Ombudsstelle Krankenversicherung: Susanne Müller Ineichen neue Geschäftsführerin
Der Stiftungsrat der Ombudsstelle Krankenversicherung hat am 24. Nov. 2022 Frau Susanne Müller Ineichen zur neuen Geschäftsführerin der Ombudsstelle mit Sitz in Luzern gewählt. Frau Müller Ineichen wird die Leitung der Ombudsstelle am 1. Aug. 2023 übernehmen.
Der Stiftungsrat der Ombudsstelle Krankenversicherung hat an seiner Sitzung vom 24. November 2022 die Nachfolge der bisherigen Geschäftsführerin der Ombudsstelle in Luzern, Frau Morena Hostettler Socha, die in den verdienten Ruhestand tritt, geregelt. Dabei hat der Stiftungsrat Frau Susanne Müller Ineichen, Jahrgang 1968, von Rothenburg (LU), als neue Ombudsfrau gewählt. Frau Müller Ineichen ist Rechtsanwältin und seit Februar 2019 bei der Ombudsstelle tätig. Anfangs 2021 wurde Frau Müller Ineichen zur Stellvertreterin der bisherigen Stelleinhaberin gewählt. Sie wird ihre Stelle als neue Geschäftsführerin am 1. August 2023 antreten.
Die Hauptaufgabe der Stiftung Ombudsstelle besteht darin, Missverständnisse zwischen den Versicherten und den Versicherern zu beheben und bei Meinungsverschiedenheiten Lösungen zu vermitteln. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich sowohl auf die obligatorische Krankenversicherung (OKP) als auch auf die von den Krankenversicherern deren Partnergesellschaften betriebenen Heilungskostenzusatz- und Krankentaggeldversicherungen. Ziel ihrer Tätigkeit ist, den Versicherten kostenlos und auf unbürokratische Art bei der Lösung ihrer Probleme mit den Versicherern behilflich zu sein und Gerichtsverfahren zu vermeiden. Die Ombudsstelle ist gesamtschweizerisch tätig.
Die designierte neue Geschäftsführerin Susanne Müller Ineichen war nach dem Abschluss ihres Studiums und der Ausbildung zur Rechtsanwältin als Gerichtsschreiberin beim Amtsgericht Luzern und dem Verwaltungsgericht des Kantons Luzern tätig. In der Folge arbeitete sie während mehrerer Jahre in den Rechtsdiensten der Concordia Krankenversicherung, der SUVA sowie der CSS Krankenversicherung. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bildete dabei der Bereich Datenschutz. Neben zahlreichen Weiterbildungen hat Frau Müller Ineichen auch den Studiengang Krankenversicherungsfrau von santésuisse absolviert und 2021 den entsprechenden Fachausweis erworben.
ESG-Berichterstattung: The Good, The Bad and The Ugly
Wie steht es um die ESG-Berichterstattung bei globalen Grosskonzernen? Dieser Frage geht jeweils der Global ESG Monitor (GEM) nach, eine Forschungsinitiative zur Untersuchung der Transparenz in der nichtfinanziellen Berichterstattung der grössten Unternehmen der Welt. Eben wurde die neueste Ausgabe publiziert..
Redaktion - 30. November 2022
Bei der ESG-Berichterstattung von globalen Konzernen gibt es noch viele Unterschiede. (Bild: Depositphotos.com)
In seinem eben veröffentlichten Bericht 2022 beleuchtet der Global ESG Monitor (GEM) die Umwelt-, Sozial- und Governance-Berichterstattung von 350 der wichtigsten Unternehmen weltweit. Der GEM ist international führend bei der Analyse der Transparenz der ESG-Berichterstattung und veröffentlicht jährlich einen umfassenden Bericht, der die nichtfinanzielle Berichterstattung in Europa, Nordamerika, Asien und Australien analysiert. „2022 war ein Jahr, in dem die Bedeutung von ESG-Themen dramatisch zugenommen hat“, sagte Michael Diegelmann, Mitbegründer des GEM. „Umwelt- und Sozialkrisen füllen täglich die Nachrichten, und die Unternehmen müssen klar kommunizieren, was sie tun und wie sie ihre Bemühungen steuern. Es werden zwar Fortschritte gemacht, aber unterm Strich sind noch zu viele grosse multinationale Unternehmen in ihrer ESG-Berichterstattung ungenügend. Dies wird Investoren und der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben.“
Weltweite ESG-Berichterstattung im Fokus
Für den GEM 2022 wurden 625 ESG-Berichte von 350 Unternehmen analysiert, die in Indizes von zehn grossen Börsenplätzen vertreten sind. Im Laufe der kommenden Wochen werden umfassende Berichte über die einzelnen Regionen veröffentlicht werden. Ende November wurde der globale GEM-Bericht veröffentlicht, der die vier wichtigsten kontinentalen Börsenindizes aus Europa, den USA, Asien und Australien abdeckt, etwa EuroSTOXX), S&P 50 oderASX 50 (Australien).
Nur wenige Unternehmen kamen in die Nähe des Spitzenwertes von 100 auf der Bewertungsskala des sog. GEM Assay, dem eigenentwickelten Analysemodell des Global ESG Monitor. Die weltweit höchste Punktzahl für Transparenz in der nichtfinanziellen Berichterstattung lag bei 90, die niedrigste bei 7 Punkten. Der GEM Assay analysiert anhand von 184 Kriterien die ESG-Berichterstattung von Unternehmen. ESG-Berichte werden auf vielfältige Weise genutzt, unter anderem als Faktor für ESG-Scores von Ratingagenturen, die von Investoren als Richtschnur für Anlageentscheidungen verwendet werden.
Vergleicht man die Transparenz der ESG-Berichterstattung über die Kontinente hinweg, so liegt die durchschnittliche Bewertung der Unternehmen in Europa bei 66 von 100 Punkten, gefolgt von 56 Punkten in Asien und 53 Punkten jeweils in den USA und Australien.
Europäische Unternehmen führend
„Es ist keine Überraschung, dass der GEM so grosse Unterschiede in der Transparenz der Berichterstattung in den verschiedenen Ländern und Regionen feststellt. Es gibt immer noch keinen einheitlichen, international anerkannten Standard in der ESG-Berichterstattung, und das stellt die Unternehmen vor Herausforderungen“, sagte Ariane Hofstetter, Mitbegründerin und Leiterin Research und Data Science des GEM. „Auch wenn wichtige Analyseinstrumente wie die Wesentlichkeitsanalyse weit verbreitet sind, ist das Ergebnis doch oft überschattet von Schönfärberei und einem geringen Mass Nachvollziehbarkeit und Verbindlichkeit.“
Die Untersuchung zeigt deutlich, dass europäische Unternehmen weltweit das Tempo bei der ESG-Transparenz vorgeben; so stammen acht der zehn besten Unternehmen aus Europa und zwei aus Asien. Das Unternehmen mit der höchsten Gesamtpunktzahl und somit dem transparentesten ESG-Bericht war das italienische Energieunternehmen Enel SpA.
Die GEM Top Ten
Rang
Unternehmen
Index
GEM ASSAY WERTUNG (von 100)
1
Enel SpA
EUROSTOXX
90
2
Iberdrola SA
EUROSTOXX
87
3
CRH PLC
EUROSTOXX
84
4
Vonovia SE
EUROSTOXX
84
5
Industria de Diseno Textil SA
EUROSTOXX
81
6
Deutsche Post AG
EUROSTOXX
80
7
TotalEnergies SE
EUROSTOXX
78
8
Banco Santander SA
EUROSTOXX
77
9
Anta Sports Products Ltd
S&P 50 (Asia)
77
10
Fubon Financial Holding
S&P 50 (Asia)
77
Die grössten Defizite in der ESG-Berichterstattung
Der GEM ortet Defizite bei der ESG-Berichterstattung in verschiedenen Bereichen. Dazu gehört etwa die Geschlechtervielfalt in Vorständen und Aufsichtsräten. Hier zeigte sich, dass z.B. in den USA die grösste geschlechtsspezifische Vielfalt herrscht. Dort haben 90 Prozent der Unternehmen gemischte Boards. Das durchschnittliche Verhältnis von Frauen und Männern in Führungsgremien ist in Europa mit jeweils 50 Prozent am ausgewogendsten, während etwa in den USA und in Australien nur ein Drittel der Vorstandsmitglieder Frauen sind.
Auch die Klimaziele werden von den globalen Unternehmen unterschiedlich erreicht: Viele der im GEM analysierten Unternehmen haben sich zwar mit den CO2-Emissionen befasst. Aber nur eine begrenzte Anzahl der analysierten Unternehmen ist bereits CO2-neutral. Die meisten Unternehmen haben sich Ziele für die Kohlenstoffneutralität gesetzt und streben an, in der Zukunft Netto-Null zu erreichen. Der grösste Anteil von Unternehmen, die von sich behaupten, CO2-neutral zu sein, findet sich unter den S&P 50 in Asien, die niedrigste in Europa.
Weitere Problemfelder, die weltweit unterschiedlich bewertet werden: Viele ESG-Berichte lassen die Lieferketten noch im Dunkeln. In Europa legt etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen zumindest den geografischen Standort ihrer Zulieferer offen, in Asien, den USA und in Australien ist es zum Teil weniger als ein Drittel der börsennotierten Unternehmen, die dies tun. Und auch Aussagen zu Kinder- und Zwangsarbeit werfen immer noch Fragen auf. Während 72 % der EuroSTOXX-Unternehmen das Risiko für Kinder-, Zwangs- oder Pflichtarbeit in ihrer ESG-Berichterstattung offenlegen, tun dies nur 54 % aus den USA, 51 % aus Asien und 36 % aus Australien. Und es wird noch schlimmer: In Europa legen 60 % der Unternehmen Strategien zur Unterbindung von Zwangs- und Kinderarbeit sowie anderer Formen der Ausbeutung offen. In den USA (27 %), Asien (27 %) und Australien (26 %) ist es jeweils weniger als ein Drittel.
Fehlende internationale Standards bei der ESG-Berichterstattung
Laut GEM 2022 beziehen sich 96 % der Unternehmen in der globalen Stichprobe in ihren Berichten auf Rahmenwerke und Standards, wobei durchschnittlich 9,1 Rahmenwerke erwähnt werden. Im EuroSTOXX werden im Durchschnitt 12,3 Rahmenwerke erwähnt. Einige Unternehmen legen zu viel Wert auf Rahmenwerke und veröffentlichen separate Berichte, die speziell auf einzelne Standards zugeschnitten sind. Für Investoren und andere Stakeholder ist die Orientierung schwierig, und es besteht die Gefahr, dass die Unternehmen die Rahmenwerke mit den für sie günstigsten Anforderungen auswählen.
Auch Abschlussprüfungen sind noch nicht obligatorisch oder üblich. Solche Prüfungen sollten eigentlich Vertrauen und Zuverlässigkeit fördern. Aber nur 68 % der Unternehmen geben freiwillig eine Versicherung ihrer Angaben durch eine Abschlussprüfung ab. Eine Prüfung mit begrenzter Sicherheit ist immer noch am häufigsten (88 der 353 geprüften Berichte geben die Prüfungstiefe an).
Die europäischen Unternehmen bereiten sich zunehmend auf eine externe Abschlussprüfung vor. Mit ihrem Gesetzesvorschlag der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) führt die Europäische Kommission EU-weit eine Pflicht ein, nach der Nachhaltigkeitsinformationen mit begrenzter Sicherheit geprüft werden müssen. Perspektivisch soll dies zu einer Prüfpflicht mit hinreichender Sicherheit übergehen.
Branchenlösung QAS von swissstaffing nun EKAS-zertifiziert
Die neue Branchenlösung QAS (Quality and Safety) für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Personalverleih wurde offiziell anerkannt und durch die EKAS (Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit) zertifiziert. Damit stellt swissstaffing, als Verband der Personaldienstleister der Schweiz, der Temporärbranche neu ein eigenes Sicherheitssystem zur Verfügung.
Redaktion - 29. November 2022
(Bild: Pixabay.com)
Die Branchenlösung QAS für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ist spezifisch auf den Personalverleih ausgerichtet und für alle Unternehmen der Personaldienstleistung – auch Nichtmitgliedern von swissstaffing – zugänglich. Durch den Anschluss an die Branchenlösung und die Anwendung des Sicherheitssystems können Personalverleiher die Sicherheit aller Mitarbeitenden – sowohl festangestellt wie auch temporär – verbessern. Zudem erfüllen Personalverleiher mit der Anwendung der Branchenlösung QAS die Anforderungen der EKAS Richtlinie Nr. 6508.
Branchenlösung QAS – das System
Das Sicherheitssystem QAS ist praxisorientiert und gesetzeskonform aufgebaut. Es beinhaltet mehrere Komponenten wie ein Handbuch mit praxisorientierten Vorlagen, Checklisten und Hilfsmitteln für die Umsetzung sowie mit „safely“ ein digitales System zur Anwendung, das auch einen mobilen Zugriff erlaubt. Weitergehend stehen Experten für die Beratung zur Verfügung, werden Sicherheitsschulungen durchgeführt, und es findet ein jährlicher Erfahrungsaustausch statt. Nachweislich führt eine Branchenlösung zu einer Reduktion von Unfallzahlen und Absenztagen.
EKAS-Zertifikat
Die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS wurde in der Botschaft des Bundesrates zum UVG als zentrale Informations- und Koordinationsstelle für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz definiert. Sie koordiniert die Präventionsmassnahmen, die Aufgabenbereiche im Vollzug und die einheitliche Anwendung der Vorschriften. Ihre Beschlüsse sind verbindlich. Mit dem Zertifikat „Personalverleih (EKAS Nr. 82)“ wird bescheinigt, dass die Trägerschaft von QAS die Branchenlösung für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz entsprechend der EKAS-Richtlinie über den Beizug von Arbeitsärzten und Spezialisten der Arbeitssicherheit (EKAS 6508, ASA-Richtlinie) eingeführt hat und wirksam anwendet.
Digitalisierung der Industrie: Ungleichheiten können nachhaltige Entwicklung gefährden
Wenn einzelne Länder oder auch bestimmte Sektoren bei der digitalen Entwicklung abgehängt werden, gibt dies Anlass zur Sorge. Eine neue Studie vermittelt Einblicke in das Ausmass von Ungleichheiten beim Einsatz digitaler Technologien.
Redaktion - 28. November 2022
Grad der Digitalisierung von Kollaborationsprozessen in kleinen vs. großen Unternehmen. (Grafik: IASS)
Mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel 9 will die Staatengemeinschaft eine nachhaltige Industrie und Infrastruktur fördern. Die Digitalisierung der Industrie kann den Marktzugang und die Positionierung von Unternehmen in nachhaltigen Wertschöpfungsketten beeinflussen. „Das Umweltmanagement entlang der Lieferkette kann durch den Einsatz digitaler Technologien verbessert werden. Denn diese können kontinuierlich Daten bereitstellen und so die Transparenz verbessern. Dadurch werden Nachhaltigkeitsrisiken wie die Verlagerung in Länder mit niedrigeren Sozial- und Umweltstandards sichtbar und wir bekommen Hinweise, wie globale Wertschöpfungsketten nachhaltiger gestaltet werden können“, erläutert Silke Niehoff vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS in Potsdam. Sie fügt hinzu, dass Investitionen in digitale Werkzeuge und notwendige Kenntnisse in einigen Ländern allerdings noch fehlen würden.
Digitalisierung der Industrie: Kleinere Unternehmen haben Nachholbedarf
Silke Niehoff ist Mitautorin einer vergleichenden Studie mit dem Titel „Sustainability related impacts of digitalisation on cooperation in global value chains“. Die Studie untersucht die digitale Entwicklung in den Schwellenländern China und Brasilien und dem Industrieland Deutschland. Befragt wurden Beschäftigte in Unternehmen unterschiedlicher Grösse und mehrerer Sektoren.
Die Forschenden konnten zeigen, dass die Ungleichheiten auf Länderebene nicht so ausgeprägt sind wie von Expertinnen und Experten vorhergesagt. Deutliche Unterschiede traten aber innerhalb aller Länder auf, zwischen verschiedenen Sektoren und Unternehmen unterschiedlicher Grösse. In allen Ländern gaben weniger als 10 Prozent der Unternehmen an, dass sie die Prozesse der Zusammenarbeit mit Partnern vollständig digitalisieren werden. Eine teilweise Digitalisierung ist hingegen stärker verbreitet: 46 Prozent der brasilianischen, 61 Prozent der chinesischen und 63 Prozent der deutschen Unternehmen arbeiten derzeit schon auf diese Weise.
Grosse Unternehmen nutzen die Chancen der Digitalisierung in allen drei Ländern stärker als kleine und mittlere Unternehmen. „Die KMU bilden allerdings das Rückgrat der Volkswirtschaften und sollten nicht abgehängt werden. Deshalb braucht es eine globale Governance, um Ungleichheiten auf Länderebene zu erfassen, und zusätzlich nationale Förderpolitiken, um KMU zu stärken“, sagt Ko-Autor Grischa Beier vom IASS.
Automobilsektor ist ein Digitalisierungsvorreiter
Chancen für eine nachhaltigere Produktion könnte eine vollständig digitale Integration von Produktionsdaten in die Umweltmanagementsysteme der Unternehmen bieten. Sie vereinfacht potenziell die Einhaltung von Umweltvorschriften sowie den Prozess der Umweltzertifizierung für Unternehmen und Regulierungsbehörden, die häufig Analysen der gesamten Wertschöpfungskette erfordern. Allerdings nutzen derzeit nur 9 Prozent der deutschen, 3 Prozent der brasilianischen und 6 Prozent der chinesischen Unternehmen diese Möglichkeit.
In Deutschland berichteten 84 Prozent der Befragten aus dem Automobilsektor über eine zumindest teilweise Digitalisierung von Kooperationsprozessen, verglichen mit 72 Prozent der chinesischen und 62 Prozent der brasilianischen Unternehmen. Mehr als in anderen Sektoren ist die Anzahl der Kooperationspartner bei den befragten Unternehmen durch die Digitalisierung der Prozesse zurückgegangen, während die Qualität der Kooperation sich dadurch nach Ansicht der Befragten verbessert hat. Der Automobilsektor sei ein interessantes Objekt für künftige Forschung, so die Autorinnen und Autoren: Von einer Auswertung der Erfahrungen aus diesem Sektor könnten andere Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit profitieren.
Forscher finden Weg für Maschinelles Lernen ohne echte Bilddaten
Bevor ein Modell für maschinelles Lernen eine Aufgabe erfüllen kann, z. B. die Erkennung von Krebs in medizinischen Bildern, muss das Modell trainiert werden. Beim Training von Bildklassifizierungsmodellen werden dem Modell in der Regel Millionen von Beispielbildern gezeigt, die in einem umfangreichen Datensatz gesammelt wurden. Doch dürfen dabei echte Bilddaten einfach so verwendet werden?
Redaktion - 28. November 2022
Maschinelles Lernen mit synthetisch erzeugten Bildern: Amerikanische Forscher haben einen Weg gefunden, wie sich Bildklassifizierungsmodelle auch ohne echte Bilddaten adäquat trainieren lassen. (Symbolbild; Unsplash.com)
In der Medizin kommen immer häufiger Computersysteme zum Einsatz, die mittels künstlicher Intelligenz Bilder interpretieren und Ärzte beim Stellen von Diagnosen unterstützen. Dies funktioniert, indem sie die neuen Bilder mit mit schon bestehenden Bilddaten abgleichen. Dabei „lernt“ die Maschine laufend mit. Maschinelles Lernen anhand von Bildern hat aber seine Tücken.
Urheberrechte können maschinelles Lernen verhindern
Die Verwendung echter Bilddaten für das Training von maschinellem Lernen kann nämlich praktische und ethische Probleme aufwerfen: Die Bilder könnten gegen Urheberrechtsgesetze verstossen, die Privatsphäre von Menschen verletzen oder einer bestimmten Rasse oder ethnischen Gruppe gegenüber voreingenommen sein. Um diese Fallstricke zu vermeiden, können Forscher mit Hilfe von Bildgenerierungsprogrammen synthetische Daten für das Modelltraining erstellen. Diese Techniken sind jedoch nur begrenzt einsetzbar, da häufig Expertenwissen erforderlich ist, um ein Bilderzeugungsprogramm zu entwerfen, das effektive Trainingsdaten erzeugen kann.
Forscher des MIT, des MIT-IBM Watson AI Lab und anderer Institute haben deshalb einen anderen Ansatz gewählt. Anstatt maßgeschneiderte Bilderzeugungsprogramme für eine bestimmte Trainingsaufgabe zu entwickeln, sammelten sie einen Datensatz von 21.000 öffentlich verfügbaren Programmen aus dem Internet. Dann nutzten sie diese große Sammlung grundlegender Bilderzeugungsprogramme, um ein Computer-Vision-Modell zu trainieren. Diese Programme erzeugen verschiedene Bilder, die einfache Farben und Texturen darstellen. Die Forscher haben die Programme, die jeweils nur aus einigen wenigen Codezeilen bestehen, weder bearbeitet noch verändert.
Bildprogramme als valabler Ersatz
Die Modelle, die sie mit diesem grossen Datensatz von Programmen trainierten, klassifizierten Bilder genauer als andere synthetisch trainierte Modelle. Und obwohl ihre Modelle schlechter abschnitten als jene, die mit echten Daten trainierten, zeigten die Forscher, dass die Erhöhung der Anzahl der Bildprogramme im Datensatz auch die Leistung des Modells steigerte und einen Weg zu höherer Genauigkeit aufzeigte.
„Es stellt sich heraus, dass die Verwendung vieler unkuratierter Programme tatsächlich besser ist als die Verwendung eines kleinen Satzes von Programmen, die von Menschen manipuliert werden müssen. Daten sind wichtig, aber wir haben gezeigt, dass man auch ohne echte Daten ziemlich weit kommen kann“, sagt Manel Baradad, Doktorand der Elektrotechnik und Informatik (EECS) im Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) und Hauptautor der Forschungsarbeit, in der diese Technik beschrieben wird.
Überdenken des Vortrainings
Modelle des maschinellen Lernens werden in der Regel vortrainiert, d. h. sie werden zunächst auf einem Datensatz trainiert, um Parameter zu entwickeln, die für die Bewältigung einer anderen Aufgabe verwendet werden können. Ein Modell zur Klassifizierung von Röntgenbildern könnte mit einem riesigen Datensatz synthetisch erzeugter Bilder trainiert werden, bevor es für seine eigentliche Aufgabe mit einem viel kleineren Datensatz echter Röntgenbilder trainiert wird.
Die Forscher hatten zuvor gezeigt, dass sie eine Handvoll Bilderzeugungsprogramme verwenden konnten, um synthetische Daten für das Vortraining des Modells zu erstellen, aber die Programme mussten sorgfältig entworfen werden, damit die synthetischen Bilder mit bestimmten Eigenschaften der echten Bilder übereinstimmten. Dies machte es schwierig, die Technik zu erweitern. In der neuen Arbeit wurde stattdessen ein enormer Datensatz von unkuratierten Bilderzeugungsprogrammen verwendet.
Maschinelles Lernen mit „künstlich“ erzeugten Bildern
Die Forscher begannen damit, eine Sammlung von 21.000 Bilderzeugungsprogrammen aus dem Internet zusammenzustellen. Alle Programme sind in einer einfachen Programmiersprache geschrieben und bestehen aus nur wenigen Codeschnipseln, so dass sie schnell Bilder erzeugen. „Diese Programme wurden von Entwicklern auf der ganzen Welt entworfen, um Bilder zu erzeugen, die einige der Eigenschaften aufweisen, an denen wir interessiert sind. Sie erzeugen Bilder, die fast wie abstrakte Kunst aussehen“, erklärt Baradad.
Diese einfachen Programme können so schnell ausgeführt werden, dass die Forscher keine Bilder im Voraus erstellen mussten, um das Modell zu trainieren. Die Forscher fanden heraus, dass sie Bilder erzeugen und das Modell gleichzeitig trainieren konnten, was den Prozess rationalisiert. Sie nutzten ihren riesigen Datensatz von Bilderzeugungsprogrammen, um Computer-Vision-Modelle sowohl für überwachte als auch für unüberwachte Bildklassifizierungsaufgaben vorzutrainieren. Beim überwachten Lernen werden die Bilddaten mit Etiketten versehen, während das Modell beim unüberwachten Lernen lernt, Bilder ohne Etiketten zu kategorisieren.
Verbesserung der Genauigkeit
Als sie ihre vortrainierten Modelle mit modernen Computer-Vision-Modellen verglichen, die mit synthetischen Daten vortrainiert worden waren, waren ihre Modelle genauer, d. h. sie ordneten Bilder häufiger den richtigen Kategorien zu. Die Genauigkeit war zwar immer noch geringer als bei Modellen, die mit realen Daten trainiert wurden, aber ihre Technik verringerte die Leistungslücke zwischen Modellen, die mit realen Daten trainiert wurden, und solchen, die mit synthetischen Daten trainiert wurden, um 38 Prozent.
„Wichtig ist, dass wir zeigen, dass die Leistung für die Anzahl der gesammelten Programme logarithmisch skaliert. Wir erreichen keine Sättigung der Leistung, d. h. wenn wir mehr Programme sammeln, würde das Modell noch besser abschneiden. Es gibt also eine Möglichkeit, unseren Ansatz zu erweitern“, sagt Manel.
Die Forscher nutzten auch jedes einzelne Bilderzeugungsprogramm für ein Vortraining, um die Faktoren zu ermitteln, die zur Genauigkeit des Modells beitragen. Sie fanden heraus, dass das Modell besser abschneidet, wenn ein Programm eine größere Vielfalt an Bildern erzeugt. Sie fanden auch heraus, dass farbige Bilder mit Szenen, die die gesamte Leinwand ausfüllen, die Leistung des Modells am meisten verbessern.
Nachdem sie den Erfolg dieses Pretraining-Ansatzes nachgewiesen haben, wollen die Forscher ihre Technik nun auf andere Datentypen ausweiten, z. B. auf multimodale Daten, die Text und Bilder enthalten. Außerdem wollen sie weiter nach Wegen suchen, um die Klassifizierungsleistung von Bildern zu verbessern.
International Metrology Congress feiert 40-jähriges Bestehen
Vom 7. bis 10. März 2023 findet in Lyon der International Metrology Congress (CIM2023) statt. Dieses Jahr feiert der Anlass sein 40-jähriges Bestehen - und es wird gross angerichtet.
Redaktion - 25. November 2022
Der internationale Metrologie-Kongress CIM2023 findet vom 7. bis 10. März in Lyon statt.
Erstmals fand der International Metrology Congress (Congrès International de Métrology, CIM) im Jahr 1983 in Bordeaux statt. Seit damals ist der Anlass viel herumgekommen, bis er sich definitiv in Lyon niederliess. Messtechniker sind es gewohnt, allein zu arbeiten, aber sie müssen sich ständig über die neuesten technischen Normen, Vorschriften und technologischen Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Aus diesem Wunsch und Bedürfnis heraus dieser Internationale Kongress für Metrologie denn auch entstanden. Dieser alle zwei Jahre stattfindende Kongress geht mit der Zeit und ihren Zwängen, hat aber immer seine DNA behalten, wie Pierre Barbier, Initiator des Anlasses, festhält.
International Metrology Congress: Eingebettet in wichtige Fachmesse
Auch dieses Jahr ist der Kongress den bewährten Verfahren der Industrie und der F&E gewidmet, die auf Messungen, Analysen und Prüfungen angewandt werden. Die Veranstaltung sieht sich als Treffpunkt für die Wissenschaft, die Industrie und die institutionellen Organisationen der Metrologie. Erneut findet vom 7. bis 10. März der Kongress im Rahmen der französischen Industrie-Fachmesse „Global Industrie“ im Eurexpo Lyon statt, wo rund 40’000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden.
Die Veranstaltung erstreckt sich über vier Tage mit dem Ziel, alle Themen anzusprechen, zu untersuchen und zu behandeln, die den internationalen Herausforderungen gerecht werden. Der International Metrology Congress bietet Gelegenheit, Fachwissen auszutauschen und Informationen über die Entwicklung der Forschung im Bereich der Messung zu sammeln.
Ein „muskulöses“ Programm im Herzen der globalen Herausforderungen
200 Vorträge sind vorgesehen, sechs Roundtable-Diskussionen zu den aktuellen Themen Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft, Industrie 4.0, Digitaler Wandel, Berufe und Gesundheit. Auch eine Plenar-Veranstaltung mit dem Motto „Limitless Metrology at your fingertips“ widmet sich Schwerpunkten wie Industrie 4.0, Umwelt und Gesundheit. Ebenfalls wird ein Rahmenprogramm mit vielen Networking-Gelegenheiten geboten, unter anderem im „Village Métrologie“, wo auch verschiedene Posterpräsentationen zu sehen sein werden. Für den Kongress erwarten die Veranstalter rund 800 Teilnehmende aus 45 Ländern, hauptsächlich aus dem Bereich der Industrie, aber rund ein Drittel stammt auch der Lehre und Forschung sowie von Kalibrier-Anstalten.
Wirtschaftliche Grundversorgung im Krisenfall weitgehend gewährleistet
Pandemien, geopolitische Spannungen, Klimawandel: Die Schweizer Wirtschaft ist immer wieder einschneidenden Ereignissen ausgesetzt, die in einer vernetzen Welt grosse Schäden verursachen können. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte hat die Krisenfestigkeit und Abwehrfähigkeit der Schweizer Wirtschaft für drei realistische Szenarien untersucht und mit externen Expertinnen und Experten validiert.
Redaktion - 24. November 2022
Bei der Grundversorgung zeigt sich der Bereich Energie im Krisenfall als erstaunlich resilient. (Bild: Pixabay.com)
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte hat einen neuen Resilienz-Barometer für die Schweizer Wirtschaft veröffentlicht. Zu diesem Zweck haben die Autorinnen und Autoren die Wirtschaft in acht Bereiche mit weiteren Unterbereichen eingeteilt. Jeder Unterbereich wurde dann auf seine Widerstandskraft gegenüber drei ausgewählten Szenarien untersucht. Als Szenarien gewählt wurden erstens eine hochansteckende und krankmachende Pandemie, zweitens eine Verschärfung der globalen politischen Spannungen mit Blockbildungen, einer Zunahme von Sanktionen und dem Unterbruch von Lieferketten und drittens eine weitere Verschärfung des Klimawandels mit klimatischen Extremereignissen wie Hitzewellen oder Hochwasser. Bei all diesen Szenarien kann von einem erheblichen Risiko für die Grundversorgung ausgegangen werden.
Erhebliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen
Die Studie lässt erhebliche Unterschiede zwischen den acht für das Funktionieren der Wirtschaft zentralen Bereichen erkennen: Die Finanzmarktinfrastruktur zum Beispiel ist erfreulich resilient. Die aktuell vieldiskutierte Energieversorgung zeigt zwar gewisse Schwachstellen, die Grundversorgung kann jedoch weitgehend aufrechterhalten werden. Weniger resilient zeigt sich die Gesundheitsversorgung, die in den Szenarien Globaler Pandemieausbruch und Geopolitische Spannungen und Blockbildung erhebliche Einschränkungen erleiden würde. Auch die Logistik ist aufgrund der Globalisierung sehr anfällig, insbesondere mit Blick auf das Szenario Geopolitische Spannungen. «Wo Menschen vor Ort wichtige Arbeiten übernehmen, wird es im Krisenfall schwierig», so Ralph Wyss, Partner und Leiter des Industriebereichs Verteidigung, Sicherheit und Justiz bei Deloitte Schweiz.
Logistik als Herzstück muss gestärkt werden
Während gewisse Lücken in der Gesundheitsversorgung im Falle einer schweren Pandemie wenig überraschend sind, kann die Widerstandsfähigkeit der Logistik sehr wohl verstärkt werden. Es zeigt sich deutlich, dass die Schweizer Wirtschaft stark von globalen Lieferketten abhängig ist, die weder bei einer Pandemie noch bei einer Zunahme von politischen Spannungen resilient sind. «Eine funktionierende Logistik ist das Herzstück der Wirtschaft. Unternehmen und Verbände sollten die in der Studie zutage getretenen Schwachstellen daher zügig angehen», erläutert Ralph Wyss.
Resilienz stark abhängig von Szenario
Von den drei analysierten Szenarien hat eine Pandemie die stärksten Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft – auch wenn die Schweiz und die ganze Welt bereits mit Covid-19 viel Erfahrung sammeln konnten: «Es ist sehr schwierig, für den Fall einer noch ansteckenderen Pandemie eine bessere Resilienz aufzubauen. Letztlich helfen in einem solchen Fall gesunde Menschen kranken Menschen. Solange Technologie den Menschen nicht wesentlich substituiert, bleibt die Schwäche im System bestehen», so Ralph Wyss.
Resilienzwerte Schweiz nach Szenarien. (Grafik: Deloitte)
Weniger stark, aber doch allmählich spürbar, wirkt sich die Zunahme Klimatischer Extremereignisse aus. Neben der Logistik haben diese auch zunehmend Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung. «In den kommenden drei bis fünf Jahren ist nicht damit zu rechnen, dass klimatische Extremereignisse die Grundversorgung der Schweizer Wirtschaft gefährden. Weiter in die Zukunft gehende Prognosen sind sehr stark abhängig vom Erfolg der Staatengemeinschaft, den globalen Temperaturanstieg zu stoppen», so Céline Neuenschwander, Researcherin bei Deloitte Schweiz und Projektleiterin der Studie.
Öffentliche Sicherheit hängt stark vom Milizsystem ab
Die öffentliche Sicherheit zeigt sich in allen Szenarien weitgehend resilient gegenüber Krisen. Ein Ausreisser ist die Sanität, die im Pandemieszenario starke Einschränkungen erleidet. Die Armee als letztes Mittel zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit hat vor allem im Szenario Geopolitische Spannungen Schwierigkeiten, da Rüstungsgüter nur noch schwer zu beschaffen sind. Zudem basieren zahlreiche Institutionen wie Armee, Zivilschutz, Krisenstäbe, aber auch die Feuerwehr fast im ganzen Land auf dem Milizsystem. «Mit fortschreitender Dauer einer Krise werden die in einer Milizfunktion zuständigen Personen wieder in ihre angestammten Berufe zurückkehren müssen. Das ist die grosse Herausforderung für unser sonst gut funktionierendes Milizsystems», so Ralph Wyss.
Finanzmarktinfrastruktur und Energieversorgung erfreulich resilient
Auf der positiven Seite stehen die Finanzmarktinfrastruktur und die Energieversorgung, die beide in der Gesamtauswertung hohe Resilienzwerte aufweisen. Im Falle von starken geopolitischen Spannungen und einer intensivierten Blockbildung sinkt die Resilienz der Schweizer Energieversorgung jedoch rasch. «Angesichts der zunehmend digitalisierten Wirtschaft ist eine anfällige Energieversorgung problematisch. Aktuell haben daher die meisten Unternehmen Massnahmen ergriffen, um den eigenen Verbrauch genauer zu verstehen und bereiten sich darauf vor, kurzfristig den Stromverbrauch zu senken und den Umgang mit Kontingentierung und Stromunterbrüchen zu planen», so Ralph Wyss.
Die Studie unterscheidet bewusst zwischen dem Aufrechterhalten der heutigen komfortablen Situation und einer Grundversorgung, die nur noch das Notwendige erbringt. «Es zeigt sich erfreulicherweise, dass die Schweizer Wirtschaft mit wenigen Ausnahmen eine gute Grundversorgung sicherstellen kann. Die identifizierten Schwachstellen zeigen aber, dass Unternehmen und Behörden das Thema Resilienz breit angehen müssen. Der aktuelle Fokus auf die Energieversorgung ist zwar wichtig, er wird der Breite der anstehenden Herausforderungen aber nicht gerecht», schliesst Ralph Wyss.
Digitale Lösungen für die Patientenbetreuung am Unispital Basel
Das IT-Unternehmen Cisco, das Universitätsspital Basel (USB) und das Zürcher Software Unternehmen Leitwert AG haben eine Lösung zur automatisierten Abfrage der Vitalparameter von PatientInnen mit mobilen Sensoren entwickelt. Mithilfe von Cisco Access Points können beispielsweise Daten zu Herz- und Atemfrequenz fortlaufend aus mobilen Sensoren ausgelesen und innerhalb des sicheren Krankenhaus-Netzwerkes übermittelt werden. Dank dieser kontinuierlichen Überwachung erhält das Behandlungsteam deutlich mehr Gesundheitsinformationen, anstatt nur ein- bis dreimal täglich über manuelle «Punktmessungen».
Redaktion - 24. November 2022
Mit einer neuen digitalen Lösung hat das Unispital Basel den Gesundheitszustand der PatientInnen jederzeit im Blick. (Bild: Cisco)
Die Schweiz verfügt über eines der am weitesten entwickelten Gesundheitssysteme der Welt. Wie aktuelle Studien zeigen, hinkt sie jedoch im Bereich der Digitalisierung hinterher. Die alternde Bevölkerung und die damit einhergehende Zunahme chronischer Krankheiten, sowie der Personalmangel belasten zunehmend das Gesundheitssystem und damit auch die Qualität der Patientenbetreuung.
Wearables für die Patientenbetreuung
Digitale Lösungen können Abhilfe schaffen, indem sie die Effizienz der Spitäler verbessern. Eine wichtige Rolle wird dabei der Einsatz von mobilen Sensoren – sogenannten Wearables – spielen. Mit Hilfe dieser Sensoren können Vitalparameter von PatientInnen permanent gemessen und drahtlos übermittelt werden, wodurch eine automatisierte und kontinuierliche Überwachung des Gesundheitszustandes ermöglicht wird. Diese Technologie kann einen wichtigen Beitrag leisten, um auch in Zukunft eine ausgezeichnete Gesundheitsversorgung zu erhalten.
«Innovationsprojekte wie die Vitalparameter-Überwachung mit Wearables sind nur mit einem hochverfügbaren, leistungsfähigen Netzwerk möglich», so Marc Strasser, CIO am Universitätsspital Basel. «Wir nutzen eine WiFi- und Bluetooth-fähige Netzwerkinfrastruktur von Cisco. Da übliche Wearables mit Bluetooth kommunizieren, können wir unsere bestehende Infrastruktur für die Datenübertragung nutzen. Technologie darf dabei nie bloss Selbstzweck sein, sondern soll die Situation unserer PatientInnen und MitarbeiterInnen immer wieder aufs Neue verbessern.»
Automatische Übermittlung von Messdaten
Mithilfe von Cisco DNA Center, einem umfassenden Kontrollzentrum für das Netzwerk, können Applikationen von Drittanbietern auf den Cisco Access Points installiert werden. In enger Zusammenarbeit mit Cisco und dem Universitätsspital Basel hat Leitwert eine Software entwickelt, mit der die Cisco Access Points zu Bluetooth Gateways für die Datenübertragung von Wearables werden. Sobald sich ein registriertes Wearable in der Nähe eines Cisco Access Points befindet, werden automatisch die aufgezeichneten Messdaten ausgelesen und innerhalb des Krankenhaus-Netzwerkes sicher übermittelt. So soll dem Behandlungsteam jederzeit der Überblick über den Gesundheitszustand der PatientInnen ermöglicht werden, damit sie zum Beispiel stabile PatientInnen durch nächtliche Kontrollen nicht mehr stören müssen und gleichzeitig noch früher erkennen können, ob jemand zusätzliche Hilfe benötigt.
Grossflächige Ausrollung möglich
Das Hersteller-unabhängige System von Leitwert ermöglicht es, medizinische Wearables von verschiedenen Herstellern direkt einzubinden, sodass die erhobenen Gesundheitsdaten nicht an externe Systeme der Gerätehersteller gesendet werden müssen. Stattdessen können die Daten direkt im Spital gespeichert werden ohne das sichere Netzwerk zu verlassen. Somit behält das Spital volle Transparenz und Kontrolle über die PatientInnen-Daten. Diese Technologie wurde in einer mehrjährigen Entwicklungspartnerschaft zwischen dem Universitässpital Basel und Leitwert entwickelt. Die Integration mit der Cisco Infrastruktur öffnet die Möglichkeit, diese Anwendung grossflächig in Krankenhäusern mit Cisco Infrastruktur auszurollen. «Im Rahmen unserer Country-Digital-Acceleration-Initiative unterstützen wir auch das Schweizer Gesundheitswesen mit konkreten Investments bei der Digitalisierung und Entwicklung innovativer Lösungen», sagt Dr. Garif Yalak, Head of Digital Transformation, Cisco Schweiz. «Dabei greifen wir auf unsere Erfahrung mit weltweit über 17.000 Organisationen aus dem Gesundheitswesen zurück. Auch am Universitätsspital Basel leisten wir einen entscheidenden Beitrag: Als Gesamtlösung legen die Cisco Netzwerkinfrastruktur und Cisco DNA Center das Fundament für den Einsatz der Wearables.»
Die drei Projektpartner konnten bereits einen Prototyp der neuen Lösung erfolgreich umsetzen. Dieser wird nun im Rahmen von Studien ausgiebig getestet, damit die Technologie den hohen Anforderungen des Gesundheitswesens entspricht. Sobald die Produkte die vorgeschriebenen Zertifizierungen besitzen, kommt das System bei der Behandlung der PatientInnen am Universitätsspital Basel zum Einsatz.
Chemikalien gefährden Wirksamkeit des Abkommens gegen Plastikverschmutzung
Nächste Woche trifft sich das «Intergovernmental Negotiating Committee» (INC) in Uruguay, um ein internationales rechtsverbindliches Instrument gegen die Plastikverschmutzung zu entwickeln. Wissenschaftler befürchten, dass bei den Verhandlungen die Vielfalt und Komplexität der in Kunststoffen enthaltenen Chemikalien übersehen wird.
Redaktion - 23. November 2022
Kunststoffe sind komplex. Wissenschaftler schlagen nun Alarm, dass Chemikalien einen globalen Vertrag gegen Plastikverschmutzung untergraben. (Bild: Unsplash.com)
Plastikverschmutzung ist ein grosses Problem – umso mehr, weil Kunststoffe in ihrer Zusammensetzung sehr komplex sind. Denn in einer kürzlich durchgeführten Studie wurden mehr als 10’000 chemische Substanzen identifiziert, die bei der Kunststoffherstellung verwendet werden können. Dies führt dazu, dass Kunststoffe eine Vielzahl von chemischen Substanzen enthalten können. Viele dieser Chemikalien erfüllen aber dieselbe Funktion. Doch fehlende Koordination zwischen den Herstellern führt dazu, dass Kunststoffe verschiedener Produzenten für gleiche Anwendungen oft unterschiedliche chemische Zusammensetzungen aufweisen.
Diese Vielfalt und Komplexität der Kunststoffformulierungen bringe verschiedene negative Auswirkungen und Herausforderungen mit sich, teilt etwa die Empa in einem aktuellen Mediencommuniqué mit. So haben Wissenschaftler und verschiedene Organisationen zunehmend ihre Besorgnis über die negativen Auswirkungen vieler in Kunststoffen enthaltener Chemikalien auf die Gesundheit von Menschen und Ökosystemen geäussert, die während der Lebensdauer des Produkts aus diesem herausgelöst werden können.
Chemische Vielfalt verstärkt Problem der Plastikverschmutzung
Die Vielfalt der Chemikalien in Kunststoffen kann die aktuellen und die geplanten technologischen Lösungen zur Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung vor zahlreiche Herausforderungen stellen. «Die enorme Vielfalt der Chemikalien in verschiedenen Kunststoffprodukten macht die unterschiedlichen Abfallströme inkompatibel. Diese Inkompatibilität kann die Qualität von Recycling-Produkten erheblich beeinträchtigen, was zu «Downcycling» und zu giftigen Abfällen führt, die zusätzliche Sicherheitsmassnahmen erfordern», so Empa-Wissenschaftler Zhanyun Wang, einer der Autoren der Studie.
Antonia Praetorius, Assistenzprofessorin an der Universität Amsterdam und Mitautorin der Studie, ergänzt: «Eine vorgeschlagene Lösung, um dem durch Einwegplastik verursachten Plastikmüll entgegenzuwirken, ist die verstärkte Verwendung von haltbareren Kunststoffen, um etwa eine mehrfache Wiederverwendung von Plastikbehältern für Lebensmittel zum Mitnehmen zu ermöglichen. Je komplexer die chemische Zusammensetzung dieser langlebigen Kunststoffe ist, desto schwieriger ist es, ihre Unversehrtheit und Sicherheit über ihre längere Produktlebensdauer zu gewährleisten.»
Vorsichtig optimistisch
Dennoch gibt es auch Grund für Optimismus, um globale Lösungen für die Plastikverschmutzung voranzutreiben. Die Autoren empfehlen politischen Entscheidungsträgern und Wirtschaftsführern, die einmalige Gelegenheit zu nutzen, die sich durch die Verhandlungen über das Kunststoffabkommen bietet, um die Kräfte zu bündeln und Kunststoffe neu zu gestalten. Durch die Festlegung einer Liste sicherer chemischer Zusatzstoffe, die bestimmte Schlüsselfunktionen erfüllen, können einfachere und standardisierte Kunststoffformulierungen erreicht werden. Insbesondere geben die Forschenden konkrete Empfehlungen, wie Mechanismen zur Verringerung der Vielfalt und Komplexität von Chemikalien in der Kunststoffproduktion im Vertrag aufgenommen werden können. Dies würde nicht nur den schrittweisen Verzicht auf gefährliche Chemikalien in der Kunststoffproduktion ermöglichen, sondern auch den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe.
Rückblick Quality Mining Day: Qualität als Motor des Wandels
Mut zur Veränderung. Das ist der erste Schritt, um sein Unternehmen auf Qualität auszurichten. Aber an welchen Stellschrauben muss man drehen? Und was kann ein neues Qualitätsverständnis bewirken? Der Fachkongress Quality Mining Day des Softwareherstellers Quality Miners stellte sich am 20. Oktober 2022 diesen Fragen. Hochkarätige Speaker begeisterten die rund 100 Teilnehmer mit ihren Impulsen.
Redaktion - 21. November 2022
Podiumsdiskussion am Quality Mining Day 2022. (Bild: Quality Miners GmbH)
Sven O. Rimmelspacher, Managing Director des süddeutschen CAQ-Softwareherstellers Quality Miners GmbH, eröffnete am 20. Oktober 2022 den Quality Mining Day. Er verwies in seiner Ansprache auf die Fähigkeit, sich immer wieder zu verändern. Dass es dabei nicht immer nur steil bergauf geht, das hat er am eigenen Leib erfahren: „2003 haben uns die Kunden in die Mangel genommen und uns knallhart gesagt: Ihr müsst etwas an Eurer Qualität machen!“ Für Rimmelspacher war das ein entscheidender Wendepunkt. „Wir haben uns neu erfunden, unser Qualitätsverständnis komplett umgekrempelt und dies als treibende Kraft in unsere Lösungen und die Partnerschaft mit unseren Kunden integriert.“
Hinfallen und schnell wieder aufstehen
Extremsportler Norman Bücher, sah in der Historie der Quality Miners seine eigene These bestätigt: „Wenn Kinder anfangen zu laufen, dann fallen sie immer wieder hin, stehen aber gleich wieder auf und machen weiter. Das Hinfallen gehört zum Leben dazu – auch im beruflichen – erst dadurch lernen wir, über uns hinauszuwachsen.“ Auch Dr. Ing. Benedikt Sommerhoff, Leiter Innovation & Transformation bei der DGQ findet es „großartig, sich selbst zu revidieren. Scheitern ist eine Chance.“ Im Rahmen der Podiumsdiskussion sprach er begeistert davon, dass „Experimentieren hoffähiger geworden ist in Deutschland.“
Dass dieses Über-Sich-Hinauswachsen auch so manche Stilblüte annehmen kann, das führte Bestsellerautor Prof. Dr. Ing. Lars Vollmer, in seinem Vortrag dem gespannt lauschenden Publikum als „Business-Theater“ bildhaft vor Augen. „Start-ups agieren intuitiv am Markt, das macht sie erfolgreich. Mit zunehmendem Alter nehmen sie sich die Fehler der großen Unternehmen als Vorbild.“ Es entwickeln sich geschriebene und ungeschriebene Regelungen für Prozesse und die Art der Zusammenarbeit. Die Menschen spüren diese und verhalten sich entsprechend systemintelligent. „In Meetings folgen sie darum diesen Regeln – egal, wie unsinnig oder zielführend sie tatsächlich sind. Meetings werden zum Selbstzweck“, so der Redner.
Die Art des Problems erkennen
Dabei müsse man doch eigentlich nur lernen zu unterscheiden, ob ein kompliziertes, vorhersehbares oder ein komplexes, überraschendes Problem handelt. Während man ersteres kausal-wissensbasiert mit einem sauberen Prozess- und Qualitätsmanagement lösen kann, ist für letzteres Ideenreichtum und Kreativität abseits der Reglements gefordert. „Wer in diesem Sinne zweigleisig fährt, schafft Raum für Erfolg“, erläutert Vollmer.
Thomas Metten, Teamleiter Qualitätsservice der Oventrop GmbH & Co. KG, konnte dies durch seine langjährige Erfahrung bestätigen. Als Oventrop 2003 das erste CAQ-System der Quality Miners, die damals noch unter Pickert GmbH firmierten, installierte, glaubte man, damit von nun an die Qualität der Produktion perfekt im Griff zu haben. „Doch damit fing die Reise erst an“, so Metten. Über 60.000 Prüfpläne später hat das Unternehmen bis heute einen weitreichenden Kulturwandel vollzogen. Inzwischen ist nicht nur die Fertigung, sondern es sind auch Randbereiche, wie z. B. das Energiemanagement, fest in das Qualitätsmanagement integriert.
Qualität entsteht im Prozess
„Wir haben erkannt, dass auch der Energiemanager eigentlich nur den Prozess überwachen will“, so der Qualitätsmanager. „und die Verknüpfung des Energiemanagements zu den Fertigungsprozessen ist letzten Endes, wie es die aktuelle Energiekrise bestätigt, enorm wichtig.“ Bis 2023 will man alle Prozesse standardisiert haben. „Wir haben für alles Kennzahlen etabliert, erkennen Schwachstellen bereits im Prozess und können sofort eingreifen. Damit wissen wir auf den Punkt, wo wir stehen. Auf nachfolgende Kontrollen können wir komplett verzichten. Wenn der Prozess fehlerfrei läuft, ist auch das Endprodukt fehlerfrei.“ Metten ist fest davon überzeugt, „Qualität entsteht im Prozess.“
Dr.-Ing. Alexander Schloske, Senior Expert Quality am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, konnte dies durch viele Praxisbeispiele aus der Industrie untermauern: „Die Fokussierung auf die wertschöpfenden Prozesse innerhalb der FMEA reduziert Trivialitäten und erhöht die Aussagekraft.“ Er sieht einen entscheidenden Erfolgsfaktor darin, FMEA unternehmens- und zielorientiert zu gestalten.
Was für Oventrop gilt, muss demnach nicht für alle Unternehmen gleichermaßen gelten. In der Podiumsdiskussion stellte Lars Vollmer fest: „Der organische Wandel ist immer ein individueller, der sich nach den Voraussetzungen des Unternehmens und dessen Marktbedingungen richtet.“ Dr. Benedikt Sommerhoff ergänzte: „Die Situation in einem Softwareunternehmen ist eine völlig andere als die bei einem Reinigungsdienstleister.“
Sinnhaftigkeit schafft Wert
Für Sommerhoff ist Wertschätzung der Schlüssel für eine Arbeitswelt, die auf Qualität ausgerichtet ist. „Erst durch Wertschätzung finden Menschen Sinn in ihrer Arbeit.“ Dieser Sinn muss laut Vollmer jedoch nicht von außen künstlich aufgesetzt werden. Er geht verloren, wenn Menschen von der Arbeit abgehalten werden – und ist einfach da, wenn sie Aufgaben erfolgreich und zielgerichtet lösen dürfen. Norman Bücher bestätigte in seinem Vortrag diese Aussagen, indem er erläutert: „Erst die Frage nach dem „warum“ und damit die Motive geben Zielen einen Sinn. Wer nicht weiß, warum er läuft, wird die großen Herausforderungen nicht meistern.“ Harry Keller und Jonas Voss vom Team der Quality Miners führten dies in ihrem eigenen Vortrag als zentralen Punkt fort: „Qualitätsmanagement wird nur funktionieren, wenn wir interdisziplinäre Einheiten haben, die wissen, warum sie etwas tun.“ Ein ganzheitliches Vorgehen mit klaren Zielen, einer klaren Kommunikation, Transparenz und einem Projekt-Cockpit, über das gesteuert werden kann, machen, so die Experten, selbst komplexe Projekte erfolgreich.
Der aktive Austausch zwischen Praktikern aller Couleurs stand bei diesem Fachkongress im Vordergrund. „Wir haben enorm gutes Feedback zum Quality Mining Day“ erhalten, so Tobias Brehm, Business Development Manager bei den Quality Miners. „Nach diesem Erfolg wollen wir diesen Kongress zu einer festen Institution werden lassen, die auch in den nächsten Jahren tiefgründig nach Qualität schürfen wird.“
Schweizerische Management Gesellschaft SMG: Alleingang kann nicht die Lösung sein
Am 16. November 2022 fand das 58. Forum der Schweizerischen Management Gesellschaft (SMG) in Zürich mit rund 200 Teilnehmenden statt. Es stand dieses Jahr unter dem Motto „Together“.
Redaktion - 18. November 2022
Diskussionsrunde zum Thema Energie. V.l.n.r: Hans Hess, Maurice Dierick, Monika Rühl, Benedikt Loepfe, Annalisa Manera, Felix Graf. (Bild: Schweizerische Management Gesellschaft SMG)
Die Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) lud am 16. November 2022 zum 58. Mal zu ihrem traditionellen Forum ein. Natürlich fehlte es an diesem Anlass nicht an aktuellen Themen: Die aktuellen geopolitischen Verwerfungen hätten schonungslos aufgezeigt, wie abhängig unsere Gesellschaft von einem stetigen Zufluss von Energie und Waren geworden sei, hiess es. Für Lukas Braunschweiler, Präsident SMG und VR-Präsident der Tecan Group, sind denn auch die an der Konferenz gewonnenen Erkenntnisse klar: «Das Forum hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass wir nur gemeinsam die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Zeit bewältigen können».
Dr. Detlef Trefzger: «Zukunftsszenarien des globalen Handels»
Die Corona-Krise und die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Verwerfungen haben die weltweiten Lieferketten aus dem Takt gebracht. Dieses als «Bullwhip-» oder Peitscheneffekt bezeichnete Phänomen ist für Detlef Trefzger nur ein Aspekt, warum die Transportkosten in Zukunft steigen werden. «Neben einem grossen Nachholbedarf bei der Erneuerung der Infrastruktur wird vor allem die steigende Nachfrage nach klimaneutral produzierten und transportierten Gütern die Transportkosten massgeblich beeinflussen».
Jonas Dennler: «Mission Based Ecosystems – neue Formen der Zusammenarbeit zur Erfüllung einer gemeinsamen Vision»
Ist es schon fünf nach zwölf oder fünf vor zwölf? Jonas Dennler, Global Head Sustainability GTM bei SAP, befürchtet, dass das 1.5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens unter den gegenwärtigen Prämissen nicht erreicht werden kann. Wie ambitionierte Ziele erreicht werden können, beweist das Beispiel Norwegen, wo bereits drei Viertel der neu registrierten Fahrzeuge elektrisch fahren. «Norwegen zeigt, dass es Zeit ist für einen Paradigmenwechsel, weg vom Shareholder-Ansatz hin zum partnerschaftlichen Approach aller Interessierten. Denn nur gemeinsam lassen sich anspruchsvolle Ziele realisieren».
Kristine Svinicki: «Creating a global energy future»
Im Gegensatz zu Europa scheint die Kernenergie in den USA vor einer Art Renaissance zu stehen. Für Kristine Svinicki, Verwaltungsrätin von TerraPower und ehemalige Vorsitzende der US-Nuklearaufsichtsbehörde NRC, geht es neben der verbesserten Nutzung des Kern-Brennstoffes insbesondere darum, den Strommix besser aufeinander abzustimmen. «Die Speicherung der durch Kernkraft erzeugten Wärme in Natrium-Containern ermöglicht eine nachgelagerte dezentrale Produktion von elektrischem Strom. Damit können Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie effizient aufgefangen werden», erläuterte die amerikanische Nuklear-Ingenieurin den Ansatz.
Fokusthema Energie: Renaissance der Kernkraft?
In 1 cm3 Uran steckt die gleiche Energie wie in 1 Tonne Kohle. Für Prof. Dr. Annalisa Manera ist die Kernenergie deshalb zentrales Element für eine sichere und saubere Versorgung. «Dank Kernenergie und Wasserkraft ist die Stromproduktion der Schweiz heute nahezu CO2-neutral», stellte die Professorin für Nuklearenergie an der ETH Zürich fest. Hans Hess, langjähriger Präsident von Swissmem und heute VR-Präsident von Synhelion AG, sieht in den jüngsten geopolitischen Verwerfungen einen heilsamen Wake-up-Call, der zu mehr Innovation führen wird. Laut Benedikt Loepfe, Direktor-EWZ Stadt Zürich, müssen sich die Anbieter in Zukunft stärker auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausrichten. Dies erfordert gemäss Maurice Dierick, Mitglied der GL Swissgrid, jedoch ein «fraktal-autonomes» System anstelle der bisherigen Top-down-Versorgung. Zusammen mit Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung von economiesuisse, waren sich die Panelisten einig, dass aufgrund der unsicheren Lage ein verlässliches Stromabkommen mit der EU unabdingbar sei. Monika Rühl wies zudem darauf hin, dass die Energiekrise ein eher europäisches Problem sei, das sich rasch zu einem Wettbewerbsnachteil entwickeln könne.
Fokusthema Cyber Sicherheit: Gutgläubigkeit als Risiko
Pro Jahr werden etwa 25’000 Fälle von Cyberangriffen auf Schweizer Firmen gemeldet. Florian Schütz, Delegierter des Bundes für Cybersicherheit, schätzt, dass die Dunkelzimmer einiges höher ist. «Internet-Angriffe, das zeigt das Beispiel Ukraine, sind ein geopolitisches Thema geworden. Die Firmen müssen deshalb den Schutz ihrer Systeme ernst nehmen». Für Steven Neubauer, ehemaliger CEO der im vergangenen Jahr von einer Cyber-Attacke stark betroffen Firma Comparis, ist es heute zwingend notwendig, dass im Verwaltungsrat ein erfahrener Experte Einsitz nimmt. Sandra Tobler, Mitgründerin des auf Authentisierungslösungen spezialisierten Unternehmens Futurae Technologies, meinte zur Problematik, dass die in der Schweiz nach wie vor herrschende Gutgläubigkeit den Betrügern in die Hände spielt. Abhilfe könne hier eine vertrauensvolle Fehlerkultur bieten, die das gegenseitige Lernen fördere. Für Prof. Dr. Peter Müller, Leiter der Gruppe Programmiermethodik an der ETH Zürich, führt die Zunahme von Home-Office zu einem grösseren Handlungsbedarf bzgl. der Sicherheit der Datenübertragung zwischen den Mitarbeitenden und den Systemen des Unternehmens. Hier könnte die von seinem Institut entwickelte Lösung SCION einen Beitrag zur Netzsicherheit leisten.
Monika Bütler am 58. Forum der SMG. (Bild: Schweizerische Management Gesellschaft SMG).
Prof. Dr. Dr. hc. Monika Bütler: «(Wann) Geht es wieder aufwärts?»
Nach einem Vergleich ihrer vor einem Jahr anlässlich des Forums gemachten Aussagen kam die Ökonomin zum Schluss, dass der aufgrund der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken befürchtete Anstieg der Inflation nun eingetroffen ist. Die Professorin zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass sich die Kurve bald schon abflachen wird. Aufpassen müsse man jedoch, dass die Inflation nicht zu stark die wirtschaftlich Schwächsten trifft: «Inflation ist immer regressiv und wirkt sich negative auf das verfügbare Einkommen aus», meinte sie warnend.
Ron Pal: «Smallholder farmers and tech, the solution to solving the global food challenge”
470 Millionen Kleinbauernfamilien weltweit produzieren ca. 40% der in den Entwicklungsländern benötigten Nahrungsmittel. Deren Produktion sei jedoch vielfach ineffizient und kleinteilig. Mit Hilfe von Technologie möchte der schweizerisch-indische Doppelbürger die Produzenten besser mit den Abnehmern vernetzen. «Durch die digitale Vernetzung der Produzenten mit den Abnehmern kreieren wir eine Kooperative, die für alle Vorteile bringt», erläuterte Ron Pal seinen Ansatz.
Die Schweizerische Management Gesellschaft
Die 1961 aus dem Betriebswirtschaftlichen Institut (BWI) der ETH hervorgegangene Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) ist die bedeutendste Vereinigung von über 1000 führenden Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft. Durch ihre Netzwerk- und Plattformfunktion dient die SMG im Rahmen ihrer Veranstaltung als Impulsgeberin für Unternehmer, Führungskräfte aus dem CLevel- Management und Verwaltungsräte, die sich mit strategischen und operativen Führungsfragen auseinandersetzen.
Angesichts zunehmend komplexerer Gefahren sind IT-Sicherheitsteams in Unternehmen der verschiedensten Grössen früher oder später überfordert, für die Sicherheit von Daten, Applikationen und Prozessen zu sorgen. Doch welche Hilfe brauchen sie? Wie sieht das Anforderungsprofil eines Managed-Detection-and-Response-(MDR) Dienstleisters aus? Und wie verbessert ein IT-Sicherheitsdienst und seine externen Sicherheitsexperten die Sicherheitslage in Unternehmen?
Redaktion - 17. November 2022
Aufgrund von Studienergebnissen wurde quasi ein Pflichtenheft für IT-Sicherheitsdienstleister abgeleitet. (Symbolbild; Unsplash.com)
Was IT-Sicherheitsverantwortliche von einer Managed Detection and Response erwarten, dies zeigen die Ergebnisse von Interviews mit verantwortlichen Personen in den USA und Kanada, die Bitdefender und die Enterprise Strategy Group im August 2022 durchgeführt haben. Jörg von der Heydt, Regional Director DACH bei Bitdefender kommentiert die Studie aus deutscher Perspektive: „Aus den Gesprächen mit deutschen Kunden ergibt sich ein sehr ähnliches Bild. Das Spektrum der Anforderungen an MDR-Dienstleister ist ähnlich breit gefächert, ebenso die Motivation, einen MDR-Dienst in Erwägung zu ziehen. Allen gemeinsam ist jedoch die Tatsache, dass Fachkräfte – also IT-Security-Analysten und Spezialisten – immer schwieriger zu bekommen und zu halten sind, während die Zahl und Komplexität der Angriffe kontinuierlich steigt. In gleichem Maße nimmt die Abhängigkeit von digitalen, also IT-gestützten Prozessen zu. Ein Dilemma, das vermutlich nur durch den verstärkten Einsatz von Managed Security Services lösbar ist.“ Die folgenden Abschnitte fassen die Ergebnisse zusammen.
1. Viele IT-Teams starten geplant in die Managed Detection and Response
MDR ist in vielen Fällen keine Notfallmaßnahme. Die meisten der Befragten – 57 Prozent – gaben an, dass anstehende Sicherheitsüberprüfungen Anlass für die Zusammenarbeit mit MDR-Anbietern waren. 47 % wollten Schwachstellen überprüfen und verwalten. Nur jeweils 39 % handelten konkret, um ein Ereignis abzuwehren oder einzudämmen, um sicherheitsrelevante Vorfälle zu entdecken oder um nach einem Angriff die IT-Systeme und digitalen Prozesse wiederherzustellen. Bei 37 % ging es um die Abwehr eines Eindringens ins Netz oder um eine umfangreichere Reaktion auf ein Sicherheitsereignis. Rund jeder Dritte (33 %) erhoffte sich Hilfe bei beim Vorsortieren und Priorisieren der täglichen Alarme.
Abbildung 1: Anlässe, einen MDR-Dienst in Anspruch zu nehmen. (Quelle: Bitdefender/ESG.)
Befragt nach ihrer Motivation zeigt sich, wie dringend die befragten Sicherheitsverantwortlichen Hilfe benötigen, um sowohl der Skalierung der IT-Sicherheit als auch der zunehmenden Angriffsfläche und Komplexität von Angriffen gerecht zu werden. 41 % der Studienteilnehmer gingen davon aus, dass die externen Sicherheitsexperten besser für die Cyberabwehr sorgen könnten als ihre Inhouse-Teams. Ein bemerkenswerter Befund, denn schließlich nahmen auch viele Unternehmen teil, die angesichts ihrer Größe über ein eigenes qualifiziertes Sicherheitsteam verfügen müssten. Ebenso hoch war der Anteil der Befragten, die ein skalierbareres operatives Modell für ihre IT-Sicherheit suchten. 37 % gaben implizit zu, dass sie nicht über die Sicherheitstools und Systeme verfügen, die sie benötigen, um ihre Prozesse für die Cyberabwehr durchzuführen. Interessant sind aber auch die folgenden Motivationen:
29 % kauften MDR, um eine Cyberversicherung abzuschließen.
27 % waren nicht in der Lage, die für die IT-Abwehr benötigte Sicherheit und Expertise intern zu verpflichten.
27 % sahen in der Cybersicherheit nicht ihre Kernkompetenz und lagerten sie deshalb aus.
18 % verlangten den Schutz auch nach Feierabend.
Abbildung 2: Motivationen, einen MDR-Dienst in Anspruch zu nehmen. (Quelle: Bitdefender/ESG)
2. Der Schutz von Cloud Workloads hat hohe Priorität, aber alle Angriffsvektoren verlangen Aufmerksamkeit
Zum einem suchen die Studienteilnehmer nach Hilfe beim Schutz komplexer IT-Landschaften. Aber auch für grundlegende Abwehrtechnologien hoffen die Verantwortlichen nicht viel seltener auf externe Hilfe.
Kunden erwarten von einem MDR-Anbieter den Schutz von Cloud-Applikationen (53 %), gefolgt von der Public Cloud Infrastruktur (50 %). Auch die Kompetenz, Cloud Workloads auf ihre Verwundbarkeit zu bewerten (46 %), sowie die Private Cloud spielen eine Rolle (43 %).
Doch auch der klassische Schutz der Endpunkte bleibt wichtig. Eine Schwachstellenanalyse am Endpunkt erwarten 43 % der Befragten von einem MDR-Dienstleister. Fast gleichbedeutend sind der Schutz von Identitäts- und Zugriffsrechten (41 %), Endpunkten (40 % ) und von Server-Workloads (39 %).
Abbildung 3: Erwartungen an MDR-Provider. (Quelle: Bitdefender/ESG)
3. Kundenkenntnis und Kundennähe gefragt
Bei der Auswahl eines MDR-Anbieters verlangen Kunden einen MDR-Anbieter, der unternehmensspezifische Dienste bietet. Für 49 % spielte daher die Fähigkeit eine Rolle, die vorhandenen Sicherheitstools und Technologien zu unterstützen. 39 % der Studienteilnehmer verlangten eine industrie-spezifische Kenntnis der Gefahrenlage in der jeweiligen Branche. Immerhin mehr als jeder Fünfte (21 %) auch einen regionalen Fokus.
Entsprechend wünschen sich die Unternehmen neben den klassischen Kompetenzfaktoren eine enge Kundenbeziehung. 38 % erwägen eine bessere Einbeziehung in die Abwehr (better engagement model) als Motiv, andere Dienstleiser in Betracht zu ziehen. 29 % der Befragten gaben an, dass für sie der Wunsch nach einem dezidierten Ansprechpartner Grund für einen Wechsel des MDR-Anbieters sein könnte.
Generell arbeiten Unternehmen lieber langfristig mit einem MDR-Anbieter zusammen. 61 % arbeiteten drei oder vier Jahre mit ihrem aktuellen Partner, 21 % sogar fünf Jahre oder länger. Viele Unternehmen beschäftigen aber auch mehrere MDR-Anbieter: 46 % zwei, 34 % drei oder sogar mehr Partner.
Abbildung 4: Kriterien für die Auswahl und den Wechsel eines Anbieters von MDR-Diensten. (Quelle: Bitdefender/ESG)
4. Umfassende Kompetenzen erwünscht
Nur eine Minderheit der befragten Sicherheitsprofis erwartet eine vollständige Abdeckung der Angriffsfläche durch MDR-Dienstleister. Lediglich 31 % verlangen, dass externe Dienstleister 76 bis 100 % der Angriffsfläche überwachen. 42 % verlangen aber den Schutz von 51 bis 75 %. Zentrale Bereiche, die überwacht werden sollen, sind Cloud Workloads (67 %), das Netzwerk (66 %) oder auch DevOps einschließlich Applikationssicherheit (56 %) sowie das Internet der Dinge (51 %).
Abbildung 5: Der Schutz komplexer Angriffsflächen ist gefragt. (Quelle: Bitdefender/ESG)
5. MDR ist eine vielseitige Aufgabe
Fragt man die IT-Verantwortlichen nach den Ergebnissen eines MDR-Engagements, scheint ein Resultat zunächst wenig spektakulär: Nur 42 % konnten die Rate erfolgreicher Angriffe auf ihr Unternehmen signifikant senken. Letztlich ist aber auch dass ein beachtliches Resultat. Denn Angriffe auf die die Cybersecurity-Analysten eines MDR-Anbieters in einem Security Operation Center (SOC) reagieren, sind in der Regel schwerwiegender Natur. Zudem kann dies auch ein Indiz sein, dass klassische Abwehrtechnologien wie Anti-Virus und Endpunktschutz einen Sockelbeitrag gegen die immer noch wichtigen opportunistischen, automatisierten und offenbar zahlreichen Angriffe bieten. Weitere 42 % bescheinigten ein signifikant verbessertes Sicherheitsprogramm. 77 % sehen in MDR dennoch einen strategischen operativen Partner. Jeder zweite profitierte vom Know-how der Sicherheitsexperten.
Aber auch konkrete Effekte spielen eine Rolle: 38 % erfüllten mit MDR Compliance-Vorgaben, 38 % senkten die operativen Kosten der IT-Sicherheit und 32 % konnten die Police-Beträge ihrer Cyberversicherung senken. Und nicht zuletzt 35 % verringerten das Stresslevel des internen Sicherheitsteams.
Abbildung 6: Die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit einem MDR-Dienst. (Quelle: Bitdefender/ESG)