die Thematik Industrie 4.0 keine Schweizer Normen auf. Sie ist aber in ein internationales Netzwerk eingebunden und delegiert Schweizer Expertinnen und Experten in internationale Normenkomitees. Diese Fachleute bringen ihre Ideen und Expertise in weltweite Normungsorganisationen ein, etwa in die ISO, IEC, CEN, CENELEC sowie in weitere internationale Zusammenschlüsse. Gleichzeitig ermöglicht die Mitarbeit den Beteiligten, bereits früh von den neuesten Diskussionen und Entwicklungen Kenntnis zu haben und diese für die eigene Organisation zu nutzen. Denn Normen entwickeln sich aus der Praxis für die Praxis. Der Wissensvorsprung kann speziell auch im Bereich Industrie 4.0 dazu beitragen, dass sich ein Schweizer Unternehmen sehr früh auf die neuesten Entwicklungen ausrichten kann.
Die Normung steht für offene Systeme
Industrie 4.0 basiert auf dem rasanten Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologien. Entsprechend vielfältig und komplex ist dieses Gebiet. Damit wird auch klar, dass es kaum Normen gibt, die den gesamten Bereich der Industrie 4.0 abdecken. Zu verschieden sind benötigte Maschinenteile, Verbindungsstücke, Steuerungen oder andere digitale Elemente. Die Normung engagiert sich deshalb vor allem im Bereich des Datenaustauschs, damit einzelne Systeme miteinander kommunizieren können. Denn Industrie 4.0 soll letztlich zu einer effizienten und Ressourcen schonenden Produktion führen. So meldet beispielsweise das System, dass ein Bohrer nach weiteren 100 Bohrungen ersetzt werden muss. Da dieser rechtzeitig bereitgestellt werden kann, gibt es keine Ausfallzeiten. Auch Fehlproduktionen werden vermieden, weil der Bohrer ersetzt wird, bevor er fehlerhaft bohrt. Das Teil wird aber nicht wie früher beim routinemässigen Service ersetzt, sondern erst wenn es wirklich verbraucht ist. Mit Sensoren wird der Bohrer überwacht. Sobald ein Grenzwert überschritten ist, schickt dieser eine Meldung an den «digitalen Zwilling» der Maschine. Über Internet kann diese Information von überall abgerufen werden oder je nach System wird sogar eine automatische Bestellung ausgelöst.
Dieses Zusammenspiel, die Interoperabilität der einzelnen Elemente ist also zentral. Dafür braucht es professionelle Software, die auf standardisierten Schnittstellen basieren und so den Datenaustausch und dadurch die gewinnbringende Datennutzung ermöglichen. Es gibt zwar Unternehmen, die im Sinne eines One-Stop-Shop ihre Produkte bewusst so gestalten, dass sie nicht mit anderen kompatibel sind. Damit möchten sie Kundinnen und Kunden dazu bringen, nur ihre Produkte zu benutzen. Das mag seine Vorteile haben, schafft aber zugleich auch Abhängigkeiten oder schränkt die Möglichkeiten ein. Und wenn man davon ausgeht, dass im Bereich der Industrie oft individuelle Lösungen gesucht werden müssen, dann ist das Verknüpfen von standardisierten Elementen mit speziell gefertigten Komponenten nur mit offenen Systemen möglich, die über Schnittstellen verknüpft werden können. Die Normung zielt entsprechend darauf ab, vor allem bei diesen Schnittstellen eine möglichst gute Kompatibilität zu erreichen, um eine grösstmögliche Flexibilität zur erhalten. Weitere Themen der Normung im Bereich Industrie 4.0 sind Datensicherheit, Integration und Automation der Systeme, künstliche Intelligenz und Sicherheitsaspekte im Zusammenspiel von Maschinen und Mitarbeitenden.
Die Zukunft ist schon da
Unternehmen, ob klein oder gross, kommen langfristig kaum darum herum, sich mit Industrie 4.0 zu beschäftigen und in diese Richtung zu investieren. Tun sie es nicht, wird sich dies über kurz oder lang nachteilig auswirken. Denn Mitstreiter werden kostengünstiger produzieren können, da Industrie 4.0 zu einer effizienteren und ressourcenschonenderen Produktion führt. Normen ermöglichen, dass Anlagen zu einem späteren Zeitpunkt erweitert oder einzelne Komponenten modernisiert werden können.
SN EN ISO/IEC 27001:2017 – Informationstechnik – Sicherheitsverfahren – Informationssicherheits-Managementsysteme – Anforderungen
IEC PAS 63088:2017 – Smart manufacturing – Reference architecture model industry 4.0 (RAMI4.0)
ISO/IEC 21823-Normenreihe – Internet of things (IoT) – Interoperability for IoT systems
ISO/IEC 30161:2020 – Internet of Things (IoT) – Requirements of IoT data exchange platform for various IoT services
Studie liefert Massnahmen gegen Personalmangel
Stress am Arbeitsplatz und schlechte Rahmenbedingungen waren bereits vor der Pandemie ernstzunehmende Themen im Schweizer Gesundheitswesen. Dies zeigen die neusten Resultate einer nationalen Studie der Berner Fachhochschule. Sie liefert Lösungen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die aktuelle Pandemie führt deutlich vor Augen, wie wichtig eine gut funktionierende Gesundheitsversorgung mit genügend Fachpersonen ist, wie die Berner Fachhochschule Gesundheit schreibt. Doch bereits vor Sars-CoV-2 hatte das Gesundheitswesen mit Fachkräftemangel, frühzeitigen Berufsaustritten und schlechten Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz zu kämpfen. Um die Stressquellen, Stressreaktionen und daraus entstehende Langzeitfolgen im Arbeitsalltag von Gesundheitsfachpersonen in der Schweiz zu erfassen, startete die Berner Fachhochschule (BFH) Gesundheit im Jahr 2017 das nationale Projekt «Work-related Stress among Health Professionals in Switzerland», kurz STRAIN (siehe Kasten). Die Studie erhebe nicht nur empirische Daten, sondern liefere auch Lösungsansätze für die Praxis, um die Missstände langfristig zu reduzieren, heisst es in der Medienmitteilung.
Erste Resultate zur Arbeitsbelastung im Gesundheitswesen
Die Resultate der Studie zeigen den arbeitsbedingten Stress im Gesundheitswesen auf: Demnach können 28 % der Hebammen und 21 % der Ärzt*innen im Arbeitsalltag ihre gesetzlich festgelegten Pausenzeiten selten bis nie einhalten. Bei den Ärzt*innen sind 24 % von einem starken bis sehr starken Konflikt zwischen Arbeits- und Privatleben betroffen. 13 % der Pflegenden leiden an einer Beeinträchtigung des Alltags aufgrund von Wirbelsäulenbeschwerden. Und 15 % der Pflegenden denken mehrmals im Monat oder sogar täglich daran, den Beruf frühzeitig zu verlassen. Das STRAIN-Projektteam habe das Auftreten eines Stressors und dessen tatsächliche Auswirkung auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden untersucht. Die wichtigsten Zusammenhänge stellten die Forschenden laut Studie bei der Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, der fehlenden Entwicklungsmöglichkeit und dem Verhalten der direkten Vorgesetzten fest.
Schulung der Führungskräfte kann Stressoren und Langzeitkonsequenzen reduzieren
Basierend auf diesen Resultaten identifizierte das Projektteam der BFH Gesundheit sieben Handlungsfelder, um ein optimales und gesundes Arbeitsumfeld für Gesundheitsfachpersonen zu schaffen, und entwickelte ein zweitägiges Schulungsprogramm für die Führungspersonen im Gesundheitswesen. Bei diesem zweitägigen Programm tauschten sich die Anwesenden ausserdem in multiprofessionell zusammengesetzten Gruppen zum Thema Stress aus und erarbeiteten eigene Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Wie eine erste Auswertung der Intervention zeigt: Haben mehr als 70 Prozent der Führungspersonen einer Organisation am Schulungsprogramm teilgenommen, hat sich dies ausschliesslich positiv auf Stressoren und Langzeitkonsequenzen ausgewirkt.
Verbesserung der Rahmenbedingungen ist entscheidend
Um Gesundheitsfachpersonen langfristig gesund und zufrieden im Beruf halten zu können, sei eine Verbesserung der Rahmenbedingungen entscheidend. Die Studie zeige, dass einerseits effektive Massnahmen für eine gute Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, eine Optimierung der Arbeitslast und Führungsstrukturen zentrale Themen seien. Andererseits seien auch klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten, bessere Entwicklungsmöglichkeiten sowie ein stärkerer Fokus auf eine positive Feedback- und Fehlerkultur wichtig. Führungspersonen spielen bei der Umsetzung dieser Massnahmen im Praxisalltag eine zentrale Rolle, wie es ferner heisst.
Folgeprojekt in den Startlöchern
Das STRAIN-Projekt geht in die nächste Runde und heisst neu STRAIN 2.0. Das Folgeprojekt biete interessierten Organisationen die Möglichkeit, die Stressoren am Arbeitsplatz sowie daraus resultierende Langzeitfolgen bei allen Gesundheitsberufen jährlich zu erfassen. Ziel sei es, eine regelmässige und schweizweite Datengrundlage zu arbeitsbedingtem Stress und den Rahmenbedingungen in allen Gesundheitsberufen zu schaffen. Dabei würden nicht nur Daten erhoben, sondern auch die evidenzbasierten Empfehlungen weiterentwickelt, um Gesundheitsorganisationen gezielte und nachhaltige Lösungsansätze zur Reduktion der Arbeitsbelastung sowie zur Optimierung der Rahmenbedingungen bieten zu können.
Quelle: BFH
Work-related Stress Among Health Professionals in Switzerland
Die Studie «Work-related Stress among Health Professionals in Switzerland» (STRAIN) der Berner Fachhochschule Gesundheit erfasste über den Zeitraum 2017 bis 2021 die unterschiedlichen Stressquellen und Stressreaktionen sowie daraus entstehende Langzeitfolgen im Arbeitsalltag von Gesundheitsfachpersonen in der Schweiz. Das 15-köpfige STRAIN-Projektteam setzt sich interprofessionell aus Mitarbeitenden dreier Hochschulen zusammen; der Berner Fachhochschule BFH, der HES-SO Fachhochschule Westschweiz und der Fachhochschule Südschweiz SUPSI. Die STRAIN-Studie sei momentan die grösste Interventionsstudie im Schweizer Gesundheitswesen. Sie umfasst laut Angaben über 160 teilnehmende Akutspitälern, Rehabilitationskliniken, Psychiatrien, Alters- und Pflegeheime sowie Spitex Organisationen aus allen Sprachregionen. Ziel der Studie sei es, die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zu verbessern und Gesundheitsfachpersonen langfristig gesund und zufrieden im Beruf halten zu können.
CH-Unternehmen im Aufschwung – neue Risiken am Horizont
Die Schweizer Wirtschaft nimmt gemäss CFO-Umfrage von Deloitte weiter Fahrt auf, die Risikoeinschätzung verändert sich jedoch stark. Momentan liegen 60 Prozent der Unternehmensumsätze wieder auf oder über Vorkrisenniveau. Die wirtschaftlichen Aussichten für die nächsten zwölf Monate schätzen die Befragten als positiv ein. Gleichzeitig belasten Lieferengpässe, Fachkräftemangel, Preisdruck und eine drohende Inflation die Aussichten.
Die grosse Mehrheit (83 %) der befragten Chief Financial Officer (CFO) in der Schweiz ist sich einig: Die hiesige Wirtschaft wird in den nächsten zwölf Monaten weiter wachsen. Das ist der dritthöchste Wert seit der ersten Durchführung der Deloitte CFO-Umfrage im Jahr 2009. Lediglich vier Prozent der befragten CFOs rechnen mit einem Abschwung.
«Die Schweizer Wirtschaft hat zwar temporär stark gelitten. Dank gezielten Staatsinterventionen und einer insgesamt robusten und breit abgestützten Struktur wird sie insgesamt aber gestärkt und rascher als viele andere OECD-Länder aus der Pandemie hervorgehen», sagt Reto Savoia, CEO von Deloitte Schweiz. «Das ist eine sehr positive Nachricht, vorausgesetzt, weder die Politik noch die Unternehmen ruhen sich jetzt auf ihren Lorbeeren aus, sondern reagieren konsequent auf die neue Risikolage.»
Unternehmensaussichten überwiegend sehr positiv
Die 114 befragten CFOs gehen davon aus, dass ihre zentralen Kennzahlen für die nächsten zwölf Monate ansteigen; das gilt für Anzahl der Mitarbeitenden, Umsätze sowie Investitionen. Hohe 79 Prozent der befragten Finanzchefinnen und Finanzchefs rechnen für die nächsten 12 Monaten mit einem Umsatzwachstum und nur 7 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Über die Hälfte der CFOs (53%) rechnet damit, in den kommenden zwölf Monaten mehr Leute einzustellen als ihr Unternehmen verlassen. Besonders stark dürften gemäss den CFOs Ausgaben für Marketing, Events oder Geschäftsreisen steigen. Einzig bei der Margenentwicklung hat der Anteil der positiv gestimmten CFOs abgenommen.
Weiter gaben zum Umfragezeitpunkt im September 2021 60 Prozent der CFOs an, dass ihre Umsätze wieder auf oder über dem Vorkrisenniveau liegen, knapp doppelt so viele wie im März (34%). Vor Jahresfrist lag dieser Anteil noch bei 18 Prozent. «Viele Unternehmen haben die Krise eigentlich überwunden und wieder genug Aufträge. Sie können diese aber oft nicht vollständig erfüllen, da ihnen Material und Personal fehlt. In der Folge steigt der Druck auf die Margen», erklärt Alessandro Miolo, Managing Partner für Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.
Lieferprobleme und Fachkräftemangel
«Die Risiken für Unternehmen haben sich innerhalb eines halben Jahres so massgeblich verändert wie noch selten», sagt Alessandro Miolo (siehe Grafik). Zum ersten Mal geben die CFOs ihre ganzen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Material- und Informationsfluss vom Einkauf bis zur Auslieferung als grösstes Unternehmensrisiko an, wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen schreibt.
Die komplexen und stark globalisierten Lieferketten waren weder auf eine globale Pandemie noch auf das aktuell starke Nachfragewachstum vorbereitet. «Krisen mit ähnlichen Auswirkungen auf den globalen Handel wie die Corona-Pandemie können sich jedoch wiederholen. Mit einer doppelt so grossen Aussenhandelsquote wie im OECD-Durchschnitt, sind stabile und nachhaltige Lieferketten für die Schweiz besonders wichtig. Die Politik sollte darum die Vereinfachung und Digitalisierung des Zollsystems weiter vorantreiben und den Freihandel mit Abkommen absichern – und die Unternehmen müssen ihre Lieferanten und den Vertrieb aktiver bewirtschaften sowie die Digitalisierung der Lieferketten-Netzwerke vorantreiben», erklärt Miolo weiter.
Produktivität muss stärker steigen
Neben den allgemeinen Sorgen um die Lieferkette, steigenden Rohstoffpreisen sowie fehlenden Transportkapazitäten sei der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden wieder ein grosses Thema. «Die Probleme rund um Lieferketten und Fachkräfte ergeben zusammen mit dem Druck auf die Margen sowie der steigenden Inflation einen gefährlichen Risikococktail, der nicht einfach zu verdauen ist», so Miolo.
Der Fachkräftemangel sei in der Risikobewertung der CFOs um ganze 15 Plätze nach oben geschnellt, schreibt Deloitte. Für Unternehmen mit ambitionierten Wachstumsplänen sei es daher zentral, dass die wichtigen Mitarbeitenden im Unternehmen bleiben würden. «Darüber hinaus brauchen Unternehmen auch Erleichterungen bei der Rekrutierung von internationalen Spitzenkräften, denn die Bewilligungsprozesse sind kompliziert und aufwendig, und erfolgreiche ausländische Uniabgänger verlassen das Land in grosser Zahl. Unternehmen müssen zudem weiterhin in neue Technologien investieren – wie das viele während der Pandemie erfolgreich getan haben. Das sollte auch dazu beitragen, das Produktivitätswachstum endlich wieder anzukurbeln und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen», führt Deloitte-CEO Reto Savoia aus.
Das Rennen um den Swiss Medtech Award 2022 ist gestartet. Der begehrte Innovationspreis der Schweizer Medtech-Branche wird zum fünften Mal ausgeschrieben. Das Preisgeld wird von ursprünglich 50’000 auf 75’000 Franken erhöht.
Swiss Medtech fordert die Schweizer Medtech-Branche auf, sich mit innovativen Leistungen für den Award zu bewerben. Den Sponsoren Lichtsteiner Stiftung, Straumann Gruppe und Ypsomed habe sich neu Sonova angeschlossen, heisst es beim Schweizer Medizintechnikverband. Damit könne man das Preisgeld von 50’000 auf 75’000 Franken erhöhen.
Die Sonova Holding AG ist eine auf Hörlösungen spezialisierte international tätige Schweizer Unternehmensgruppe mit Sitz in Stäfa. «Wir wollen Menschen Lebensqualität schenken. Das ist unsere Motivation. Diese wollen wir in unserem Engagement für den Swiss Medtech Award mit Gleichgesinnten teilen», sagt Juryvertreter Andi Vonlanthen, Group Vice President Research & Development bei Sonova. «Der Swiss Medtech Award gewinnt Jahr für Jahr an Bedeutung. Das zeigt auch unsere Partnerschaft mit den vier Sponsoren. Dieses starke Bekenntnis zur Branche freut mich sehr», sagt Peter Biedermann, Geschäftsleiter Swiss Medtech.
Welche Anforderungen?
Die Bewerbungsfrist für den Award 2022 läuft bis am 30. Januar 2022. Nebst dem «Swissness»-Faktor gilt es noch andere Kriterien zu erfüllen. So muss beispielsweise auch die Wirkung und der Nutzen des Produkts, der Technologie oder des Verfahrens durch abgeschlossene Patientenstudien nachgewiesen sein (alle Kriterien hier).
Der Gewinner wird jeweils am jährlichen Swiss Medtech Day vor über 600 Gästen ausgezeichnet.
Ausfälle von Industriepumpen vorhersehen und Energieverbrauch senken
Gleich drei Unternehmen profitieren 2021 vom Wettbewerb CSEM Digital Journey: die Digitel SA, die neue Systeme zur Optimierung des Energieverbrauchs von Kälteanlagen entwickeln will, und die Schweizer Zucker AG und die Schweizer Salinen AG, die gemeinsam digitale Lösungen zur Vorhersage von Ausfällen bei Industriepumpen realisieren wollen. Bei beiden Gewinnern ist künstliche Intelligenz im Spiel.
Der 2018 lancierte Wettbewerb CSEM Digital Journey soll Schweizer KMU bei ihren Digitalisierungsprojekten unterstützen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt zu erhöhen.
Dieses Jahr ging ein Preis an die Digitel SA mit Sitz in Cugy (VD) und ein zweiter an die nationalen Zucker- und Salzproduzenten Schweizer Zucker und Schweizer Salinen, die gemeinsam kandidiert haben. Die beiden Gewinner können aus dem gesamten Kompetenz- und Technologiereichtum des CSEM schöpfen und erhalten eine individuelle technologische Unterstützung im Wert von je 100 000 Franken, wie das CSEM schreibt.
KI zur Schwachstellenerkennung von Industriepumpen
Schweizer Zucker beschäftigt in seinen Werken in Frauenfeld und Aarberg rund 250 Mitarbeitende, die während der Erntezeit pro Werk und Tag rund 10 000 Tonnen Zuckerrüben verarbeiten. Die Schweizer Salinen fördern, lagern und vertreiben jährlich bis zu 600 000 Tonnen Salz und stellen mit ihren drei Salinen in Schweizerhalle, Riburg und Bex die Salzversorgung der ganzen Schweiz sicher.
Mithilfe des CSEM wollen sich die beiden KMU nun einer gemeinsamen Herausforderung stellen: dem Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Vorhersage von Ausfällen bei ihren Industriepumpen, in denen verschiedene Arten von Flüssigkeiten zirkulieren – Schweizer Zucker beispielsweise besitzt mehr als 150 Pumpen auf insgesamt 50 Kilometer Rohrleitung. Zurzeit wird der Zustand der Pumpen nicht proaktiv überprüft, das verhindert eine Früherkennung von Defekten. Schwachstellen werden daher erst spät erkannt, was zu kostspieligen Ausfällen führen kann. Mit einer vorausschauenden Analyse könnten Defekte frühzeitig erkannt, Prozesse optimiert und Energie eingespart werden.
Energieverbrauch von Kälteanlagen senken
Das 1989 gegründete Unternehmen Digitel SA ist auf die Entwicklung und Vermarktung von Lösungen für die Regelung und Fernsteuerung von Kälteanlagen für den Lebensmittelgrosshandel, das Hotelgewerbe und die Industrie spezialisiert. Solche Anlagen sind sehr energieintensiv. In der Schweiz verbrauchen allein die Industrie, die Supermärkte und die Dienstleistungsunternehmen rund 11 000 GWh Strom, was einem Siebtel des gesamten Schweizer Stromkonsums entspricht.
Im Bewusstsein, dass dem so ist, hat Digitel bereits eine erste Lösung entwickelt, mit der übermässiger Stromverbrauch erkannt werden kann. Zusammen mit dem CSEM will das Unternehmen nun mithilfe künstlicher Intelligenz eine umfassende Energieeffizienzlösung auf den Markt bringen. Ziel ist es, den Endnutzern ein Werkzeug in die Hand zu geben, das den Energieverbrauch eines Anlagenparks kontinuierlich misst, Anomalien und deren Ursachen erkennt und meldet, sodass die Energiebilanz optimiert werden kann.
Diese Lösung könnte bei den Digitel-Anlagen, die bereits im Einsatz sind, schon sehr bald angewandt werden und Energieeinsparungen zwischen 5 und 10% erzielen.
«Für viele Schweizer KMU ist die Digitalisierung ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal im Bereich der Kundendienstleistungen. Wie die beiden Gewinner unseres Wettbewerbs zeigen, kann sie auch zur Kostensenkung beitragen, beispielsweise durch Reduzierung der technischen Ausfälle und Optimierung des Energieverbrauchs», erklärt Alexandre Pauchard, der CEO des CSEM. Der Wettbewerb CSEM Digital Journey richtet sich an Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden, deren finanzielle und personelle Ressourcen oft nicht ausreichen, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen.
Smartphone: Sechs Hinweise verraten einen Hackerangriff
Smartphones sind immer häufiger im Fokus von Cyberattacken. Manchmal bleiben die Taten der Kriminellen unentdeckt, doch oft gibt es Anzeichen dafür, dass das eigene Gerät betroffen ist. VPN-Vorreiter NordVPN hat sechs Auffälligkeiten ermittelt, die auf einen Hackerangriff hinweisen.
Die vermehrten Angriffe auf Smartphones überraschen nicht, schliesslich liegen heutzutage besonders auf Handys sensible Daten, mit denen Hacker ziemlichen Schaden anrichten können. Doch wie finde ich heraus, ob mein Smartphone betroffen ist? Die folgenden sechs von NordVPN ermittelten Anzeichen für ein gehacktes Smartphone sollten einen gründlichen Sicherheitscheck nach sich ziehen.
Starke Leistungseinbussen
Gerade neueste Smartphones sind wahre Hochleistungsmaschinen. Sinkt die Performance grundlos, ist daher in der Regel etwas faul: Apps, die nur sehr mühsam starten oder behäbig laufen, und ein Akku, der sehr schnell in die Knie geht, können Hinweise auf einen Hack sein: Schad- und Überwachungssoftware arbeitet häufig unsichtbar im Hintergrund und verbraucht Ressourcen.
Unbekannte Apps
Regulär heruntergeladene Apps können, selbst wenn sie aus vertrauenswürdigen Quellen stammen, ein Einfallstor für Schadsoftware sein. Viele kostenfreie Apps leben davon, Werbung externer Anbieter auszuspielen. Durch entsprechende Andockstationen, die die Entwickler im Code der Anwendung implementieren, können aber unter Umständen auch Hacker Zugriff auf das Handy erlangen. Tauchen nach der Installation einer App weitere unbekannte Anwendungen auf, könnte eine Sicherheitslücke vorliegen. Smartphone-Besitzer sollten in diesem Fall prüfen, welche Anwendungen, die sie selbst heruntergeladen haben, die Erlaubnis besitzen, weitere Apps zu installieren. Auch ein Auge auf den eigenen App-Katalog zu haben, gehört zum Sicherheits-Einmaleins.
Fehlerhafte Apps
Nicht nur unbekannte oder unsichtbare Anwendungen können einen Fremdzugriff auf das Smartphone deutlich machen. Ein Hackerangriff könnte auch der Grund sein, wenn zunächst alles normal erscheint, dann aber sonst einwandfrei funktionierende Apps nicht mehr starten oder sich bei der Nutzung ohne ersichtlichen Grund schliessen. Auch mysteriöse In-App-Käufe und Nachrichten in Messenger-Programmen, die nicht von einem selbst stammen, sind mögliche Anzeichen für die Ausnutzung einer Schwachstelle. Sicherheitslücken im System oder unvorsichtiges Nutzerverhalten, etwa das unbedarfte Öffnen von E-Mail-Anhängen, sind die üblichen Einfallstore für Cyberkriminelle.
Steigender Datenverbrauch
Ein weiterer Punkt, der auf Schadsoftware hindeuten kann, ist ein grösserer Verbrauch des Datenvolumens. Lassen sich extrem hohe Zahlen an genutztem Datentransfer nicht erklären, könnte eine Überwachungssoftware im Hintergrund arbeiten. Um ausufernde Kosten im Zweifel zu vermeiden, sollten Smartphone-Nutzer die Internetverbindung bis zur Bereinigung der Sicherheitslücke kappen.
Unerklärliche Werbung
Jeder, der im Internet unterwegs ist, kennt sie: Pop-up-Werbung. Auch auf Smartphones ist diese Art Werbung leider nicht unbekannt. Dennoch ist es eher ungewöhnlich, wenn plötzlich sehr viele Pop-up-Fenster auf dem Bildschirm auftauchen, obwohl möglicherweise gar keine Browser-App läuft. Spy- oder Malware könnte dann die Ursache sein.
Unheimliche Kameraphänomene
Der wohl untypischste, aber gleichzeitig unheimlichste Fall von Hacking-Aktivitäten steht im direkten Zusammenhang mit der Smartphone-Kamera. Bei gehackten Handys tauchen manchmal in den lokalen Dateiordnern Bilder und Videos auf, die nachweislich nicht selbst geschossen oder gedreht wurden. Ähnlich unheimlich und ein weiteres Zeichen für einen Fremdzugriff ist, wenn das Blitzlicht ständig von selbst an- und wieder ausgeht. Gerade die Software für Kameras und die damit zusammenhängende Hardware verbraucht grosse Ressourcen. Es kommt daher in der Regel zu unerklärlich grosser Hitzeentwicklung des Gerätes.
«Besteht der Verdacht eines Hacker-Angriffs, ist das Wichtigste, nicht in Panik zu geraten», betont Joanna Rusin-Rohrig, Country Manager DACH bei NordVPN. «Der erste Schritt zurück zur Sicherheit ist, die Passwörter zu ändern. Danach ist es eine gute Idee, eine Anti-Viren-Software zu installieren und einen Viren-Scan durchzuführen. Parallel können Handybesitzer natürlich auch auf eigene Faust nach verdächtigen und unbekannten Apps Ausschau halten und sie deinstallieren. Helfen diese Massnahmen nicht oder nur unzureichend, ist die letzte Möglichkeit, das Smartphone auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen.»
Eine neue PwC-Finanzstudie hat die Auswirkungen von Covid-19 auf die finanzielle Gesundheit der Leistungserbringer untersucht. Der pandemiebedingte Schaden 2020 beträgt 1,3 bis 1,5 Milliarden Franken. Nur 28 Prozent der Akutspitäler weisen 2020 ein positives Jahresergebnis aus.
Die Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2020» von PwC Schweiz thematisiert die finanziellen, strategischen und operativen Spuren, die Covid-19 bei den Leistungserbringern hinterlassen hat. Fakt ist: Die Pandemie hat das Gesundheitswesen enorm beansprucht.
Schmerzhafter Gesamtschaden
Bedingt durch die Pandemie mussten Schweizer Spitäler und Kliniken im Berichtsjahr 2020 einen finanziellen Gesamtschaden (vor Kantonsbeiträgen) von 1.3 Mrd. CHF bis 1.5 Mrd. CHF hinnehmen. Die Leistungserbringer gerieten ertragsseitig stark unter Druck. Die Akutsomatik verzeichnete durch das Verbot der elektiven Eingriffe im Frühjahr 2020 einen starken Umsatzrückgang. Besonders ausgeprägt war dieser im stationären Bereich mit Umsatzeinbussen gegenüber dem Vorjahr von minus 4.2%. Im ambulanten Bereich fiel der Rückgang mit minus 0.5% deutlich weniger stark aus. In den Psychiatrien lagen die Umsätze nur leicht unter dem Vorjahresniveau, während der Umsatz in der Rehabilitation deutlich zurückging.
Profitabilität eingebrochen
Die EBITDAR-Marge der Akutspitäler fiel gegenüber 7.0% im Vorjahr auf 5.3% in 2020. Damit lag sie deutlich unterhalb des von PwC definierten Mindestwerts von 10% und auf dem tiefsten Stand der letzten fünf Jahre. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den EBITDA-, EBIT- und Reingewinnmargen 2020. Nur 28% der untersuchten Akutspitäler wiesen für 2020 ein positives Jahresergebnis aus; für 2019 waren es noch 60%. Covid-19 hat klargestellt: Finanzielle Zielwerte und eine ausreichende Ertragskraft in normalen Jahren sind zentral, um Reserven für schwierige Jahre aufzubauen und Krisen eigenständig zu meistern. Schweizer Spitäler sollten aus eigener Ertragskraft überlebensfähig sein.
Nachholbedarf in der Digitalisierung
Die Pandemie hat die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens beschleunigt. Mit dem digitalen Covid-Zertifikat hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) wertet die kurzfristig entwickelten digitalen Instrumente zur Pandemiebekämpfung als Quantensprung in der digitalen Transformation der Gesundheitsbranche. Gleichzeitig sieht er grossen Nachholbedarf, etwa beim elektronischen Patientendossier.
Zusatzversicherungsmarkt in Bewegung
Die Leistungsträger müssen zeitnah Mehrleistungskonzepte erarbeiten, um ihre innovativen Leistungen verständlich zu beschreiben. In der Studie spricht Philomena Colatrella, CEO der CSS-Versicherungen, über das Potenzial von flexiblen und dynamischen Versicherungsprodukten mit einem starken Fokus auf die Behandlungsqualität.
Tarifsysteme der Zukunft
Ausgehend von der Historie der Tariflandschaft Schweiz denken die Autoren über das ambulante Tarifsystem der Zukunft nach. Seit einem knappen Jahrzehnt rechnen die Leistungserbringer im stationären Bereich über Fallpauschalen nach «Diagnosis Related Groups» (DRG) ab. Im Interview spricht Dr. med. Simon Hölzer, CEO der SwissDRG AG, der gezielten Weiterentwicklung der DRG-Kataloge ein grosses Entwicklungspotenzial zu (siehe hier, Seite 36). Die Experten sind sich einig, dass ein Tarifsystem der Zukunft Fehlanreize zwischen ambulanten und stationären Eingriffen eliminieren und mit ambulanten Pauschalen die Durchlässigkeit von stationär und ambulant sicherstellen muss.
Eine Initiative im Namen der Betroffenen
Mit der Patient Empowerment Initiative wollen zwei Versicherer und zwei Spitäler einen Meilenstein in Richtung qualitätsorientierter Vergütung setzen. Sie wollen in einem Pilotprojekt einen Anreiz setzen, Patientinnen und Patienten zu befähigen, faktenbasiert und damit gezielter zu entscheiden. Denn der vorherrschende Mengenwettbewerb im Schweizer Gesundheitswesen schafft Fehlanreize, wonach Behandlungsentscheidungen für die Betroffenen nicht immer optimal und im schlimmsten Fall schädlich sind. Das angestrebte Tarifsystem der Patient Empowerment Initiative stellt die Qualität und den Nutzen von Behandlungen ins Zentrum und will Über- oder Fehlversorgung reduzieren. Dabei übernehmen betroffene Personen eine aktivere Rolle in der Entscheidungsfindung ihrer Behandlung.
Pressemeldung PwC
Zur Studie: Die Studie «Schweizer Spitäler: Einblick in die Finanzen 2020» von PwC Schweiz entstand im September 2021 auf der Basis der Geschäftsberichte von 45 Akutspitälern und 13 Psychiatrien. Für einen vertieften Einblick in die Praxis enthält die Studie diverse Interviews mit Branchenvertretenden und Exkurse zu Spezialthemen.
Die Instandhaltungsbranche trifft sich vom 17. bis 18. November 2021 an der maintenance Schweiz in Zürich. Fokusthemen an der 14. Fachmesse für industrielle Instandhaltung sind u. a. «Predictive Maintenance» und «Data Management». Im Gespräch Rainer Artho und Bernhard Bürgler von fmpro, dem Verband im Bereich Facility Management und Maintenance.
Wo steht die Instandhaltung der Branche aktuell in dieser Krisenzeit und welche Herausforderungen stellt sich für die industrielle Instandhaltung?
Bernhard Bürgler, fmpro-Vorstandsmitglied: Grundsätzlich sind wir als Branche ziemlich gut durch die Krise gekommen. Eine generelle Aussage ist schwierig, weil wir sehr breit aufgestellt sind. Die noch immer bekannten Herausforderungen sind vor allem der Kostendruck, der Fachkräftemangel und die Digitalisierung. Dazu hat die Krise natürlich neue Herausforderungen gebracht. Ein Beispiel sind die weltweiten Lieferketten, die nicht mehr so reibungslos funktionieren, wie in der Vergangenheit. Besonders deutlich zeigt sich dies bei elektronischen Bauteilen, welche viel längere Lieferzeiten haben oder teilweise einfach nicht erhältlich sind. Daher muss man Lösungen und Wege finden, um dieses Problem zu umgehen oder damit zu leben.
Welche Möglichkeiten sehen Sie bei der immer mehr verwendeten Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Internet of Things (IoT)?
Bürgler: Wir sind am Beginn einer grossen Digitalisierungswelle in der Instandhaltung. Ich persönlich beschäftige mich momentan intensiv mit Predictive Maintenance. Das ist auch eines der ganz grossen Themen dieser Messe. Aus meiner Sicht kommen wir langsam aus der Hype- und Trial Phase heraus und es geht in Richtung industrietauglicher Anwendungen, die einen klaren Mehrwert für die produzierenden Betriebe darstellen können.
Welche Verbandsziele und Perspektiven für Ihre Mitglieder haben Sie für das kommende Jahr?
Rainer Artho, fmpro-Geschäftsführer: Wir kommen jetzt aus einer zweijährigen Pandemie und wenn ich nach vorne blicke und an 2022 denke, dann geht es für uns primär darum, wieder in die Normalität zurückzukehren. Wir leben als Verband sehr stark von Netzwerk-Aktivitäten, und zwar von physischen Netzwerken. Das ist eines der drei Kernengagements von fmpro, das wir faktisch die vergangenen zwei Jahre nicht betreiben konnten. Mit unserer wieder erstarkten Aktivität kehren wir jetzt zurück in die Normalität. Auch die Kooperationsebene wird wieder lebendig, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Institut für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP) – ZHAW oder auch mit anderen Verbänden, die im Instandhaltungsbereich zu Hause sind. Diese wichtigen Kooperationen haben durchaus etwas gelitten durch den Rückzug ins Homeoffice.
Nun planen Sie auch wieder richtige Events mit Besuchern vor Ort?
Artho: Ja, normalerweise führen wir bis zu 50 Anlässe in einem Jahr durch. Das sind lose Netzwerktreffen, Veranstaltungen, Besichtigungen oder Referate bis hin zu Weiterbildungen. Wie schnell wir wieder auf das Niveau vor der Pandemie erreichen, ist noch unklar. Im Moment spüren wir noch eine gewisse Zurückhaltung seitens der Unternehmen wie auch auf persönlicher Ebene. Und die Verordnungen des Bundes sind immer noch da und können eventuell wieder verschärft werden.
Bürgler: Die wichtigsten Anlässe für die Instandhaltung sind unser Instandhaltungstag und die Instandhaltung-Roundtables, die wir wieder hochfahren wollen. Der Instandhaltungstag ist immer ein Highlight im Jahr der Fachleute. Dazu ist geplant, dass wir im Frühjahr 2022 ein AKW besuchen werden.
Welche Themen werden Sie als Verband auf die maintenance Schweiz bringen und welchen Mehrwert generieren Sie so für Ihre Mitglieder und Interessierte?
Bürgler: Aus meiner Sicht ist die Messe ideal, um eben den Stand der Technik auszuloten. Gerade in der Digitalisierung sind die neuesten Technologien ausgestellt und werden vorgeführt. Ich freue mich ganz konkret auf das Thema Predictive Maintenance und was die unterschiedlichen Hersteller dazu zu bieten haben. Smart Sensors wird ein weiteres grosses Thema sein. Die Instandhaltungsfachleute werden in Zukunft viel mehr mit Daten arbeiten. Da ist noch ein riesiges Potenzial vorhanden, etwa bei der Verknüpfung, der guten und benutzerfreundlichen Aufarbeitung sowie der richtigen Interpretation von Daten. Diese Themen werden uns noch lange beschäftigen in der Branche. Da liegt ein umfangreiches Potenzial, denn hier stehen wir aus meiner Sicht erst am Anfang einer grossen Entwicklung.
Sie sind am Puls der Zeit, die digitale Instandhaltung bzw. Digitalisierung setzen Sie schon um. Welche drei wichtigen Vorteile können Sie hierbei nennen?
Bürgler: Die Instandhaltungsleiter sind geerdete Leute, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Erstens müssen für sie digitale Werkzeuge funktionieren. Das ist oder war in der Vergangenheit noch nicht immer so. Aber inzwischen haben wir industrietaugliche Lösungen. Zweitens müssen digitale Werkzeuge Sinn machen und einen Mehrwert für den Instandhalter bringen. Es kann nicht sein, dass wir eine Lösung installieren und dann erhalten wir Dutzende falscher Alarme, welche uns von unserer Kerntätigkeit ablenken. Daher muss drittens der Nutzen spürbar sein und in einer guten Balance. Langsam sind wir soweit mit dieser Technologie.
Die Vernetzung zwischen Industrie, Wissenschaft, Anwendern und Bildungsinstitutionen ist auch wichtig für eine erfolgreiche Strategie Ihrer Mitglieder. Wie sieht die Bildungsstrategie aus?
Artho: Alle unsere Aktivitäten unterstützen die Vernetzung der verschiedenen Akteure in unserem Branchenumfeld. Wir haben aber auch spezielle Plattformen, zum Beispiel ein Bildungs-Netzwerk, bei welchem wir ganz gezielt den Austausch von Bildungsanbietern zum HR-Bereich der Unternehmen fördern. Ein weiteres spannendes Netzwerk bilden die Experten für die eidgenössischen Prüfungen. Die Prüfungserstellung, -Durchführung und die Korrekturarbeiten sind einerseits ein starkes, ausserberufliches Engagement, andererseits aber auch ein hervorragendes Netzwerk im Bereich der Maintenance.
Zur Bildungsstrategie und -aktivität von fmpro: Wir sind ja Träger der höheren Fachprüfungen Leiter Facility Management und für Instandhaltungsleiter. Ab 2022 werden diese beiden Abschlüsse zu einem Titel «Leiter*in FM & Maintenance» zusammengeführt. Da steckt eine mehrjährige Konzeptarbeit dahinter. Daneben wollen wir auch unser Berufsprüfung «Instandhaltungsfachleute» auf dem bestehenden hohen Niveau halten mit rund 200 Absolventen pro Jahr. Das Bildungsengagement von fmpro stellt auch einen wichtigen Beitrag zum Fachkräftemangel dar, welcher ein ganz grosses Thema bleiben wird.
Sehen Sie, dass mit der Digitalisierung neue Arbeitsmöglichkeiten und komplett neue Berufsbilder – auch für Frauen – generiert werden?
Bürgler: Instandhaltung heute und in Zukunft wird sehr viel in Richtung Problemlösung und Analytik gehen. Hier ist vernetztes Denken gefragt. Wir haben die Ära vom Instandhalter, der sinnbildlich fast im Öl gebadet hat, schon längst überwunden. Es gibt keinen Grund dafür, dass Frauen diesen Berufsweg nicht einschlagen. Instandhaltung ist ein extrem breites und spannendes Umfeld.
Auf was freut sich der Verband bei der maintenance Schweiz im November 2021 ganz besonders?
Artho: Da wir primär aus dem Netzwerkaspekt auf dieser Messe sind und weil einige Mitglieder von uns auch auf dieser Messe ausstellen, ist es einfach ein wichtiger Treffpunkt. Man kann sich wieder austauschen zum Thema Instandhaltung von A bis Z. Es ist für uns auch interessant, Instandhalter kennenzulernen, die uns noch nicht kennen und diese von uns zu überzeugen. Die maintenance Schweiz ist für uns insbesondere darum eine sehr gute Plattform, weil sie sehr spezialisiert ist. Es ist ein schlankes Format für alle Teilnehmer, für die Aussteller, für die Besucher. Es ist nicht, wie auf einer Swissbau, wo Tausende Besucher kommen, aber wenig Bezug zur Instandhaltung besteht. Das ist es, was diese Messe für uns und unsere Branche so wertvoll macht. Hier sind die relevanten Angebote oder Themen da. Aber auch die Leute, die kommen, sind relevant und wir haben damit eine sehr effiziente Plattform.
Was ist für Sie beide das Besondere an der maintenance Schweiz und generell an Live-Messen?
Bürgler: Für mich ist auch der Treffpunktaspekt oder das Netzwerken ganz zentral bei der Messe maintenance Schweiz. Auch ist es nicht nur der Ort, um altbekannte Partner wieder zu treffen, sondern auch um neue Kontakte zu knüpfen und sich über neue Technologien zu informieren. Gerade dieser Austausch ist für mich entscheidend. In der Pandemie haben wir alle den persönlichen Austausch vermisst. Diese Messe ist daher eine optimale Gelegenheit für ein «Gespräch am Kaffeeautomaten». Da kann man auch ein bisschen über die Zukunft der Branche philosophieren, über Lösungen nachdenken und einfach unter Kollegen besprechen, was funktioniert und was nicht.
Artho: Betonen möchte ich den generellen Nutzen der Messe mit einer hohen Kontaktdichte in sehr kurzer Zeit. Man trifft Leute spontan, man kann aber auch mit Kunden oder Partnern einen Termin abmachen. Das führt leicht zu 20 Gesprächen an einem Tag und dafür gibt es einfach nicht viele Plattformen, um Geschäfte in dieser Intensität betreiben zu können. Insbesondere wenn man sich etwas vorbereitet auf den Event. Dann ist die Messe für alle Beteiligten ein Erfolg!
Interview von Inoveris im Auftrag von Easyfairs Switzerland GmbH
Parallel zur maintenance Schweiz findet erstmals die Aqua Suisse (17. und 18. November 2021) in Zürich statt. 85 Anbieter zeigen den neusten technischen Stand zur Versorgung mit Wasser und Gas und allen dazugehörigen Komponenten, Technologien und Produktneuheiten. Ebenfalls als Parallelanlass wird auch die Pumps & Valves Zurich, die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen und Prozesse, durchgeführt. Interessierte können sich für den Branchenevent 2021 mit dem Besuchercode «2501» anmelden, um ein kostenloses Ticket, welches zum Eintritt der Aqua Suisse, der maintenance Schweiz und der Pumps & Valves berechtigt.
ISO 45003: psychische Belastungen im Unternehmen managen
Mit der ISO 45003 ist im Jahr 2021 die erste internationale Norm zum Management psychischer Belastungen veröffentlicht worden. Sie unterstützt die Vorgaben der ISO 45001, die die Anforderungen an ein Arbeitsschutzmanagementsystem beschreibt und Anleitung zur Umsetzung bietet.
Redaktion - 22. Oktober 2021
Kopfschmerzen am Arbeitsplatz. Foto: TÜV Rheinland
„Die ISO 45003 unterstreicht die Bedeutung, die psychische Belastungen heute im Arbeits- und Gesundheitsschutz haben. Folgen wie eine verminderte Leistungsfähigkeit und eine erhöhte Fluktuation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie lange Arbeitsunfähigkeitszeiten verursachen in den Unternehmen hohe Kosten. Daher ist es wichtig, psychische Belastungen im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. Dazu ist die ISO 45003 ein umfassender Leitfaden, den wir bei allen Dienstleistungen berücksichtigen“, erklärt Iris Dohmen, die als Psychologin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.
Gemeinsame Verantwortung aller Hierarchieebenen
Beim Management psychischer Belastungen müssen alle Hierarchieebenen im Unternehmen zusammenarbeiten: Das Top-Management setzt durch sein klar kommuniziertes Bekenntnis zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ein wichtiges Zeichen für alle Beschäftigten. Zudem gibt es den Rahmen für Analysen, Maßnahmen und Evaluationen vor und schafft durch die Bereitstellung von Ressourcen die Voraussetzungen für die Umsetzung. „Die ISO 45003 hebt die Bedeutung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen Prozessschritten hervor. Sie sind die Fachleute für ihren Arbeitsbereich: Sie kennen die Gefährdungen, die Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen und können weitere Verbesserungsvorschläge einbringen“, so Dohmen.
Vertraulichkeit und Anonymität sind die Voraussetzungen, damit Beschäftigte Vorfälle und Risiken melden oder über die Auswirkungen der Gefährdungen auf die Gesundheit sprechen. Daher sieht die ISO 45003 vor, Daten so zu erfassen und zu dokumentieren, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich sind.
Das Management psychischer Belastungen ist ein kontinuierlicher Prozess
Psychische Belastungen zu erkennen und zu reduzieren ist ein Prozess, der von allen Beteiligten kontinuierlich verfolgt werden muss: Es gilt, die Auswirkungen der Maßnahmen zu analysieren und erneut Verbesserungen anzustreben. Daher ist es wichtig, umfassend über das Management psychischer Belastungen zu informieren und den Stand der Maßnahmen regelmäßig zu kommunizieren. „Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel, um Führungskräfte und ihre Teams in die Entwicklung aller Prozesse zum Management psychischer Belastungen einzubinden“, erläutert Dohmen. Diese Kommunikation sei vielschichtig. Sie umfasse beispielsweise Informationen, wie arbeitsbezogene Änderungen, die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinflussen können, sowie die Erwartungen an die Beschäftigten und Möglichkeiten zum Feedback. Durch das fortwährende Sammeln und Auswerten von Informationen zu psychischen Belastungen entsteht ein kontinuierlicher Prozess. Dieser stetige Verbesserungsprozess reduziert nicht nur die psychischen Belastungen, sondern verbessert zugleich auch die Leistungsfähigkeit und Produktivität des Unternehmens.
Kriminellen Hackern ist es mutmasslich gelungen, eine Liste mit Namen von bis zu 130’000 Unternehmen zu entwenden, welche über die Plattform EasyGov im Jahr 2020 einen Covid-19-Kredit beantragt hatten. Weitere Daten ausser den Firmennamen wurden nach heutiger Erkenntnis nicht gestohlen, wie das Seco betont. Als Betreiberin von Easy-Gov habe man Sofortmassnahmen ergriffen und eine Untersuchung eingeleitet.
Über die Web-Plattform www.easygov.swiss gelang es im August 2021 kriminellen Hackern mittels einer automatisierten Abfrage, mutmasslich eine Liste mit Namen von bis zu 130’000 Unternehmen zu stehlen, wie das Seco schreibt. Diese Unternehmen hatten im Jahr 2020, auf dem Höhepunkt der pandemiebedingten Wirtschaftskrise, einen Covid-19-Kredit beantragt.
Nicht betroffen sind jene Firmen, welche den Kredit schon vollständig zurückbezahlt haben, sowie alle vertraulichen Unternehmensdaten wie Bankverbindung, IBAN-Nummer, Kontaktpersonen, etc., wie das Seco betont. Der Kreditbetrag als Teil der angegriffenen Datensammlung wurde laut Angaben von den Hackern nicht abgegriffen. Die Daten der auf EasyGov registrierten Unternehmen seien ebenfalls nicht betroffen.
Gemäss Analyse des Access-Logs (Zugriffe) von habe man ein Angriff mit bis zu 544’000 Zugriffen pro Tag zwischen dem 10. bis 22. August 2021 festgestellt. Total seien im August 1,3 Mio. Abfragen getätigt worden. Dabei wurden anhand der UID-Nummern eine automatisierte Abfrage durchgeführt und es konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Liste der Firmen erstellt werden, die einen Covid-19-Kredit beantragt und noch nicht zurückbezahlt haben, wie es in der Medienmitteilung heisst.
„Nur“ öffentlicher Bereich betroffen
Die attackierte Web-Schnittstelle habe man innerhalb von wenigen Minuten geschlossen. Die eingesehenen Daten wurden vom Server entfernt und der verwendete Prozess auf EasyGov vollständig deaktiviert. Der betroffene Korrekturprozess von Covid-19-Kreditanträgen stand laut Seco den Unternehmen im öffentlichen Bereich von EasyGov ohne Login zur Verfügung. Im geschützten Bereich (d.h. mit Login) sei eine solche automatisierte Abfrage ausgeschlossen.
Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) unterstütze und berate das Seco in diesem Fall. Die Untersuchungen würden mit Hochdruck vorangetrieben. Weitere Sicherheitslecks seien dem Seco nicht bekannt, so das Amt.
EasyGov ist der Online-Schalter für Unternehmen. Dank dieser Plattform können Behördengänge einfach, schnell und effizient abgewickelt werden. Die Plattform ermöglicht Unternehmen das elektronische Abwickeln von Bewilligungs-, Antrags- und Meldeverfahren an einem einzigen Ort. EasyGov entlaste und spare Kosten bei den Unternehmen und bei den Behörden. Der Online-Schalter sei seit seiner Lancierung Ende 2017 bis zu diesem Vorkommnis von Cyberangriffen verschont geblieben. Der erfolgte Cyberangriff werde umfassend untersucht und alle erforderlichen Massnahmen getroffen, damit die Plattform in Zukunft auch im öffentlichen Bereich (ohne Login) sicher sei, heisst es abschliessend.
Quelle: Seco
Medizinische Geräte fallen neu unter die Recyclingverordnung
Das Recycling von elektronischen Geräten wird ausgedehnt. So fallen ab Anfang Januar 2022 beispielsweise auch medizinische Geräte unter die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG).
Dank der Separatsammlung und Verwertung von Altgeräten lassen sich wertvolle Materialien wie Gold, Kupfer, Aluminium, Eisen oder verwertbare Kunststoffanteile mit den entsprechenden Verwertungstechnologien zurückgewinnen. Die Revision der Verordnung trage dazu bei, das Recycling von Altgeräten zu stärken und so den Ressourcenkreislauf zu schliessen, schreibt der Bundesrat. Mit der revidierten VREG sollen neu seltene Technologiemetalle wie Neodym oder Tantal zurückgewonnen werden, wenn die dafür notwendigen Verfahren existieren, heisst es.
Was fällt neu alles unter das Recycling?
Der Geltungsbereich der Verordnung über die VREG soll ab 1. Januar 2022 auf alle elektrischen und elektronischen Geräte ausgedehnt werden. Gemäss Angaben gehören insbesondere medizinische Geräte, Überwachungs- und Kontrollinstrumente, Ausgabeautomaten und Photovoltaikmodule dazu, die künftig unter die VREG fallen werden. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) werde eine Liste veröffentlichen, auf der die betroffenen Geräte aufgeführt seien, heisst es in der Mitteilung des Bundesrates. Indem die Vorgaben der VREG nun auch für Geräte aus Fahrzeugen, Bauten und Gegenständen gelten, deren Ausbau mit verhältnismässigem Aufwand möglich sei, vergrössere sich zudem das Potenzial für die Rückgewinnung verwertbarer Bestandteile.
Im revidierten Vorordnungspaket heisst es, dass neu auf eine konkrete Aufteilung in Gerätekategorien in der VREG verzichtet werde. Begründet wird dies damit, dass im Rahmen des Entsorgungsprozesses die Geräte nicht nach Kategorien, sondern nach Bauteilen und darin enthaltenen Substanzen in verschiedenen Behandlungsströmen zusammengefasst werden. Behandlungsströme seien darauf ausgerichtet, Zielmaterialien – dies können Wertstoffe oder Schadstoffe sein – in möglichst reiner Form zu konzentrieren. So können sie besser verwertet (stofflich oder energetisch) oder beseitigt werden, wie das Bundesamt für Umwelt betont.
Finanzierungslösung zurückgestellt
Ferner wird mitgeteilt, dass aufgrund der laufenden Diskussionen zur parlamentarischen Initiative 20.433 «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» die Aspekte zur künftigen Finanzierungslösung für die Sammlung und Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte im Rahmen der VREG zurückgestellt werden. Sobald die Arbeiten des Parlaments abgeschlossen seien, wird das Uvek analysieren, ob die VREG im Hinblick auf das künftige Finanzierungssystem erneut revidiert werden soll, wie es abschliessend heisst.