Keine Atempause für Apotheken

Nach zwei Jahren, die durch die Höhen und Tiefen der Covid-19-Pandemie geprägt waren, sind Apothekerinnen und Apotheker nun mit den sich verschärfenden Medikamentenengpässen konfrontiert. Diese betreffen derzeit auch günstige Standardmedikamente. Eine Bilanz und Ausblicke.

Wenn man mit einem Bagatellfall jedes Mal zuerst eine der nächstgelegenen Apotheken aufsuchen würde für eine erste Triage, könnte man viele Notfallstationen stark entlasten. (Bild: pharmaSuisse)

2022 war ein Jahr des Übergangs zu einer gewissen Normalität nach zwei Jahren, die durch das Coronavirus geprägt waren. Die Apothekerinnen und Apotheker sowie ihre Teams haben enorme Arbeit geleistet, um die Bedürfnisse der Bevölkerung professionell und kompetent zu erfüllen. Wie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens nimmt das Arbeitsvolumen in Apotheken zu, und bei den Teams macht sich Ermüdung sowie ein Mangel an Fachkräften bemerkbar.

Nach der Pandemie – die Zeit der Knappheit

Seit mehreren Monaten sind die Apothekenteams mit Schwierigkeiten konfrontiert, die auf Versorgungsengpässe bei den Medikamenten zurückzuführen sind. Diese Woche sind laut www.drugshortage.ch 781 Medikamente (insgesamt nahezu 1000 verschiedene Packungen!) in der Schweiz nicht erhältlich. Es betrifft mehr als 361 Wirkstoffe. In Spital- und Offizinapotheken sorgen Lieferunterbrechungen für enorme logistische und sicherheitstechnische Probleme und binden erhebliche personelle Ressourcen. Die für eine öffentliche Apotheke auf ½ bis 1 Tag pro Woche geschätzten Kosten werden nicht übernommen. Dank der Fachkenntnisse der Apothekerinnen und Apotheker können grössere Probleme glücklicherweise vermieden werden, wenn die Behandlung geändert werden muss. In manchen Fällen können sie sogar Medikamente selbst herstellen, um Fehlbestände abzudecken.

Diese Situation, auf die pharmaSuisse, die Dachorganisation der Apothekerinnen und Apotheker, seit mehreren Jahren hinweist, verschlechtert sich zusehends. Die Behörden würden die Problematik nur zögerlich aufgreifen, schreibt der Verband. Deshalb wird pharmaSuisse in diesem Frühjahr im Rahmen einer breiten Allianz von Fachleuten und Partnern des Gesundheitswesens an der Lancierung der Volksinitiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» mitwirken.

Apothekerinnen und Apotheker – Akteure des Gesundheitswesens, deren volles Potenzial nicht genutzt wird

Apothekerinnen und Apotheker sowie ihre Teams könnten im Gesundheitswesen noch viel wertvollere Dienste leisten. Das bedingt allerdings, dass die Behörden sie dauerhaft ins System einbinden und nicht nur bei einer grossen Gesundheitskrise zu Hilfe rufen. 

Der Bundesrat hat in seinem zweiten Massnahmenpaket zur Kostendämpfung in der OKP (Obligatorische Krankenpflegeversicherung) das Potenzial der Apotheken erkannt, weshalb er die Änderung von Artikel 25 und einen neuen Absatz in Artikel 26 KVG vorschlägt. Damit wird (endlich) die Möglichkeit geschaffen, Leistungen zu erbringen, die von der Grundversicherung übernommen werden, beispielsweise im Bereich der Prävention (z. B. Impfungen) und pharmazeutische Leistungen, wie die Unterstützung bei der Therapietreue oder die Analyse komplizierter Medikationen. Die genannten Leistungen müssen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein (WZW-Kriterien) und nachweislich eine kostendämpfende Wirkung haben. In der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit haben die Diskussionen über dieses zweite Paket bereits begonnen. 

Mit der Änderung des Medizinalberufegesetzes (MedBG) im Jahr 2015 und des Heilmittelgesetzes (HMG) im Jahr 2016 hat der Gesetzgeber dazu beigetragen, die Rolle der Apotheken innerhalb der medizinischen Grundversorgung zu festigen. «Dennoch ist sich die Bevölkerung noch nicht ausreichend bewusst, dass sie auch in den Apotheken medizinische Beratung in Anspruch nehmen kann. Apothekerinnen und Apotheker verfügen über das entsprechende Grundwissen zur Diagnose und Behandlung von häufig vorkommenden gesundheitlichen Problemen und Krankheiten. In der heutigen Situation der überlasteten Notaufnahmen sind sie in der Lage, die Triage der Patientinnen und Patienten zu übernehmen, ihnen eine Lösung anzubieten und so die Notaufnahmen und Hausarztpraxen bei einfachen Fällen zu entlasten. Das steht ausser Frage! » meint Martine Ruggli, Präsidentin von pharmaSuisse. 

Die Revision des Vertriebsanteils findet einen breiten Konsens

In einem angespannten Wirtschaftsklima mit Gesundheitskosten, die vor allem aus gesellschaftlichen Gründen immer weiter steigen, sind Medikamente regelmässig das Ziel Nummer eins. Dabei rücken vor allem der Preis und die Verbreitung von Generika sowie der Vertriebsanteil in den Fokus. Ende 2022 wurde unter der Ägide des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ein Konsens zur Revision des Vertriebsanteils (Art. 38 KLV) zwischen den Leistungserbringern (FMH, APA Vereinigung der Ärzte mit Patientenapotheke, H+ Die Spitäler der Schweiz, GSASA Schweizerischer Verein der Amts- und Spitalapotheker, Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisse) und curafutura gefunden, leider ohne die Unterstützung von santésuisse. Dieser Konsens wird die negativen Anreize korrigieren und den Einsatz von Generika steigern. Sein sofortiges Einsparungspotenzial wird auf 60 Millionen Franken und anschliessend, durch einen höheren Anteil an Generika, auf potenziell 100 Millionen, geschätzt. Der Ball liegt nun beim EDI.

Ausblick 2023

Die Apothekerinnen und Apotheker unterstützen die Bemühungen des Bundesrates, die Zunahme der Gesundheitskosten zu bremsen, so pharmaSuisse in ihrer Stellungnahme an die Medien. Diese Einsparungen würden nicht durch einen Angriff auf die Margen von preiswerten Medikamenten erfolgen, sondern der Weg bestehe eindeutig darin, die Dienstleistungen der Apotheken für die Patientinnen und Patienten weiter auszubauen. In diesem Sinne hofft pharmaSuisse, dass 2023 mit der Lockerung des KVG-Korsetts (Art. 25 und 26 des zweiten Massnahmenpakets) und der Revision des Vertriebsanteils ein Schlüsseljahr für die Apotheken sein wird.

Im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitssystems soll 2023 gemeinsam mit der FMH eine nationale Lösung für ein gesetzeskonformes, sicheres und in allen Apotheken verwendbares elektronisches Rezept eingeführt werden. Die angestrebte Lösung wird für Patienten, Ärzte und Apotheker benutzerfreundlich sein. Auf dem Fahrplan der Dachorganisation der Apotheker stehen einige Projekte, um die Kenntnis und die Wahrnehmung der Apothekenleistungen in der Bevölkerung zu verbessern. Dies mit dem Ziel, die derzeitige Belastung des Grundversorgungssystems unter den Leistungserbringern besser zu verteilen, die interprofessionellen Zusammenarbeit fortzusetzen sowie die Berufe in der Apotheke zu fördern und den Nachwuchs zu sicher und der Bevölkerung qualitativ hochwertige Leistungen anzubieten.

Quelle: pharmaSuisse

No-Code-Plattformen für Datenoptimierung einsetzen

Unternehmen aus IT, Fertigung, Banken, Einzelhandel, Gesundheitswesen und dem öffentlichen Sektor können No-Code-Plattformen einsetzen, um Daten zu sammeln, zu beschaffen und zu analysieren. Damit können sie komplexe geschäftliche Herausforderungen lösen.

Für die Optimierung von Datenbanken eignen sich No-Code-Plattformen. (Bild: Irvin John Mabli / Pixabay.com)

Das Jahr 2023 sollte für jedes Unternehmen die Verbesserung der Unternehmensproduktivität Priorität haben. Unabhängig von der Grösse des Unternehmens ist die Produktivität der Treibstoff für Wachstum und Gedeihen. Hohe Produktivität bedeutet, dass das Unternehmen seine Ressourcen so effektiv wie möglich einsetzt. Die produktivsten Unternehmen haben erkannt, dass sie innovative Technologien und Software, wie z. B. No-Code-Plattformen, einsetzen können, um Daten zu sammeln, zu beschaffen und zu analysieren und so komplexe geschäftliche Herausforderungen zu lösen. Mit dem einfachen Bausteinkonzept von No-Code sind komplexe Aufgaben in Wochen statt in Monaten oder Jahren erledigt. Dieser Vorteil kann jedoch nur genutzt werden, wenn wichtige Daten im gesamten Unternehmen und in allen Teams vorhanden sind. Hier kommt No-Code-Datenbanksoftware ins Spiel. 

Effizienz und Anpassungsfähigkeit stehen im Vordergrund

Da Daten zunehmend zu einer Ware werden, ändert sich auch ihre Nutzung. Von frei fliessenden Daten profitieren sowohl Unternehmen im Technologie- und Digitalsektor als auch solche in traditionellen Branchen wie Fertigung, Banken, Einzelhandel, Gesundheitswesen und dem öffentlichen Sektor. Nahezu alle Branchen sind auf die Fähigkeit angewiesen, Daten teamübergreifend auszutauschen oder in Echtzeit zu analysieren, da dies eine grundlegende Voraussetzung für ihre täglichen Abläufe ist. „Angesichts der angespannten Wirtschaftslage im Jahr 2023 ist die Produktivität für Unternehmen mit knappen Budgets und Ressourcen noch wichtiger geworden. In diesem wirtschaftlichen Umfeld müssen Unternehmen Effizienz und Anpassungsfähigkeit in den Vordergrund stellen, um die Produktivität zu steigern und neue Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu erschließen, während sie gleichzeitig innovativ bleiben müssen, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein,“ sagt Olivier Maes, Mitgründer und CRO von Baserow, einem Open-Source-Startup für No-Code-Datenbanken und -Plattformen mit Sitz in Amsterdam.

Datenoptimierung und mehr

Wie können Unternehmen also Daten und Innovationen im gesamten Unternehmen demokratisieren und die Produktivität im Jahr 2023 verbessern? Hierzu können folgende drei Punkte in Betracht gezogen werden:

  1. Alle Teams einbeziehen: Eine echte Kultur der gemeinsamen Datennutzung ist in Unternehmen immer noch selten anzutreffen. Dies gilt insbesondere für die gemeinsame Nutzung von Daten und Informationen ausserhalb einer bestimmten Abteilung und erst recht für die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Moderne Unternehmen müssen jedoch anders über Daten und Zusammenarbeit denken.
    Die innovativsten Unternehmen im Jahr 2023 erkennen, dass die Schaffung einer offenen Datenkultur für alle Mitarbeiter des Unternehmens und die teilnehmenden externen Partner zu wertvolleren Erkenntnissen führen, um Leistung und Produktivität zu steigern. No-Code- und Low-Code-Anwendungen ermöglichen einen Datenaustausch, der es Unternehmen, Partnern und technisch nicht versierten Mitarbeitern ermöglicht, anpassbare Workflows und Datenbankfunktionen zu erstellen, die allen Unternehmensanforderungen gerecht werden.
    Natürlich gibt es gute Gründe für Unternehmen, ihre Daten und ihr geistiges Eigentum zu schützen. No-Code-Plattformen bieten Sicherheitsoptionen auf Unternehmensniveau zur Verwaltung von Benutzerzugriffsberechtigungen und Self-Hosting-Funktionen. Diese Sicherheitsoptionen ermöglichen einen einfachen Datenzugriff und schützen gleichzeitig die Informationen. Administratoren können einschränken, wer welche datenspezifischen Rollensätze einsehen darf. Es lassen sich Datensätze für bestimmte Arbeitsgruppen erstellen, ohne auf mehrere Datenbankplattformen und -quellen zugreifen zu müssen. „Im Wesentlichen ist die Kombination aus offenen Datenkulturen und No-Code-Datenbanklösungen ein schneller, effektiver Weg, um Innovationen voranzutreiben und die Produktivität in allen Abteilungen zu verbessern,“ so der eingangs zitierte Olivier Maes weiter. 
  2. Dem ausufernden SaaS-Wildwuchs Einhalt gebieten: Seit der Pandemie ist die durchschnittliche Anzahl der Software-as-a-Service (SaaS)-Anwendungen, die von Unternehmen weltweit genutzt werden, drastisch angestiegen. Statista hat herausgefunden, dass Unternehmen im Jahr 2021 durchschnittlich 110 SaaS-Lösungen nutzen. Das entspricht einem Anstieg von 38 Prozent im vergangenen Jahr und einem Anstieg von 1.275 Prozent seit 2015. Diese Zunahme von SaaS schafft einen grossen blinden Fleck für viele Organisationen, insbesondere für das IT-Team. Zu oft werden SaaS-Tools isoliert eingesetzt, ohne Prozesse oder Daten zu integrieren. Verschiedene Geschäftsbereiche oder Abteilungen setzen unterschiedliche Anwendungen für ihre spezifischen Bedürfnisse ein. Dadurch entstehen Datensilos, auf die andere Abteilungen keinen Zugriff haben.
    Die fortlaufende Einführung von SaaS-Lösungen droht ausser Kontrolle zu geraten. Viele Teams sind regelmässig von den Hunderten von Anwendungen und Tools, die sie für ihre Arbeit benötigen, überfordert. Viele Unternehmen verfügen über mehrere Anwendungen und Optionen für die gemeinsame Nutzung von Dateien, die Kommunikation, die Zusammenarbeit und die Verwaltung der Produktivität. Dies führt dazu, dass verschiedene Abteilungen im Unternehmen mit unvollständigen oder inkonsistenten Daten arbeiten. „Der SaaS-Wildwuchs führt zu aufgeblähten Budgets, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Verwaltung von Dateispeichern, Passwörtern, Versionen, Arbeitsabläufen sowie Rollen und Verantwortlichkeiten, die durch die Ad-hoc-Erweiterung der IT eines Unternehmens um Dutzende oder sogar Hunderte von Anwendungen entstehen,“ erläutert Olivier Maes die Situation genauer. 
  3. No-Code-Plattformen einsetzen: Eine No-Code-Datenbankplattform in Kombination mit den vorhandenen Softwareprodukten bietet den Benutzern eine einzige Informationsquelle am Frontend. Der Einsatz einer maßgeschneiderten Datenbanklösung unterstützt Abteilungen, verknüpfte Datensätze aus dem gesamten Unternehmen – aus Vertrieb, Betrieb, Marketing, F&E, Produktentwicklung und Personalwesen – auf einer zentralen Plattform zusammenzuführen, um Effizienz und Leistung deutlich zu verbessern. Dadurch erhalten alle Unternehmensabteilungen die Flexibilität, andere Softwareanwendungen und Geschäftsprozesse mit Daten zu speisen. Das senkt die Kosten für die Verwaltung mehrerer Anbieter und macht die manuelle Datenvalidierung und -abfrage überflüssig. Am wichtigsten ist, dass sich diese Plattformen schnell und effizient entwickeln lassen, um jedem Unternehmen und seinen komplexen Anforderungen gerecht zu werden.
    „Die Verhinderung der Bildung von Datensilos muss für Unternehmen im Jahr 2023 Priorität haben. Mit dem freien Fluss von Daten und Erkenntnissen ist es einfacher, Initiativen zur digitalen Transformation in modernen Organisationen erfolgreich umzusetzen und Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben. Bei einer No-Code-Datenbank liegt der Schwerpunkt darauf, nicht-technische Benutzer in die Lage zu versetzen, ihre eigene Datenbank zu erstellen, um Informationen zu strukturieren und effektiv zusammenzuarbeiten,“ so Olivier Maes abschließend. 

Quelle: Baserow

Cybersicherheit: Erkenntnisse und Prognosen für ein herausforderndes 2023

2022 gab es viele schwerwiegende Datenschutzverletzungen und Cyberangriffe, die Sicherheitsteams auf der ganzen Welt in Schach hielten. Zwar konnten Unternehmen schneller auf die zunehmenden Aktivitäten der Cyberkriminellen reagieren, doch Konzerne haben immer noch Schwierigkeiten, ihre Vermögenswerte ausreichend vor Cyberkriminellen zu schützen.

Auch das Jahr 2023 wird in Sachen Cybersicherheit herausfordernd werden. (Bild: VMware)

In den letzten 12 Monaten gab es einige prominente Beispiele für Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen: Toyota unterlief eine Datenpanne, da sich ein Dritter mit Zugangsdaten, die er aus dem von einem Drittanbieter auf GitHub veröffentlichten Quellcode erhalten hatte, Zugang zu einem Unternehmensserver verschaffen konnte. Auch Cisco bestätigte einen Cyberangriff, nachdem die Anmeldedaten eines Mitarbeiters kompromittiert wurden und der Angreifer beobachtet wurde, wie er Maschinenkonten für die privilegierte Authentifizierung und laterale Bewegung in der Umgebung nutzte. Diese Verstösse, die durch laterale Strategien, massenhafte Phishing-Attacken und ausgefeilte Ransomware begünstigt wurden, haben die Netzwerksicherheit erheblich untergraben. In der Nachbetrachtung des vergangenen Jahrs sei es zwar wichtig, die vielen Erfolge der Sicherheitsteams zu würdigen, aber es gelte auch von den aufsehenerregenden Sicherheitsverletzungen zu lernen, so Chad Skipper, Global Security Technologist bei VMware. Er geht davon aus, dass es im kommenden Jahr diese fünf zentralen Herausforderungen für die Cybersicherheitsteams in Unternehmen geben wird:

1. Innovative Instincts Tackle Evasion Taktiken

Innovationen bei der Reaktion auf Bedrohungen waren im Jahr 2022 der herausragende Wachstumsbereich in der Branche. Der Global Incident Response Threat Report (GIRTR) von VMware hat ergeben, dass Cybersicherheitsexperten aktiv neue Techniken wie virtuelles Patching einsetzen, um auf Vorfälle zu reagieren und cyberkriminelle Aktivitäten zu bekämpfen. Obwohl die heutigen Bedrohungsakteure über ein beeindruckendes Portfolio an Umgehungstaktiken verfügen, hat die Untersuchung ergeben, dass die Mehrheit der Cyberkriminellen nur Stunden (43 %) oder Minuten (26 %) in der Zielumgebung unentdeckt bleiben. Da die Reaktionszeit auf Bedrohungen für die Netzwerkverteidigung von entscheidender Bedeutung ist, ist es für den Schutz der Systeme sehr wichtig, den gewieften Bedrohungsakteuren auf Augenhöhe zu begegnen. Der Einsatz innovativer Taktiken zur Aktualisierung von Reaktionstechniken ist der erste Ansatzpunkt, um böswillige Absichten zu stoppen, bevor sie eskalieren – und einer, auf den man sich im Jahr 2023 konzentrieren sollte.

2. Das neue Schlachtfeld

Was man nicht sehen kann, kann man auch nicht aufhalten, und die lateralen Bewegungen innerhalb einer Umgebung stellen ein immer grösseres Angriffsfeld für Sicherheitsteams dar, da sie die Grundlage für ein Viertel aller im GIRTR von VMware gemeldeten Angriffe bilden. Diese Infiltrationstechniken wurden in diesem Jahr von Unternehmen häufig übersehen und unterschätzt. Allein in den Monaten April und Mai dieses Jahres enthielt fast die Hälfte der Angriffe ein Lateral Movement Event, wobei die meisten den Einsatz von Remote Access Tools (RATs) oder die Nutzung bestehender Dienste wie das Remote Desktop Protocol (RDP) oder PsExec beinhalteten. Es ist davon auszugehen, dass Cyberkriminelle auch im Jahr 2023 das Remote-Desktop-Protokoll nutzen werden, um sich als Systemadministratoren zu tarnen. Mit Blick auf das neue Jahr müssen CISOs der Integration von EDR und NDR Priorität einräumen, um Rechenzentren, Zugangspunkte und kritische Infrastrukturen zu schützen, die Hacker infizieren können, sobald sie externe Barrieren infiltrieren.

3. Unüberwachte APIs

Auch im nächsten Jahr wird die Entwicklung von Erstzugriffstaktiken zu beobachten sein, mit denen Cyberkriminelle versuchen, in Unternehmen Fuss zu fassen. Ein Hauptziel eines solchen Zugriffs ist die Durchführung aggressiver API-Angriffe auf moderne Infrastrukturen und die Ausnutzung von Schwachstellen im Workload innerhalb einer Umgebung. Der Grossteil des Datenverkehrs innerhalb dieser modernen Anwendungen ist häufig unüberwachter API-Datenverkehr. Das begünstigt laterale Bewegungen, da Cyberkriminelle, sobald sie in die Umgebung eingedrungen sind, weiterhin Ausweichtechniken verwenden, um die Erkennung von VDIs, VMs und herkömmlichen Anwendungen zu umgehen. Diese anfänglichen Zugriffstechniken werden für böswillige Akteure, die sich der Überwachungsgrenzen von Unternehmen bewusst sind, immer attraktiver und sie werden nach Schwachstellen suchen.

4. Deepfakes

In diesem Jahr haben Deepfake-Angriffe stark zugenommen. Deepfakes haben sich von der Unterhaltungsindustrie auf die Wirtschaft und Unternehmen ausgeweitet. Tatsächlich haben zwei Drittel (66 %) der Unternehmen berichtet, dass sie in den letzten 12 Monaten einen Deepfake-Angriff erlebt haben. Aufgrund dieser Technologie haben Sicherheitsteams mit falschen Informationen und Identitätsbetrug zu kämpfen, die die Integrität und den Ruf eines Unternehmens gefährden sollen. Deepfake-Angriffe, die in E-Mails, mobilen Nachrichten, Sprachaufzeichnungen und sozialen Medien identifiziert werden, sind flexibel genug, um sich zur bevorzugten Waffe von Betrügern zu entwickeln.

Im nächsten Jahr wird die Zahl der Deepfakes weiter ansteigen. Unternehmen müssen proaktive Massnahmen ergreifen, um das Risiko, Opfer von Deepfake-Betrügereien zu werden, durch Investitionen in Erkennungssoftware und Mitarbeiterschulungen zu mindern, damit sie in der Lage sind, Deepfakes zu erkennen.

5. Der grosse rote (digitale) Knopf

Kritischen Infrastrukturen steht ein Jahr der Verwundbarkeit bevor, da sich die Werkzeuge der Cyberkriminalität zweifellos hinter den Grenzen weiterentwickeln werden. Die Mehrheit (65 %) der Befragten des GIRTR von VMware gab an, dass die Zunahme von Cyberangriffen mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zusammenhängt. Russlands digitale Offensive hat eine neue Ära der Kriegsführung eingeläutet, die darauf abzielt, wichtige Industriedienste zu untergraben und Infrastrukturen wie Stromnetze lahmzulegen. Die Bereitschaft der Ukraine, auf Bedrohungen zu reagieren, ist für ihre Verteidigung von entscheidender Bedeutung, und Cyber-Taktiken werden sich zweifellos zu einem zentralen Bestandteil moderner militärischer Konflikte entwickeln. Die Cyber-Kriegsführung verdeutlicht daher, dass Wachsamkeit das A und O einer wirksamen Cybersicherheitsstrategie ist.

Sicherheits-Bootcamp für 2023

Chad Skipper abschliessend: „Auch wenn wir uns auf ein neues Jahr zubewegen, bleibt das Hauptziel von Cyberkriminellen dasselbe: Den Schlüssel zum Unternehmen erlangen, Zugangsdaten stehlen, sich lateral bewegen, Daten erwerben und diese dann zu Geld machen. Um die Effizienz der Verteidigung in Zukunft zu verbessern, müssen sich Sicherheitsteams ganzheitlich auf Workloads konzentrieren, den In-Band-Verkehr untersuchen, NDR mit Endpoint Detection and Response EDR integrieren, Zero-Trust-Prinzipien einführen und eine kontinuierliche Bedrohungssuche durchführen. Nur mit diesem umfassenden Leitfaden können Unternehmen ihre Sicherheitsteams in die Lage versetzen, die kommenden Herausforderungen zu meistern.“

Quelle: VMware

Schadstoffe in Gebäuden: Damit ist nicht zu spassen

In Liegenschaften, die älter als 30 Jahre sind, finden sich oft Schadstoffe. Solange an den betroffenen Bauteilen keine Arbeiten ausgeführt werden, besteht meist kein direktes Risiko für die Nutzer des Gebäudes. Sind hingegen Umbau- und Renovationsarbeiten geplant, braucht es vorab einen Schadstoffcheck – gleiches gilt vor dem Kauf eines Altbaus.

Altbau-Sanierung: Alte Zementkleber, Bodenbeläge, Verputze und ähnliches können problematische Schadstoffe enthalten. (Bild: Dirk (Beeki®) Schumacher / Pixabay.com)

Im Nachhinein ist man immer klüger – dieses Sprichwort gilt auch für manche Baumaterialien, die früher – als man es noch nicht besser wusste – sehr beliebt waren, heute jedoch als Schadstoffe gelten. Auf der Liste solcher Materialien finden sich einige, die aktuell noch in vielen älteren Wohnhäusern verbaut sind. «Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass in gut der Hälfte der Gebäude, die vor 1990 erbaut wurden, heikle Schadstoffe zu finden sind», sagt Roger Achermann, Inhaber der Achermann Bau und Sanierung AG aus Winterthur. Die Firma ist seit 1985 in der Schadstoffsanierung tätig. Das Jahr 1990 gilt bezüglich Bauschadstoffen als Grenze, weil ab diesem Zeitpunkt die Verwendung des besonders gefährlichen Asbests hierzulande verboten wurde. Neben Asbest zählen auch Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) zu den heiklen Materialien, die in Wohngebäuden verwendet wurden. PCB findet sich etwa in Fugendichtungsmassen an Fassaden, in Anstrichen für Kellerböden oder bei feuerfest gestrichenen Oberflächen. PAK wiederum trifft man in teerhaltigen Produkten an – etwa in alten Dachpappen oder Teeranstrichen bei Korkdämmungen im Fensterbereich. Asbest findet sich beispielsweise in Dach- und Fassadenschindeln, als Bestandteil von Rohrleitungen oder in Verputzen, Zementklebern für Keramikplatten, Elektrotableaus und auf der Unterseite von Kunststoffbodenbelägen. «Faktisch kann man überall in einem Haus auf Asbest stossen», sagt Fachmann Achermann. Alle drei Schadstoffe haben eines gemeinsam: Solange die Materialien, in denen sie enthalten sind, nicht bearbeitet oder beschädigt werden, setzen sie in der Regel keine Schadstoffe frei.

Prüfung vor dem Kauf

Zum Thema werden sie hingegen bei Renovations- und Umbauarbeiten. Und auch beim Kauf eines mehr als dreissig Jahre alten Hauses sollte man darauf achten: Wer einen Altbau erwirbt, plant in der Regel Veränderungen daran. Stösst man dabei auf Schadstoffe, kann das rasch ins Geld gehen. «Die fachmännische Asbestsanierung von bis zu zehn Quadratmetern Plattenbeläge in einem Badezimmer kostet beispielsweise schnell einmal zwischen 3’000.- und 5’000.- Franken», sagt Roger Achermann. Kosten, die man dann als frisch gebackener Hausbesitzer zusätzlich zur Renovation bezahlen muss. «Wenn wir Kunden vor dem Kauf eines Altbaus beraten, empfehlen wir immer eine professionelle Bauschadstoffuntersuchung durchzuführen», sagt Veronika Harder, Bauherrenberaterin aus Zürich/Eglisau und Vorstandsmitglied der Kammer unabhängiger Bauherrenberater. Je nach Anzahl Proben, die dafür genommen werden müssen, kostet das schnell zwischen hundert bis tausend Franken, schafft aber Budgetsicherheit und bringt unter Umständen einen weiteren Vorteil mit sich: Gibt es nur wenige Interessenten für das Objekt, kann man die zu erwartenden Kosten für die Schadstoffsanierung auch in die Kaufpreisverhandlung einfliessen lassen.

Schadstoffe: Prüfung vor der Renovation

Betroffen von Schadstoffen ist allenfalls auch, wer eine Liegenschaft mit Baujahr vor 1990 besitzt. Sind hier Umbau- oder Sanierungsarbeiten geplant, ist ein Schadstoffcheck ebenfalls ein Muss. Ist man über die Schadstoffe im Ungewissen, spielt man mit der Gesundheit aller Bewohner und jener der Handwerker, denn freigesetzte Schadstoffe wie etwa Asbestfasern werden leicht eingeatmet und können sich in allen Räumen verteilen. Wird für einen Umbau eine Baubewilligung benötigt, ist der Schadstoffuntersuch von Behördenseite zudem vorgeschrieben. Lässt man die Bauarbeiten von Profis durchführen, verlangen diese bei entsprechenden Liegenschaften unabhängig von behördlichen Vorgaben in der Regel sowieso Vorabklärungen. «Seriöse Firmen führen bei Altbauten keine Arbeiten aus, ohne sicher zu sein, dass alle Schadstoffe entfernt wurden. Denn die Unternehmer tragen die Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und können von der SUVA bei Zuwiderhandlungen auch sanktioniert werden», sagt Schadstoffsanierer Roger Achermann. Nicht immer braucht es für die Suche nach den Schadstoffen eine Fachperson. Möchte man beispielsweise nur einen alten Kunststoffbodenbelag herausreissen, kann man die Beprobung mit speziellen Probekits, die via Internet erhältlich sind, selber durchführen. Und auch die Kosten für die fachgerechte Entfernung müssen nicht immer so hoch ausfallen, wie beim erwähnten Beispiel des Badezimmers. Schadstoffhaltige Bauteile, die etwa nur mit Schrauben befestigt sind, können von einem Handwerker oft auch einfach mit entsprechender Vorsicht ausgebaut und gemäss den geltenden Richtlinien entsorgt werden. Wie mit welchem Material umzugehen ist, hat auch die SUVA in Merkblättern festgelegt, an denen sich die Handwerker orientieren. Und auch wenn aufgrund der Untersuchungsergebnisse eine umfangreichere Schadstoffsanierung durch Spezialisten nötig wird, ist sie den Preis mehrfach wert – denn schlussendlich geht es um die Gesundheit aller Beteiligten.

Weitere Informationen

Informationen zum Thema Asbest beim Bundesamt für Gesundheit: www.abestinfo.ch

Beratung rund um bauliche Fragen bei Liegenschaften: Kammer unabhängiger Bauherrenberater www.kub.ch

Mit KI und AOI Rückschlüsse auf die Qualität von Leiterplatten ziehen

Die Elektronikfabrik Limtronik im deutschen Limburg setzt auf eine digitalisierte Produktion. Neben Prozessoptimierung legt das Unternehmen bei seinen Digitalisierungsmassnahmen einen Schwerpunkt auf Datenerhebung und -analyse zwecks Qualitätssteigerung. Dazu bringt das Unternehmen z.B. automatische optische Inspektionstechnologien (AOI) von Koh Young zum Einsatz. So lassen sich Rückschlüsse unter anderem auf die Qualität von Leiterplatten ziehen und Fehler reduzieren.

Limtronik setzt SPI- und AOI-Systeme von Koh Young in der Fertigung ein, u.a.
zur Beurteilung der Qualität von Leiterplatten. (Bildquelle: Limtronik/SmartRep)

Das Unternehmen Limtronik mit Sitz in Limburg an der Lahn (Deutschland) ist Joint Development Manufacturing (JDM)-Partner und Experte für Electronic Manufacturing Services (EMS). Das Unternehmen begleitet seine Kunden von der Produktentwicklung bis zum serienreifen Endprodukt. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der Entwicklung und Fertigung von elektronischen Baugruppen sowie maßgeschneiderten Systemen für die Kunden. „Fehlervermeidung und Qualitätssicherheit haben für uns als Elektronikfabrik höchste Priorität. Zudem müssen wir in einigen Branchen entsprechende Normen erfüllen. Wir setzen daher bereits seit einigen Jahren Rück­verfolg­barkeit um. Dadurch, dass im Zuge dessen alle Produktionsdaten erfasst, dokumentiert und ausgewertet werden, entsteht auch die ideale Datenbasis, um zum Beispiel automatisierte Regelkreise zur Vermeidung von Fehlern im Produktionsprozess auszuprägen“, erklärt Gerd Ohl, Geschäftsführer des Unternehmens.

Die Rückverfolgbarkeit stellt Limtronik durch ein Manufacturing Execution System (MES) des Herstellers iTAC sowie zwei Laserbeschrifter aus dem Hause SmartRep sicher. Diese ermög­lichen die Markierung jeder Leiterplatte mit einer hauseigenen Seriennummer. Der Laser­marker ist an das MES angebunden. Die Fertigungslinie läuft nur, wenn alle Produkte seitens des Lasers fehlerfrei gelasert wurden und die Codes vergeben sind. Bei Abweichungen findet eine komplette Prozessverriegelung der Linie statt.

3D-Inspektionssysteme zur Fehlererkennung und Prozessoptimierung

Neben den Laserbeschriftern tragen auch Inspektionssysteme wie SPI- und AOI-Systeme von Koh Young zur Automatisierung und Qualitätssicherung im Hause Limtronik bei. Die Koh Young-Lösungen werden von SmartRep als Service-Partner angeboten und implementiert.

Die 3D-Inspektionssysteme von Koh Young zielen dabei nicht nur auf reine Fehler­detektion, sondern auf die Kontrolle und -optimierung des gesamten Prozesses. „Der Lotpastendruckprozess ist für uns der wichtigste Ablauf. Sollte der Druck nicht in Ordnung sein, kriegen wir von dem Koh Young SPI sofort eine Rückmeldung und können den Prozess entsprechend anhalten und verbessern“, erklärt Dieter Jung, Leiter der Technologie bei Limtronik.

Zwei Koh Young SPI-Systeme befinden sich bereits seit 2011 im Einsatz. Ein drittes System kam kürzlich hinzu. 2022 hat die Elektronikfabrik zudem drei AOI-Lösungen von Koh Young eingeführt und ist damit von 2D- auf 3D-Inspektionstechnologie umgestiegen. Die AOI sorgt dafür, die Qualitätskontrolle der kompletten Linie darzustellen. Sie verfolgt die Inspektionsergebnisse über alle Leiterplatten hinweg und verriegelt bei schlechter Bestückung den Prozess – so werden Serienfehler ver­mie­den. Die AOI speichert ihre Daten in der MES-Datenbank ab. Am Ende des Prozesses lassen sich über die Datenbank alle Daten zu einer eindeutigen ID ab­rufen.

Massive Verringerung von Pseudofehlern

Die AOI-Lösung von Koh Young geht jedoch weit über Fehlererkennung und Prozessverriegelung hinaus. Durch Trendanalysen und Histogramme kann die Fehlerentstehung nachvollzogen und es können vorbeugende Maßnahmen eingeleitet werden. Zudem kann Limtronik jetzt durch die Datenauswertung mit KSMART Echtzeit-Analysen durch­führen. Bei der Programmierung kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz: Unbekannte Bauteile müssen nicht länger von Hand neu zur Bauteilbibliothek hinzugefügt werden, sondern werden durch Koh Youngs Auto-Programming mit Hilfe künstlicher Intelligenz vom System selbst ange­lernt.

„Durch den Umstieg auf die Koh Young 3D AOI-Technologie konnten wir unsere Pseudofehler um bis zu 70-80 Prozent reduzieren. So sparen wir Aufwände und Ressourcen, die für wichtige Aufgaben in anderen Bereichen eingesetzt werden können“, sagt Dieter Jung und fährt fort: „Durch die Lösungen von Koh Young haben wir sowohl die Mitarbeiterzufriedenheit als auch die Produktionsqualität merklich ge­steigert.“

Quelle und weitere Informationen: Limtronik GmbH

Lassen Cyberangriffe jetzt die Aktienkurse der IT-Sicherheitsbranche steigen?

Die Digitalisierung eröffnete nicht nur der Wirtschaft neue Möglichkeiten, sondern ebenso der Kriminalität. Über die Jahre hinweg veränderte sich dabei besonders der Opferkreis solcher Attacken: Waren anfangs überwiegend Privatpersonen betroffen, häuft sich nun die Anzahl krimineller Angriffe auf Unternehmen und staatliche Einrichtungen. Die Gefahr selbst zum Opfer zu fallen steigt – und die Cybersecurity-Branche gedeiht? Steigen demnach auch die Aktienkurse von IT-Sicherheitsunternehmen?

Führen Cyberangriffe zu einem Boom der IT-Sicherheitsbranche? Eine Einschätzung dazu gibt Shanna Strauss-Frank, Schweiz-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe. (Bild: Freedom Finance)

Der Krieg in der Ukraine endet nicht am Boden, er wird digital fortgeführt – es herrscht zugleich Cyberwar. In diesem Zeitraum nahmen Cyberangriffe und die Verbreitung von Falschinformationen rasant zu. Dies hat auch zu einem erhöhten Bedarf an IT-Sicherheitsdienstleistungen geführt. Das lässt vermuten: Die IT-Sicherheitsbranche boomt, und die Aktienkurse steigen. Welche Unternehmen und Aktien aus der IT-Sicherheit bedeutsam sind, wie diese performen und wieso Innovation die Branche dominiert, weiss Shanna Strauss-Frank, Schweiz-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe. 

Häufung der Cyberangriffe nach Kriegsbeginn in der Ukraine

Jedes Unternehmen wird früher oder später Opfer eines Cyberangriffs, warnt der deutsche IT-Branchenverband Bitkom. Lag der dadurch entstandene Schaden in 2018/19 bei 103 Milliarden Euro, verdoppelte sich die Summe in 2022 nahezu auf 203 Milliarden Euro.[1] Dabei nahmen im dritten Quartal 2022 die globalen Angriffe im Vorjahresvergleich um 28 Prozent zu. Am 27. Februar, drei Tage nach dem offiziellen Kriegsbeginn in der Ukraine, vermeldete Check Point Research einen Anstieg der Cyberattacken auf den militärischen und staatlichen Sektor der Ukraine um 196 Prozent.[2] Doch nicht nur kriegsbedingte Angriffe prägten das vergangene Jahr. Laut einem IBM-Report hatten Unternehmen, die künstliche Intelligenz und Automatisierung bei der Erkennung von potenziellen Bedrohungen und Lücken einsetzen, einen um 74 Tage kürzeren Zyklus bei einer Datenschutzverletzung und konnten durchschnittlich drei Millionen US-Dollar mehr einsparen.[3] Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass das Bedürfnis nach Cyberabwehr in den nächsten Jahren in Unternehmen immer zentraler werden wird.

Cyberaktien vom Tech-Meltdown nur kurzfristig betroffen

Wie auch viele andere Technologiewerte verzeichneten Aktien aus dem Bereich der Cybersicherheit in der Anfangsphase der Coronapandemie eine starke Nachfrage sowie Marktwachstum, wie Strauss-Frank erklärt: „Mit der Verlagerung hin zu digitalen Arbeitsformen haben die Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit von Cybersicherheitsmassnahmen zugenommen.“ In den letzten Monaten wendete sich jedoch das Blatt: Erwartungen der Investoren konnten nicht erfüllt werden, die Fed hievte den Leitzins nach oben und Unternehmen aus der Technologiebranche verzeichneten Umsatz- und Kurseinbrüche. Ob Werte aus der IT-Sicherheit durch diese Entwicklung schwächeln? Dazu Strauss-Frank: „Cybersecurity-Aktien zählen zum Segment der Wachstumswerte und diese sind die Ersten, die unter einer Zinserhöhung zu leiden haben. Trotz des vorübergehenden Abschwungs können sie langfristig betrachtet interessant sein, denn die derzeitige Schwäche schafft Möglichkeiten für den Aufbau von Positionen. Und wenn sich die Aktienmärkte allgemein erholen, können Wachstumswerte zu den Spitzenreitern gehören.“

Steigende Komplexität könnte Höhenflug dämpfen

So sei laut Strauss-Frank zu erwarten, dass der globale Markt für Cybersicherheit zwischen 2022 und 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8,9 Prozent wächst – und bis dahin einen Wert von 266 Milliarden US-Dollar erreicht. Doch Strauss-Frank warnt: „Man kann davon ausgehen, dass Cyberangriffe in den nächsten Jahren komplexer werden. Das stellt die Implementierung von Sicherheitslösungen vor neue Herausforderungen und könnte das Marktwachstum behindern.“ Die künftige Entwicklung des Marktes hängt auch stark von politischen und gesellschaftlichen Anspannungen ab. Beispielhaft hierfür sind die Hackerangriffe bei den US-Wahlen 2020 sowie der gravierende Anstieg von Cyberattacken auf das Gesundheitswesen im Zuge der Pandemie.

Innovation als elementare Überlebensstrategie

Auch stellt sich die Frage, ob am Cyber-Markt wie in der Technologiebranche einzelne Big Player den Markt zu dominieren wissen. „Sicherlich gibt es einige gut etablierte und grosse Akteure, es lassen sich aber auch eine beträchtliche Anzahl kleinerer, spezialisierter Unternehmen finden, die erfolgreich sind, indem sie sich mit innovativen Produkten und Leistungen auf bestimmte Marktbereiche konzentrieren“, meint Strauss-Frank. In der Branche sei es unerlässlich, mit den neuesten Trends mitzuhalten, potenzielle künftige Bedrohungen zu erkennen und ständig Innovationen vorzunehmen, um der Konkurrenz voraus zu sein. Für eingesessene Betriebe kann dies eine Herausforderung sein, wenn ihre Prozesse veraltet sind. Kleinere, agilere Cybersecurity-Anbieter könnten womöglich schneller auf Entwicklungen reagieren. Deswegen übernahm beispielsweise der Big Player am Markt für Cloud-Security Palo Alto Networks in den letzten Jahren über ein Dutzend junger Cloudentwickler.

Bedeutsame Cybersicherheit-Anbieter und Aktien

Sowohl für Einzelpersonen als auch für Organisationen ist die Cybersecurity eine wachsende Notwendigkeit und wirksame Sicherheitsmassnahmen nehmen eine hohe Priorität ein. „Privatpersonen nutzen demnach immer häufiger Antivirensoftwares oder VPNs. Auch Cloud-basierte Dienste zum Schutz der eigenen Geräte wie zum Beispiel ein Passwortmanager sind hier beliebt. Unternehmen hingegen benötigen oftmals komplexere Sicherheitsmassnahmen“, erklärt Strauss-Frank und verweist auf weitere erwähnenswerte Cybersicherheitsaktien: „Umsatztechnisch ist neben Palo Alto Networks auch der Softwareanbieter Fortinet eines der profitabelsten IT-Security-Unternehmen. Beide Unternehmen prognostizieren für die kommenden Jahre ein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich.“ Auch CrowdStrike Holding und Zscaler sind laut Strauss-Frank Cloud-Anbieter mit Potenzial. Abschliessend ergänzt sie: „Die Identitätsmanagement-Software von Okta könnte in einer zunehmend mobilen und cloudbasierten Welt sehr gefragt sein.“

Quellen:

[1] https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Wirtschaftsschutz-2022#item-16370-close

[2] https://blog.checkpoint.com/2022/10/26/third-quarter-of-2022-reveals-increase-in-cyberattacks/

[3] https://www.ibm.com/reports/data-breach

 

Allianz Risk Barometer 2023: Energiekrise als „Aufsteiger des Jahres“

Die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) hat zum 12. Mal die jährliche Umfrage zu den wichtigsten Geschäftsrisiken weltweit veröffentlicht, an der mehr als 2.700 Befragte teilnahmen. In dieser Risiko-"Hitliste" fallen dieses Jahr Naturkatastrophen und der Klimawandel zurück, dafür steigt die Sorge vor einer Energiekrise.

Die aktuelle „Hitparade“ der Risiken global. (Bild: AGCS)

Das Allianz Risk Barometer 2023 steht im Zeichen von Kontinuität und Veränderung: Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen gelten im zweiten Jahr in Folge als die grössten Geschäftsrisiken weltweit (beide mit 34% aller Antworten). Ihnen folgen auf Platz 3 Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation, Finanzmarktvolatilität und eine drohende Rezession. In der Schweiz bereitet vor allem die Energiekrise den Unternehmen zunehmend Kopfzerbrechen, das Risiko ist mit 48% direkt auf Rang 2 eingestiegen – noch vor Betriebsunterbrechung, das lange Jahre die Rangliste anführte. Demgegenüber sind weltweit sowohl Naturkatastrophen (von Platz 3 auf 6) als auch die Risiken des Klimawandels (von Platz 6 auf 7) in der Rangliste zurückgefallen. Gleiches gilt für den Ausbruch einer Pandemie (von Platz 4 auf Platz 13) – mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen sind in den meisten Ländern die Covid-19-Beschränkungen weitgehend aufgehoben. Politische Risiken und Gewalt hat es auf Platz 10 geschafft, während der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf Platz 8 aufsteigt. Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung bleibt ein relevantes Risiko auf Platz 5, Feuer/Explosion hingegen fällt um zwei Positionen zurück auf Platz 9.

Cybervorfälle in der Schweiz erneut auf Rang 1

Mit Blick auf die Schweiz führen die Sorgen um Cybervorfälle wie im Vorjahr die Rangliste mit 57% der Antworten an. Aber auch die Diskussionen um die Strommangellage haben ihre Wirkung nicht verfehlt: So sind Energierisiken als neue Kategorie im Allianz Risk Barometer mit 48% gleich auf dem 2. Rang eingestiegen. Betriebsunterbrechung – lange Jahre die grösste Sorge der Unternehmen – ist mit 41% der Antworten auf den 3. Rang zurückgefallen. Politische Risiken und Gewalt sind als ebenfalls neue Kategorie bereits auf Rang 4 (20%), gefolgt von Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung (18%) und Naturkatastrophen (18%). Am anderen Ende der Skala rangiert die Furcht vor den Folgen des Klimawandels auf dem 10. Platz, während es Ausbruch einer Pandemie nicht mehr in den Top10 der grössten Unternehmensrisiken in der Schweiz geschafft hat.

Die Top-10 der Risiken gesehen von Schweizer Unternehmen. (Grafik: AGCS)

Allianz Risk Barometer 2023 zeigt Unternehmen in Permakrise

Joachim Müller, CEO von AGCS, kommentiert die Ergebnisse: „Das zweite Jahr in Folge zeigt das Allianz Risk Barometer, dass sich die Unternehmen derzeit am stärksten durch Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen gefährdet sehen. Gleichzeitig sehen sie in der Inflation, einer drohenden Rezession und der Energiekrise eine unmittelbare Bedrohung für ihr Geschäft. Die Unternehmen – vor allem in Europa und den USA – machen sich Sorgen über die anhaltende ‚Permakrise‘, die aus den Folgen der Pandemie und den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des anhaltenden Krieges in der Ukraine resultiert. Die aktuelle Lage ist ein Stresstest für jedes Unternehmen. Die positive Nachricht ist, dass wir als Versicherer bei vielen unserer Kunden kontinuierliche Verbesserungen in Sachen Resilienz und Risikomanagement feststellen. Viele Unternehmen haben ihre Lieferketten robuster gemacht, sind besser gewappnet gegen Unterbrechungen ihres Geschäftsbetriebs und haben ihre Cyberkontrollen ausgebaut. Widerstandsfähiger zu werden und Risiken besser zu managen, war für viele Unternehmen eine zentrale Aufgabe in den vergangenen Jahren.“

Digitale und disruptive Gefahren

Cybervorfälle, wie IT-Ausfälle, Ransomware-Angriffe oder Datenschutzverletzungen, werden – global betrachtet – im zweiten Jahr in Folge als wichtigstes Risiko eingestuft. In 19 Ländern, darunter Kanada, Frankreich, Japan, Indien und im Vereinigten Königreich, steht dieses Risiko auf Rang 1. Es ist das Risiko, das kleinen Unternehmen (< 250 Mio. $ Jahresumsatz) am meisten Sorgen bereitet.

„Für viele Unternehmen ist die Bedrohung durch Cyberangriffe nach wie vor grösser als je zuvor, und die Schadenfälle in der Cyberversicherung bleiben auf einem hohen Niveau. Grosse Unternehmen sind mittlerweile daran gewöhnt zur Zielscheibe werden und diejenigen, die über ein angemessenes Niveau an Cybersicherheit verfügen, können die meisten Angriffe abwehren. Zunehmend sind aber auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Diese neigen dazu, ihre Gefährdung zu unterschätzen, und sollten kontinuierlich in die Stärkung ihrer Cyberabwehr investieren“, betont Shanil Williams, AGCS-Vorstandsmitglied und Chief Underwriting Officer Corporate.

Makroökonomisches Unbehagen

Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation oder die Volatilität der Wirtschafts- und Finanzmärkte rangieren im Allianz Risk Barometer 2023 als drittwichtigstes Risiko für Unternehmen weltweit (25 % der Antworten), gegenüber Platz 10 im Jahr 2022. Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass es dieses Risiko unter die Top3 „geschafft“ hat. Alle drei grossen Wirtschaftsräume – die Vereinigten Staaten (USA), China und Europa – befinden sich gleichzeitig in einer wirtschaftlichen Krise, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, so das Team von Allianz Research, das für 2023 eine Rezession in Europa und den USA prognostiziert. Die Inflation ist besonders besorgniserregend, da sie die Preisstruktur und die Margen vieler Unternehmen „auffrisst“. Wie der Realwirtschaft steht auch den Finanzmärkten ein schwieriges Jahr bevor, da die Zentralbanken überschüssige Liquidität aus dem gesamten System abziehen und die Handelsvolumina selbst in historisch liquiden Märkten zurückgehen.

„2023 wird ein herausforderndes Jahr werden; rein wirtschaftlich gesehen dürfte es für viele Haushalte und Unternehmen buchstäblich ein Jahr zum Vergessen werden. Dennoch gibt es keinen Grund zu verzweifeln“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Zum einen hilft die Zinswende, wovon nicht zuletzt Millionen von Sparern profitieren. Auch die mittelfristigen Aussichten sind trotz – oder gerade wegen – der Energiekrise deutlich besser. Die Folgen, die über die erwartete Rezession im Jahr 2023 hinausgehen, zeichnen sich bereits ab: ein forcierter Umbau der Wirtschaft in Richtung Dekarbonisierung sowie ein erhöhtes Risikobewusstsein in allen Teilen der Gesellschaft, das die soziale und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärkt.“

Quelle und weitere Informationen: http://www.agcs.allianz.com

Fünf Gründe, warum Qualitätsmanagement allen ein „Juchhu“ entlocken sollte

"QM-Handbücher" und "QM-Systeme" sind für Mitarbeitende nicht gerade der erste Gedanke, wenn es um Spass bei der Arbeit geht. Warum das so ist und mit welchen Argumenten sich die Menschen für das Qualitätsmanagement begeistern lassen, beschreibt Johannes Woithon, CEO und Gründer von orgavision, einem Anbieter eines integrierten Managementsystems für Qualitätsmanagement, im Beitrag unten.

„High Five“ oder „juchhu“: Qualitätsmanagement kann durchaus für gute Stimmung bei der Arbeit sorgen. (Bild: apid / depositphotos.com)

Haben Sie schon mal jemanden gehört, der oder die „Juchhu“ schreit, wenn der Begriff „Qualitätsmanagement“ fällt? Vermutlich nicht. Das liegt vor allem daran, dass viel zu wenig über die Vorteile von QM gesprochen wird. Denn gut gemacht, ist es weder langweilig, noch mündet es in irgendeinem Mehraufwand. Im Gegenteil: Es bildet die Grundlage für die hohe Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung, die wiederum dafür sorgt, dass Kunden zufrieden und Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sind.

Was diejenigen verkennen, die QM als notwendiges bis lästiges Übel empfinden: Je grösser ein Unternehmen, desto wichtiger die Strukturen. Nur wenn die komplette Belegschaft ein gemeinsames Verständnis von Qualitätsansprüchen hat, können diese auch einheitlich gegenüber der Kundschaft vertreten werden.

Sie wollen mehr Gründe, warum jedes Unternehmen ein Qualitätsmanagement braucht? Hier kommen die fünf wichtigsten:

1. Die Belegschaft weiss jederzeit, was zu tun ist

Egal ob alter Hase oder Newbie – ein Qualitätsmanagement im Unternehmen sorgt dafür, dass Prozesse für jeden klar nachvollziehbar sind. Wie funktioniert die Ablagestruktur? Welche Abteilungen oder Personen stehen in Interaktion mit den Kunden? Und wie reiche ich einen Urlaubsantrag ein? All das wird im Rahmen eines ganzheitlich aufgesetzten Qualitätsmanagements definiert, womit interne wie externe Kommunikationsstrukturen verbessert werden.

2. QM steigert die Zufriedenheit im Unternehmen

Richtig gehört, denn wer jederzeit weiss, was von ihm oder ihr erwartet wird und an welchen Qualitätsansprüchen sich die Belegschaft messen lassen soll, kann entsprechend agieren. Die übergreifenden Schlagworte lauten Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Wer weiss, in welcher Richtung das Ziel liegt und wie weit es entfernt ist, kann den Weg dahin planen, fühlt sich nicht überfordert, sondern kann in Etappen immer wieder Erfolge feiern. Und die Vergleichbarkeit innerhalb der Belegschaft macht das Qualitätsmanagement zudem fair.

3. Risiken werden kalkulierbar

Ideal ist es natürlich, wenn es für ein Unternehmen wirtschaftlich steil nach oben geht – und daran kann ein durchdachtes Qualitätsmanagement einen wesentlichen Anteil haben. Denn eine der Kernaufgaben des QM ist es, Risiken und ihre Eintrittswahrscheinlichkeiten im Blick zu haben. Und wenn die Unternehmensführung sich ihrer Risiken jederzeit bewusst ist, können nicht nur frühzeitig entsprechende Gegenmassnahmen ergriffen werden, sondern diese lassen sich auch offen und transparent gegenüber der Belegschaft kommunizieren. Das Ergebnis: siehe Punkt 2.

4. Willkür war gestern

Qualitätsmanagement basiert vor allem auf Kennzahlen, Fakten und Standards – und genau deshalb ist es für die komplette Organisation so transparent. Das heisst im Umkehrschluss auch, dass mit einem ganzheitlich betrachteten QM Entscheidungen jederzeit für alle nachvollziehbar sind. Jeder Prozess, der zur Wertschöpfung im Unternehmen beiträgt, kann damit fair bewertet werden – vorausgesetzt, es werden Kennzahlen und Standards mit genügend Aussagekraft gewählt.

5. Digital ist alles einfacher

Das, was das QM für viele so dröge macht, nämlich die immer wiederkehrenden Prozesse, ist eine seiner grössten Stärken. Denn was sich standardisiert wiederholt, ist relativ einfach zu digitalisieren und zu automatisieren. Mit einer modernen Softwarelösung sind die Anforderungen an ein Qualitätsmanagement noch einfacher umzusetzen, ohne dass man auf die bereits genannten Vorteile verzichten muss. Ganz gleich ob QM-Handbuch, die Verteilung von Informationen, Audits oder Zertifizierungen: Mit der Unterstützung durch eine durchdachte Software muss mittlerweile kein Unternehmen mehr die Einführung eines Qualitätsmanagements als Mehraufwand fürchten.

Fazit: Sie sehen, es gibt eine Reihe von Vorteilen, die ein gut durchdachtes und umgesetztes Qualitätsmanagement schafft. Einige von ihnen dürften auch Kritiker überzeugen. Vielleicht hört man sie künftig auch mal „Juchhu“ rufen.

Autor:
Johannes Woithon ist Geschäftsführer von orgavision GmbH mit Sitz in Berlin. www.orgavision.de

Helvetia Environnement Gruppe erlangt B Corp Zertifizierung

Die Helvetia Environnement Gruppe, die sich seit über zehn Jahren für die Kreislaufwirtschaft einsetzt, ist nun B Corp-zertifiziert. Diese Zertifizierung ist ein wichtiger Meilenstein in der proaktiven CSR-Politik des Unternehmens und ein Schritt hin zum Ziel der CO2-Neutralität.

Vincent Chapel, Präsident der Helvetia Environnement Gruppe, welche erfolgreich die B Corp-Zertifizierung erlangt hat. (Bild: zVg / Helvetia Environnement)

Ende 2022 erhielt die Helvetia Environnement Gruppe die B Corp-Zertifizierung nach einem anspruchsvollen Prozess. Helvetia Environnement beschäftigt 560 Mitarbeitende, vornehmlich in der Westschweiz, die auf ihre verschiedenen Tochtergesellschaften verteilt sind. Das Unternehmen betreibt Abfallmanagement für Gemeinden, Gewerbe und Industrie.

B Corp-Zertifizierung: Schlüsselschritt in der nachhaltigen Entwicklungsstrategie

Zertifizierte B Corps sind Unternehmen, die nachweislich höchste Standards für Sozial – und Umweltverträglichkeit, rechtliche Unternehmensverantwortung und öffentliche Transparenz erfüllen. Die Zertifizierung vergibt die unabhängige Non-Profit-Organisation B Lab. Vincent Chapel, Präsident der Helvetia Environnement Gruppe, sagt dazu: „Diese Zertifizierung ist eine Anerkennung der Verpflichtungen, die wir in den letzten zehn Jahren eingegangen sind. Sie markiert ausserdem eine neue Etappe in unserem ständigen Verbesserungsprozess, und zwar in Bezug auf alle CSR-Kriterien. Wir sind in der Tat davon überzeugt, dass das Abfallrecycling seinen Platz im Herzen der Kreislaufwirtschaft hat, weshalb wir uns weiterhin dafür einsetzen müssen, unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.“

Verringerung der Umweltauswirkungen und anstreben der CO2-Neutralität bis 2025

Das Ziel der CO2-Neutralität ist auf 2025 festgelegt. Es ist Teil der Strategie der Helvetia Environnement Gruppe, die bis 2030 eine Verringerung der CO2-Emissionen um 50% für die Scope 1 und 2 nach den SBTi-Empfehlungen (Science-based Targets) vorsieht. Dazu gehören direkte Treibhausgasemissionen (die durch die Aktivitäten des Unternehmens entstehen) als auch indirekte (die über den Verbrauch von Energie, die von Dritten bezogen wird, erzeugt werden).

Zehn Jahre Engagement und Aktionen für nachhaltige Entwicklung

Diese Zertifizierung bestätigt die Vorreiterrolle der Helvetia Environnement Gruppe, die in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Millionen Schweizer Franken in ihre Recycling-Aktivitäten in der Schweiz investiert hat. Aufgeteilt in zwei Fünfjahrespläne umfassten diese proaktiven Maßnahmen die Eröffnung von Sortera, dem ersten Hochleistungs-Abfallsortieranlage im Kanton Genf, sowie konsequente Anstrengungen im Bereich der Mobilität mit der Erneuerung der Fahrzeugflotte und der Verwendung von alternativen Energien wie Biokraftstoffen und Elektroantrieben. In sozialer Hinsicht wurde insbesondere ein spezifischer Aktionsplan eingeführt, um die Zahl der Arbeitsunfälle in den nächsten fünf Jahren deutlich zu senken. Aus der Sicht der Unternehmensführung haben sich die Anteilseigner nachhaltig engagiert, indem sie die Mission des Konzerns in seiner Rechtsform verankert haben, was bedeutet, dass sich alle auf jeder Ebene des Unternehmens für das Gemeinwohl einsetzen.

Quelle: Helvetia Environnement

Arzneimittel: Schweiz und USA unterzeichnen MRA

Am 12. Januar 2023 unterzeichneten die Schweiz und die USA ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung (MRA) der Inspektionen im Bereich der Guten Herstellungspraxis für Arzneimittel. Das Abkommen soll im Laufe dieses Jahres in Kraft treten und bedeutet einen Abbau von nichttarifären Handelshemmnissen.

Nach der Unterzeichnung des MRA GMP für Arzneimittel: V.l.n.r.: Andi Fristedt (FDA Deputy Commissioner for Policy, Legislation, and International Affairs), Jayme White (Deputy United States Trade Representative), Helene Budliger Artieda (Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO), Dr. Jörg Schläpfer (Swissmedic, Leiter Bereich Stab und Internationales). (Quelle: Schweizerische Botschaft in Washington DC / www.economiesuisse.ch)

Die USA sind inzwischen mit einem Handelsvolumen von 900 Milliarden Franken der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Auch für die Schweizer Pharmaindustrie sind die Vereinigten Staaten ein grosser Exportmarkt: 26 Prozent der Ausfuhren von Medikamenten gehen mittlerweile über den Atlantik. Bisher war der Handel aber mit etlichen administrativen Hürden verbunden. So müssen Arzneimittel nach international vereinbarten Regeln der Guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practices GMP) produziert werden. Die Einhaltung dieser Regeln wird geprüft, und zwar doppelt: In der Schweiz durch die Swissmedic und in den USA durch die Food and Drug Administration FDA. 

Tiefere Hürden für die Arzneimittel-Zulassung

Der am 12. Januar 2023 unterzeichnete Vertrag sichert nun die gegenseitige Anerkennung (Mutual Recognition Agreement MRA) der GMP zu. Das heisst, dass Swissmedic und die FDA nach intensiver Prüfung der Inspektionspraktiken des Partnerstaates darauf verzichten, die Produktionsstätten von Arzneimittelherstellern im jeweils anderen Land zu inspizieren. Das ist für beide Seite ein Gewinn: Denn solche Inspektionen binden Ressourcen und kosten Zeit und Geld – gemäss Branchenverband Interpharma „schnell mehr als eine Million Franken“. Diese Mittel können nun nach dem Wegfall gegenseitiger Prüfungen in die Innovation investiert werden. 

Das Abkommen beseitigt ein so genanntes nichttarifäres Handelshemmnis. Gemäss Mitteilung des Eidg. Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF trage das GMP MRA zudem zur Diversifikation der Handelsbeziehungen einschliesslich der grenzüberschreitenden Produktions- und Lieferketten der Schweiz bei. Damit unterstütze das MRA die Versorgungssicherheit und Resilienz der auf den Aussenhandel angewiesenen schweizerischen Volkswirtschaft, gerade angesichts der anhaltenden globalen Verwerfungen hinsichtlich des internationalen Handels, wie es in der dazu veröffentlichten Mitteilung heisst.

Motion fordert ähnliche MRA für Medizinprodukte

Vergleichbare GMP MRAs bestehen bereits zwischen der USA und der EU sowie dem Vereinigten Königreich. Die Schweiz ihrerseits hat bereits GMP MRAs mit der EU, dem Vereinigten Königreich, sowie mit Süd-Korea abgeschlossen. Das Abkommen soll für den Pharmastandort Schweiz im Vergleich zur EU und dem UK gleiche Voraussetzungen für den US-Markt schaffen. Aussen vor stehen aber nach wie vor Medizinprodukte, die nicht in den Pharmabereich fallen. Eine Motion von Nationalrat Damian Müller will dies ändern und fordert ein MRA mit den USA und anderen Ländern für die Zulassung von Medizinprodukten (z.B. Insulinpumpen, medizinische Schutzmasken, Prothesen etc.). Denn nach Inkrafttreten der neuen Medizinprodukteverordnung der EU im Jahr 2021 gilt die Schweiz dort als „Drittstaat“, weil ein Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU fehlt. Für die Zulassung von Medizinprodukten bedeutet dies eine hohe administrative Hürde und kann mittel- bis langfristig dazu führen, dass bestimmte Produkte in der Schweiz nicht mehr erhältlich sein werden.

Quellen: economiesuisse, WBF/Swissmedic, interpharma

Swiss Safety Center Akademie ist nun eduQua-zertifiziert

Die Swiss Safety Center Akademie in Wallisellen ist eduQua-zertifiziert. Damit zählt sie zu den über 1100 Bildungsinstituten in der Schweiz, die dieses Qualitätslabel tragen.

Die Swiss Safety Center Akademie trägt nun ebenfalls das eduQua-Qualitätslabel. (Bild: Swiss Safety Center / eduQua)

Die Swiss Safety Center Akademie Wallisellen erfüllt die hohen Standards des eduQua Qualitätslabels und ist nun eduQua-zertifiziert. Dies teilte das Institut in einem kurzen Communiqué mit. Durch die Erfüllung der Qualitätskriterien erhält die Akademie nun das Schweizer Qualitätslabel für Weiterbildungsanbietende.

eduQua ist das einzige, ausschliesslich auf Anbieter von Weiterbildung zugeschnittene Schweizer Qualitätslabel. Es setzt und überprüft Minimalkriterien für die Qualität von Weiterbildungsanbietern und fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Qualität der angebotenen Weiterbildungen. Eine eduQua-zertifizierte Weiterbildungsinstitution weist sich demnach aus über akkreditierte Kurse und Seminare, hohen Praxisbezug ihrer Angebote, Anerkennung der Titel und Abschlüsse, Transparenz und Verbindlichkeit der Programminhalte und konkrete Qualitätsnachweise. Schweizweit sind gemäss Angaben des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung SVEB über 1100 Schulen, Institute und Akademien eduQua-zertifiziert. eduQua kann mit ISO 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 29990 (Qualitätsmanagement für Bildungsinstitutionen), ISO 14001 (Umweltmanagement) und IN-Qualis (Zertifizierte Qualität der Arbeitsintegration) kombiniert werden.

Mit der Zertifizierung werde nun auch das Qualitätsbewusstsein der Swiss Safety Center Akademie gefördert, das Engagement, kontinuierlich an der Qualität zu arbeiten und dies nach aussen den Kundinnen und Kunden sichtbar zu machen, wie das Unternehmen mitteilt.

Quelle und weitere Informationen: https://akademie.safetycenter.ch/

Brandschutz zunehmend risikobasiert?

Risikoorientierter Brandschutz spielt in Zukunft schweizweit eine gewichtigere Rolle. Bei den Brandschutzvorschriften 2026 sollen akzeptable Kosten-Nutzenverhältnisse von Brandschutzmassnahmen in begründeter und nachvollziehbarer Form Einzug finden. Ziel ist, dass alle Bauten für ihre Nutzer ein minimales Schutzniveau garantieren.

Ist der Brandschutz zunehmend risikobasiert? Zu diesem Thema findet am 16. März 2023 in Zürich eine Fachtagung statt. (Bild: Save AG)

In der Schweiz werden Stand heute zirka vier von fünf Gebäuden mit vordefinierten Massnahmen für den Brandschutz geplant und durch die Behörden bewilligt. Die aktuell gültigen Brandschutzvorschriften (BSV 2015) berücksichtigen dabei bereits unterschiedliche Nutzerrisiken. Belegt durch die Tatsache, dass für diverse Gebäudetypen und deren Nutzungsformen massgeschneiderte Massnahmen für das Erreichen der Schutzziele gefordert sind. Die präskriptiven Brandschutzvorschriften lassen aber auch komplett abweichende Lösungen – solche, die nicht nach Standardschema realisiert werden – mittels Nachweiserbringung und angewandter Ingenieurmethoden zu.

Wie findet der standardisierte Brandschutz in Kombination mit gleichwertigen, abweichenden Lösungen bereits heute Anwendung? Kostendruck, ein dynamisches Umfeld und viele massgebende Kriterien – zum Beispiel Bauart, Lage, Nutzung, Personenbelegung, Brandlasten, Gebäudegeometrie und viele mehr – lassen Bauprojekte komplex anmuten. Zielkonflikte im Brandschutz sind zudem keine Seltenheit. Um die Ziele der Bauherrschaft, die Schutzziele und grundsätzlich die Interessen aller am Bau und Projekten beteiligten Personen zu erfüllen, sind gesamtheitliche Lösungen im Brandschutz gefragt. Lösungen demnach, die standard- und leistungsorientierte Methoden kombinieren.

Detailliertes Fachwissen rund um das Thema Brandschutz erhalten Interessierte an einer Fachtagung vom 16. März 2023 in Zürich direkt von den Experten vermittelt. Diverse Referate zu neuen Möglichkeiten, wissenschaftlichen Erkenntnissen, aktuellen Methoden und Technologien sowie zu Projektbeispielen aus der Praxis bilden die Basis für diesen spannenden Wissenstransfer. Durchgeführt wird die Tagung von Save AG. Dieses Unternehmen ist spezialisiert auf den praxisbezogenen Wissenstransfer zwischen Sicherheitsfachleuten zu den Themen Risiko-Management, Corporate Security, Gebäudesicherheit, Safety und Gesundheitsschutz (AS&GS), Brandschutz, Informations- und Infrastruktursicherheit, Bevölkerungsschutz sowie Maschinen- und Prozesssicherheit, Störfallvorsorge, Natur- und Umweltgefahren, Bewachung und integrale Sicherheitskonzepte.

Quelle und weitere Informationen: Save AG