Kundenfreundliche Servicekultur: 10 Tipps

Gute Unternehmen bieten einen guten Kundenservice. Top-Unternehmen dagegen machen ihn zum Teil ihrer DNA. Das ist nicht immer einfach. Doch mit gezielten Massnahmen lassen sich erstaunliche Erfolge für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und – was am wichtigsten ist – für die Kundinnen und Kunden erzielen.

Top-Unternehmen dagegen machen die Servicekultur zum Teil ihrer DNA. (Quelle: Pexels)

Wenn Sie als Führungskraft Ihren Kundenservice verbessern möchten, sollten Sie erst eine entsprechende Firmenkultur etablieren: ein ganzheitliches Konzept, bei dem die Menschen im Mittelpunkt der organisatorischen Abläufe stehen. Das ist nicht ganz einfach. Doch folgende zehn Tipps können Sie in Ihrem Vorhaben unterstützen.

1. Formulieren Sie ein Mission Statement

Ihr Mission Statement sollte die Grundwerte des Unternehmens im Hinblick auf die Kundenbetreuung widerspiegeln. Es sollte so kurz formuliert sein, dass es sich einprägt – doch auch lang genug, um aussagekräftig zu sein. Verfassen Sie Ihr Mission Statement verständlich und eindrücklich, so dass alle Angestellten die beabsichtigten Änderungen im Kern erfassen.

2. Entwickeln Sie ein Unternehmensleitbild

Nicht jedem ist bereits am ersten Tag der Firmengründung klar, wie ein guter Kundenservice aussieht. Dazu müssen Sie aktiv werden. Einfacher ist es für Ihr Personal, wenn sie sich an einem Unternehmensleitbild – einer längeren Variante Ihres Mission Statement – orientieren können. Formulieren Sie dieses Leitbild so prägnant, dass es auf eine Karte gedruckt und eingesteckt werden könnte.

3. Setzen Sie auf Eigenverantwortung

Damit ein Contact Center effizient arbeiten kann, sollten die Mitarbeiter ermächtigt sein zu handeln. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Vorgesetzten sie ausdrücklich darauf hinweisen und sie dabei unterstützen. Bringen Sie das Prinzip der Eigenverantwortung – auf Englisch „Empowerment“ – in Ihren Schulungen immer wieder zur Sprache und lassen sie es von den Führungskräften bestätigen. Demonstrieren Sie diese Einstellung, indem Sie Angestellte, die Initiative zeigen, auszeichnen und belohnen.

Damit Empowerment nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, müssen Sie eines klar vermitteln: Jeder Mitarbeiter hat (natürlich erst nach einer gewissen Einarbeitungszeit) das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie sich als kostspielig erweisen. Das ist ein wichtiger Teil des Lernprozesses und der wichtigste operative Punkt, auf den Sie sich bei der Schaffung einer Servicekultur konzentrieren müssen.

4. Betrachten Sie die Persönlichkeit als wichtigstes Einstellungskriterium

Um es kurz zu halten: Legen Sie bei den Bewerbungsgesprächen mehr Gewicht auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale des Kandidaten als auf seine Erfahrung (trotzdem sollte Berufserfahrung natürlich gewürdigt und berücksichtigt werden).

Achten Sie bei der Erstellung der Dienstpläne auf wirklich dienstleistungsorientierte Angestellte und geben Sie ihnen die nötigen Werkzeuge an die Hand, damit sie handlungsfähig sind. Denn die Frontline-Manager gehören zu den wichtigsten Akteuren bei Aufbau und Pflege einer optimalen Kundenservicekultur.

5. Beziehen Sie die Führungskräfte in Ihr Onboarding ein

Um eine Servicekultur zu etablieren, sollten Sie den CEO oder das Management direkt in die Schulung einbeziehen. Es gibt nichts Wirkungsvolleres als die Anwesenheit von Führungskräften, wenn Sie zeigen wollen, dass Ihr Unternehmen Kundenservice ernst nimmt. Auf diese Weise demonstrieren Sie, dass die Leitung ein direktes Interesse an den Leistungs- und Erfolgsmöglichkeiten der Kundenservicemitarbeiter hat. Außerdem werden Mission Statement und Firmenleitbild damit von Anfang an durch die Führungsebene vermittelt.

6. Starten Sie jede Schicht mit einem Standup-Meeting

Ob Sie es Daily Huddle, Standup-Meeting oder Teambesprechung nennen – eine Rekapitulierung der wichtigsten Servicegrundsätze zu Schichtbeginn ist optimal, um die Beschäftigten auf den Tag einzustimmen. Dieses Ritual kann zum Katalysator Ihrer Servicekultur werden, insbesondere dann, wenn die Mitarbeiter das Meeting im Wechsel leiten dürfen. Zum einen dient es dem direkten Austausch und der Festigung von Fachwissen in der gesamten Gruppe; zum anderen bietet es den Angestellten die Chance, Führungsqualitäten zu entwickeln.

Um Strategien zur Serviceoptimierung im ganzen Unternehmen zu etablieren, eignet sich die tägliche Erinnerung an die Prinzipien des Kundenservices hervorragend. Sie fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Arbeitsmoral derjenigen, von denen der Erfolg unmittelbar abhängt: die Agenten, die im direkten Kontakt mit dem Kunden stehen.

7. Vermeiden Sie mitarbeiterfernes Management

Mitarbeiternähe ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Schaffung einer Kundenservicekultur. Versteckt sich ein Manager in seinem Büro, verpasst er unzählige Gelegenheiten, sein Team und die Servicekultur zu unterstützen. Und damit wären wir wieder bei den Einstellungskriterien: Stellen Sie sicher, dass die richtigen Leute an den richtigen Positionen sitzen. So sorgen Sie dafür, dass Ihre Führungskräfte ansprechbar sind und gerne helfen.

8. Überarbeiten Sie Ihre Kundenservice-Schulungen

Schulungen gelten nicht unbedingt als relevant für die Unternehmenskultur. Doch auf eine Kundenservicekultur trifft das nicht zu. Servicemitarbeiter sollten unbedingt die Regeln, Prozesse und Touchpoints kennenlernen, aus denen ihr Tagesgeschäft besteht. Machen Sie Ihnen die vielfältigen Möglichkeiten bewusst die Ihr Unternehmen bietet, um dem Kunden gerecht zu werden. Wer sich die Zeit nimmt, Top-Bewerber auszuwählen, sollte auch in die optimale Schulung investieren.

9. Eliminieren Sie das Zuständigkeitsdenken

„Nicht meine Aufgabe“ – Solche Sätze aus den Köpfen von Angestellten und Führungskräften zu verbannen, muss für jedes Unternehmen mit Kundenservice-Ambitionen ein Anliegen sein. Jeder sollte bereit sein, in Spitzenzeiten mit anzupacken.

Ein lateraler Ansatz löst praktische Probleme, steigert die Arbeitsmoral und zeigt allen Mitarbeitern ganz deutlich, dass jeder im Unternehmen auf das gleiche, gemeinsame Ziel hinarbeitet.

10. Fördern Sie das gemeinschaftliche Denken

Ermuntern Sie alle Abteilungen, bei einer Kundenservice-Panne gemeinsam nach den Gründen und nach Wegen zu suchen, diese künftig zu vermeiden. Das führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern kommt auch der Unternehmenskultur zugute – denn es zeigt, was in Ihrem Betrieb wertgeschätzt wird. Denken Sie daran: Verantwortliches Handeln und das ernsthafte Bemühen, aus vergangenen Fehlern zu lernen, sind die Grundpfeiler jeder Kundenservicekultur.

Wenn Sie diese zehn Ratschläge beherzigen, sind Sie auf dem besten Weg zu einer Servicekultur, von der Ihr Unternehmen und Ihre Kunden dauerhaft profitieren.

Autor:
David Evans ist Head of Product Management bei Vonage. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Innovative Software und über 12 Jahre Erfahrung im Produktmanagement. Mit seinem Team bei Vonage verfolgt Evans bei der Entwicklung von Produkten einen kundenzentrierten Ansatz und sucht immer nach neuen Möglichkeiten, wie Marken mit ihren Kunden in Kontakt treten können, um deren Loyalität und Wachstum zu fördern.

Digital Trust Label wählt neues Expertenkomitee

Die Swiss Digital Initiative legt die Grundlagen für die nächste Version des Digital Trust Labels. Mittels eines offenen Bewerbungsprozesses hat die Organisation ein neues Expertenkomitee gewählt, welches das Digital Trust Label auf die nächste Stufe bringt. Ausserdem Swiss Digital Initiative eine Partnerschaft mit SICPA eingegangen, um das Label fälschungssicher zu machen.

Ein fälschungssicherer QR-Code wird das Digital Trust Label noch sicherer machen. (Symbolbild; Pixabay.com)

Die Swiss Digital Initiative hat im Januar 2022 das Digital Trust Label lanciert (wir berichteten darüber). Das Label zeigt die Vertrauenswürdigkeit einer digitalen Anwendung wie einer Website oder einer App in einer einfachen und nicht-technischen Sprache. Digitale Anwendungen werden anhand von 35 Kriterien in vier Dimensionen geprüft: Sicherheit des digitalen Dienstes, Datenschutz, Zuverlässigkeit des digitalen Dienstes und faire Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern, wozu auch die Benachrichtigung über die Verwendung automatisierter Entscheidungsprozesse gehört. Der Kriterienkatalog wurde vom ersten Label Expert Committee (LEC) unter der Leitung der EPFL erstellt und auf der Grundlage der Rückmeldungen aus mehreren öffentlichen Konsultationen weiterentwickelt. Die erarbeiteten Kriterien dienen als Grundlage für eine unabhängige Prüfung.

Vertrauenswürdigkeit des Labels weiterentwickeln

Das Mandat des ersten Label-Expertenkomitees endete mit der Finalisierung der ersten Version des Kriterienkatalogs für das Digital Trust Label. Da digitale Technologien schnell fortschreiten, ist die kontinuierliche Weiterentwicklung des Labels eine Priorität der SDI. Die Expertinnen und Experten treffen sich regelmässig, sammeln das ganze Jahr über Feedback und erarbeiten Empfehlungen für mögliche Anpassungen des Labels. Nach einem offenen Bewerbungsprozess mit einer Anzahl hochwertiger Dossiers konnten nun neue Mitglieder ins Expertenkomitee aufgenommen werden. Die neuen Vertreterinnen und Vertreter stammen aus den Bereichen Zivilgesellschaft und Konsumentenschutz, öffentlicher Sektor und internationale Organisationen, Wissenschaft und aus dem Privatsektor. Es handelt sich um Expertinnen und Experten mit nachgewiesenem Know-how und Fachwissen in den vier Dimensionen des Digital Trust Labels:

  • Marcel Blattner, Principal Data Scientist und Team Leader, ETH Swiss Data Science Center
  • Nikki Böhler, Direktorin, Opendata.ch
  • Sophia Ding, Managing Consultant, Head Trustworthy AI & Responsible Tech, AWK Group
  • Maximilian Groth, Co-Founder & CEO, Decentriq
  • Michael Kende, Senior Fellow und Visiting Lecturer am Geneva Graduate Institute, und Senior Advisor bei Analysys Mason
  • Rodolphe Koller, Chefredakteur, ICTjournal
  • Diego Kuonen, CEO, Statoo Consulting & Professor für Data Science, GSEM, Universität Genf
  • Patrick Schaller, Senior Scientist System Security, ETHZ
  • Mitchell Scherr, CEO, Assured Cyber Protection
  • Manouchehr Shamsrizi, Co-Founder, gamelab.berlin Humboldt-Universität’s Cluster of Excellence und Co-Founder RetroBrain R&D
  • Martin Steiger, Partner Steiger Legal, Co-Founder Datenschutzpartner 
  • Tuulia Timonen, Head PSC Service Excellence, Posti Group
  • Leila Toplic, Head Emerging Technologies Initiative, NetHope
  • Charlotte van Ooijen, Associate Director Digital Government and Data, The Lisbon Council for Economic Competitiveness and Social Renewal

 Digital Trust Label mit fälschungssicherer QR-Markierung

Um die Glaubwürdigkeit des Labels weiter zu stärken und fälschungssicher zu machen, ist die SDI zudem eine Partnerschaft mit SICPA eingegangen, einem führenden Schweizer Anbieter von sicheren Authentifizierungs-, Identifizierungs- und Rückverfolgbarkeitslösungen. Die Blockchain-basierte und kosteneffiziente digitale Lösung von SICPA verifiziert den dynamischen Inhalt von papierbasierten und digitalen Dokumenten durch Aufbringen einer fälschungssicheren QR-Markierung. Das Digital Trust Label wird mit einer entsprechenden QR-Kennzeichnung versehen und kann somit ab dem dritten Quartal 2022 mit allgemeinen Verifizierungswerkzeugen wie Web- und Mobil-Apps sofort überprüft werden.

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Wie Automatisierung ein widerstandsfähiges Gesundheitssystem unterstützt

Nach Ansicht des IT-Unternehmens Nintex Kryon muss der Gesundheitssektor mehr auf Automatisierungstechnologien wie die robotergestützte Prozessautomatisierung (Robotic Process Automation, RPA) setzen. Das Ergebnis ist ein widerstandsfähiges Gesundheitssystem, das im Falle einer Pandemie oder anderweitiger Ereignisse erstklassige Ergebnisse für die Patienten erzielt.

Im Gesundheitswesen ist noch vieles Handarbeit. Automatisierung von Prozessen kann die Effizienz des Gesundheitssystem gerade auch vor dem Hintergrund einer Pandemie sichtbar erhöhen. (Bild: Pixabay.com)

Die weltweite Krise im Gesundheitssystem zwang Spitäler, den Einsatz von Werkzeugen und Prozessen wie RPA zu beschleunigen, um dringend benötigte Freiräume in den Krankenhäusern zu schaffen und einen widerstandsfähigeren Gesundheitssektor aufzubauen. Die Prozesse, die für den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen und die medizinische Versorgung der Patienten wichtig sind, werden zunehmend automatisiert, um Effizienz, Genauigkeit und Kosteneinsparungen zu erzielen. Dies war besonders während der Pandemie wichtig, da die Krankenhäuser nach innovativen Wegen suchen, um ihre Kapazitäten besser auszulasten. Die Verarbeitung von Patienten, ihren Daten und Terminplänen wird im Gesundheitswesen zunehmend automatisiert.

Bots unterstützen bei Impfplanung

Da beispielsweise die COVID-Impfungen nichts von ihrer Aktualität eingebüsst haben und für den Herbst wieder verstärkt zum Thema werden könnten, ist die kontinuierliche Planung von Patienten für Auffrischungsimpfungen von entscheidender Bedeutung, um die Auswirkungen der Pandemie zu mindern. Dieses manuelle Verfahren ist jedoch mit logistischen Schwierigkeiten verbunden und kann sehr zeitaufwändig sein. Stattdessen können Bots eingesetzt werden, um die Terminplanung zu automatisieren und die Zeit der Fachkräfte zu entlasten. So bleibt dem Personal mehr Zeit, sich auf die COVID-bezogene Patientenversorgung zu konzentrieren.

Process Discovery: Prozesse schnell komplett abbilden

Letztendlich wird Process Discovery (auch bekannt als Task Mining) und die Abbildung aller Prozesse im Gesundheitswesen das Personal dabei unterstützen, Leben zu retten. Die erhöhte Transparenz der Prozesse verstärkt die betriebliche Effizienz und Prozessqualität. Wertvolle Zeit und Kosten werden eingespart. Möglich wird dies durch automatisierte Process Discovery, die innerhalb kurzer Zeit komplette Prozesse im Gesundheitswesen abbildet. Verbesserungen lassen sich dadurch schneller umsetzen.  

Genaue Datenauswertung mittels Automatisierung

Die höhere Transparenz der Prozesse im Gesundheitswesen führt zu einer besseren Datenerfassung – ein entscheidender Faktor bei der Bewältigung einer Pandemie und der Erfassung individueller Bedürfnisse. Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass nationale Daten an Bedeutung gewinnen. Insbesondere Daten, um zu verstehen, wie sich das Virus entwickelt und welche Maßnahmen dazu beitragen können, die Verbreitung zu minimieren. Auf nationaler Ebene ist es jedoch komplex, Daten von einzelnen Spitälern zu sammeln, zu verarbeiten, zu verfeinern und zu validieren. Die Daten müssen von bestimmten Krankenhäusern beschafft werden, die ihre eigenen Datenerfassungs- und Verarbeitungsprotokolle haben. Sobald Menschen Gigabytes von Daten verarbeiten, sind Fehler fast unvermeidlich. Hinzu kommen die Datenschutzparameter, die bei der Datenverarbeitung einzuhalten sind, und die Notwendigkeit der Anonymität zum Schutz der Privatsphäre der Patienten. Es sind also eine Reihe von Komponenten zu berücksichtigen. Die Automatisierung trägt dazu bei, diese Prozesse effizient und konform zu gestalten. 

Überwindung potenzieller logistischer Hürden im Gesundheitssystem

Erfolgreiche Einsätze von RPA in der Praxis sind bereits in medizinischen Einrichtungen auf der ganzen Welt zu finden. Das brasilianische Gesundheitsministerium beispielsweise hat kürzlich die Automatisierung genutzt, um logistische Herausforderungen in seinen Krankenhäusern zu bewältigen. Das Sammeln und Verarbeiten von Daten für eine Bevölkerung von über 200 Mio. Menschen ist ein gewaltiger Prozess. Durch die Automatisierung liess sich die Genauigkeit und Effizienz steigern, während gleichzeitig medizinisches Fachpersonal und IT-Mitarbeiter entlastet wurden.

„Wenn Führungskräfte im Gesundheitswesen offen sind für die Schaffung neuer innovativer Systeme, die arbeits- und zeitintensive Prozesse rationalisieren und mehr Raum für die Patientenversorgung schaffen, kann RPA letztlich sowohl für den Gesundheitsdienstleister als auch für den Patienten und die Einrichtung von Vorteil sein und eine grössere Wirkung und effektivere Ergebnisse im Gesundheitswesen erzielen,“ so Mayk Tilinski, Vice President EMEA von Nintex Kryon. 

Quelle und weitere Informationen: https://www.nintex.com und www.kryonsystems.de

Der Qualität von morgen die Hauptbühne verliehen

Am 12. Mai 2022 fand in Bern der traditionelle Tag der Schweizer Qualität statt – erstmals seit zwei Jahren wieder im ursprünglichen Live-Format. Die Gäste erhielten aufschlussreiche Inputs für die Theorie und vor allem für die Praxis des Qualitätsmanagements – ganz im Zeichen der Themen Agilität und Kreislaufwirtschaft.

Eine angeregte Podiumsdiskussion über New Leadership am Tag der Schweizer Qualität: Moderatorin Andrea Vetsch (Mitte) mit Nadja Perroulaz (links) und Diego Politano. (Bild: Thomas Berner)

Rund 200 Gäste fanden den Weg in den Berner Kursaal, dem Durchführungsort des Traditionsanlasses der SAQ. Um nichts mehr als um die «Qualität von morgen» ging es an diesem Tag. Entsprechend verlieh der erste Referent Dr. Martin Menrath, Dozent für Globales Qualitätsmanagement an der TU Berlin, dem Thema eine Hauptbühne. Sein Referat trug den Titel: Warum muss in Zukunft Qualität mehr als Qualität sein? Er wies darauf hin, dass der Mensch Teil der neuen «Qualität 4.0» werden muss. Anpassung an Veränderungen würden wichtiger als die Befolgung eines Plans. Konkret: Mitarbeitende müssen in alle Prozesse einbezogen werden. Geht es etwa um die Einführung von Agilität, dürften Mitarbeitende nicht überfordert werden, deshalb müssten die Aushandlungsprozesse iterativ erfolgen, so Menrath.

Wie sich agile Organisation und Qualitätsmanagement «vertragen»

Ist Agilität in Verbindung mit Qualität also Wunschdenken? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Referat von Peter Pedross, einem Spezialisten für agile Konzepte, etwa in der Automobil- und Luftfahrtindustrie. Qualität brauche es weiterhin, auch wenn man bei agilen Konzepten zuweilen einen anderen Eindruck erhalten könnte. «Agile ist da, aber es ist noch nicht in allen Themen angekommen», so Peter Pedross. Er wies auf die neue Rolle des Qualitätsmanagements innerhalb von agilen Prozessen hin: Weg von der reinen Prüfinstanz hin zu einer Serviceorganisation. Denn bei der Entwicklung von neuen Lösungen muss erst das Qualitätsmanagement Antworten liefern. Nicht zuletzt benötigen agile Konzepte mehr Metriken und sogar mehr Planung – allerdings verteilt auf kleinere und kürzere Prozessschritte und insgesamt mit einem jeweils schlankeren QMS.

New Leadership: Auch eine Qualität von morgen

Um New Leadership – ebenfalls ein Faktor, der bei der Frage rund um die Qualität von morgen eine wichtige Rolle zukommt – ging es in der Podiumsdiskussion zwischen Diego Politano (Hasler Rail) und Nadja Perroulaz (Liip). Zwei Kulturen trafen da aufeinander: Auf der einen Seite ein international tätiges Industrieunternehmen, das quasi klassisch geführt wird – allerdings mit einem bemerkenswert hohen Frauenanteil von 50 Prozent im Senior Management. Auf der anderen Seite eine Softwarefirma, die sich ganz der Holacracy verschrieben hat: Keine Chefs mehr, sondern Rollen und eine Kreisstruktur. «Und das funktioniert?» mochte man sich fragen, was Diego Politano auch tat und seine Bedenken äusserte, ob Holacracy auch in herausfordernden Zeiten ein ideales Modell sei. Nadja Perroulaz sprach von guten Erfahrungen, «auch bei Kündigungen, die wir schon aussprechen mussten.» Sie räumte aber ein, dass Liip sich in einer gewissermassen «luxuriösen Branche» bewege. Die angeregt kontradiktorisch geführte und durch Moderatorin Andrea Vetsch kompetent geleitete Diskussion liess den Schluss zu, dass es neue Führungsmodelle braucht und dass diese auch in Industrien funktionieren können, die mit «konservativen» Konzepten bisher erfolgreich operiert haben. «Manager von morgen haben in jedem Fall eine schwierige Aufgabe», waren sich die Diskutierenden einig.

Aktive Mitarbeit der Besucherinnen und Besucher in einem Workshop zum Thema „Qualitätsmanagement in der Kreislaufwirtschaft“. (Bild: Thomas Berner)

Qualitätsmanagement in Kreislaufwirtschaft und Bildung

Der zweite Teil der Tagung widmete sich dem Thema Qualität in der Kreislaufwirtschaft und in der Bildung. In Form von Workshops wurden die Teilnehmenden aktiv einbezogen – ein Format, das auf viel Zuspruch stiess. Denn in allen Workshops herrschte rege Aktivität. So wurde erörtert, welche Rolle das Qualitätsmanagement im Circular Design spielt. Wie entsteht aus einer Idee eine marktfähige Lösung? Und wann entlang der gesamten Value Chain muss man über Qualität sprechen? Eine Antwort: Eigentlich immer. Und auch gezeigt wurde, dass die Circular Economy Chancen für viele neue Geschäftsmodelle bietet. Wer hätte etwa daran gedacht, dass sich aus der Vermietung von Liege-Minuten auf Matratzen ein Business entwickeln kann?

Eine andere Erkenntnis aus dem Workshop zum Thema «Qualität in der Bildung»: Es geht immer mehr um die Vermittlung von Fähigkeiten an Stelle von reinem Wissen. Somit verändern sich die Anforderungen etwa an Personenzertifizierungen. Diese dürfe deshalb nicht statisch bleiben; die 360°-Beurteilung dürfte da inskünftig zum Mittel der Wahl werden.

Yves Bossart vermittelte Lösungswege der Philosophie für den Umgang mit Veränderungen. (Bild: Thomas Berner)

Etwas Philosophie zum Schluss

Den philosophischen Schlusspunkt setze Yves Bossarts Vortrag. Er drehte sich um die Frage, wie der Mensch mit Veränderungen umgehen soll. «Veränderung war gestern, heute gilt Beschleunigung», hielt Bossart gleich zu Beginn fest. Statt Zeit zu sparen führen neue Technologien dazu, dass man in immer kürzeren Zyklen lebt: Beziehungen werden kürzer, auch die Dauer von Arbeitsverhältnissen. «Alles fliesst», so Bossart mit Verweis auf den antiken Philosophen Heraklit, der diesen Satz geprägt hat. Das Leben sei zwar ein Wunder, aber auch «eine Zumutung» mit immer neuen Herausforderungen, so Bossart weiter. Er empfahl als Haltung dagegen die stoische Gelassenheit: Zufrieden mit dem zu sein, was gerade ist. Ebenfalls helfe eine gute Prise Humor, um mit Veränderungen umzugehen. Bei aller Unsicherheit, die die Zukunft bringe, könne die Philosophie helfen, etwa mit Sokrates: «Ich weiss, dass ich nichts weiss», denn Unwissen ist der Normalzustand der Menschen. Nicht zuletzt sei der Mensch aber gleichwohl sehr veränderungsfähig, wie auch die Corona-Pandemie gezeigt habe. «Plötzlich muss man sich wieder daran gewöhnen, im ÖV keine Maske mehr zu tragen», so Bossart. Und wenn mal gar nichts mehr geht, empfiehlt Bossart etwas Seneca: Sich selbst ein Freund sein. Damit liess sich durchaus wieder der Bogen zurück zum Tagungsthema schlagen: «Qualität von morgen» beinhaltet auch viel Pflege der persönlichen Lebensqualität…

Weitere Informationen: www.saq.ch

Gegen Plastikmüll in den Ozeanen: Tide Ocean SA gewinnt Swiss Ethics Award

Im Rahmen des Future Leadership Forums, veranstaltet durch Swiss Excellence Forum, wurde am 11. Mai 2022 in Luzern der Swiss Ethics Award 2022 verliehen. Der Preis ging an Tide Ocean SA, ein junges Unternehmen, das sich dem Kampf gegen den Plastikmüll in den Ozeanen verschrieben hat.

Die Gewinner des Swiss Ethics Award 2022: Thomas Schori (Mitte, mit Trophäe) von Tide Ocean SA, flankiert von den weiteren ausgezeichneten Finalisten. (Bild: Thomas Berner)

Tide Ocean SA aus Basel wird mit dem Swiss Ethics Award ausgezeichnet. Das Schweizer Unternehmen leistet mit seinen innovativen Ansätzen einen Beitrag zur Lösung der Plastikverschmutzung der Weltmeere. 400 Mio Tonnen Plastik werden jährlich produziert, nur 9% werden recycelt, mehr als 8 Mio Tonnen landen in den Weltmeeren. Tide Ocean betreibt eine komplette Wertschöpfungskette für upcycelten Ozeanplastik und engagiert sich vor allem in Südostasien, der Region mit der höchsten Rate an Plastikmüll.

Fischer, die früher als Seenomaden vom Fischfang lebten und diesen traditionellen Lebensstil heute nicht mehr weiterführen können, erhalten von Tide Ocean für das Einsammeln von Plastik einen Preis deutlich über dem Markt und dadurch eine neue Einkommensquelle. In Sozialunternehmen wird der Plastikmüll sortiert und verarbeitet. Die dort beschäftigten Arbeiter erhalten eine Sozialversicherung, Ausbildung sowie teilweise eine Unterkunft. Der verschmutzte Plastik wird durch ein weltweit preisgekröntes Verfahren wieder zu vollwertigem und vielfältig einsetzbarem Rohstoff aufbereitet. Das Granulat wird an Abnehmer der plastikverarbeitenden Industrie verkauft und fliesst zurück in den Materialkreislauf in Form von langlebigen Produkten. Die Produktion des Rezyklats ist umweltschonender als die Herstellung von neuem Plastik und verursacht dreimal weniger CO2-Emmissionen. Wo immer möglich setzt Tide Ocean in der Wertschöpfungskette auf erneuerbare Energien. Lässt sich der Einsatz fossiler Energieformen nicht vermeiden, wird der verursachte CO2-Ausstoss über Aufforstungsprojekte kompensiert.

Indem die ganze Wertschöpfungskette lückenlos umfasst wird, besteht ein ökologisch wie sozial ganzheitliches und international skalierbares Geschäftsmodell, das sich im vorbildlichen Sinn der Ethik verschrieben hat. Dies waren für die Jury die Gründe, Tide Ocean mit dem Swiss Ethics Award auszuzeichnen. Das Swiss Excellence Forum zeichnet mit dem Swiss Ethics Award Projekte aus, die die im Bereich der Wirtschaft neue ethische Massstäbe setzen. Mitnominiert waren Energie 360° AG, Hunziker Partner AG, Recycling-Paradies AG und Yourharvest AG.

Quelle und weitere Informationen: Swiss Excellence Forum

Control 2022: Erfolgreiche Rückkehr

Die 34. Control – Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung – hat vom 3. bis 6. Mai 2022 wieder mit Erfolg stattgefunden. Über 600 Aussteller erlebten nach der pandemiebedingten zweijährigen Pause endlich wieder QS-Innovationen live und zum Anfassen. Zu den aktuellen und zukunftsweisenden Weiterentwicklungen gehören Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) ebenso wie produktionsintegrierte Prüfprozesse.

Die wichtigste Fachmesse für Qualitätssicherung, die Control in Stuttgart, zog vom 3. bis 6. Mai 2022 über 18’000 Besucherinnen und Besucher an. (Bild: Schall Messen / Control 2022)

18.531 Fachbesucher der Control 2022 erlebten in Stuttgart endlich wieder QS-Weiterentwicklungen aus den Bereichen Visiontechnologie, Bildverarbeitung, Sensortechnik sowie Mess- und Prüftechnik – up to date, live und präsent. 617 Aussteller zeigten vom 3. bis 6. Mai 2022 in Stuttgart auf knapp 23.000 Quadratmeter Fläche in sechs Hallen Lösungsneuheiten und effiziente QS-Spitzentechnologien. „Es ist klasse, dass wir wieder auf der Control ausstellen können nach zwei Jahren Verzicht“, sagte Gerhard Mohr, Geschäftsführer der Kapp Niles Metrology GmbH in Großostheim. „Es ist erfreulich zu erleben, dass die Fachbesucher wieder anreisen, dass die Präsenzmessen wieder Fahrt aufnehmen und dass wir uns ein Stück der alten Realität nähern.“ Georg Gutsch, Gebietsverkaufsleiter bei Kapp Niles bekräftigte dieses Statement und ergänzt: „Der persönliche Austausch hat einfach viele große Vorteile, die bei Online-Formaten gar nicht möglich sind.“

Auch Hubert Meintrup, Advisor New Technology bei der Matrix Automations GmbH in Ostfildern, äußerte sich erleichtert darüber, für Interessenten und Anwender in der Branche endlich wieder sichtbar zu sein. „Wir freuen uns, dass wir wieder hier sein können.“ Ebenfalls erfreut äußerte sich Matthias Ruf, Leiter Vertrieb am Kunststoffzentrum SKZ in Würzburg. „Für uns verlief die Control schon ab dem ersten Messetag erfolgreich und mit großem Interesse seitens der Besucher“, erklärte Ruf. „Wir sind froh, uns hier als SKZ fachlich präsentieren zu können.“

Control 2022: Endlich wieder live dabei!

Zum Branchenhighlight 2022 waren 31 Prozent der Aussteller aus dem Ausland angereist; sechs Prozent der Aussteller kamen aus der Schweiz, vier Prozent aus Italien, drei Prozent aus den USA, und gut zwei Prozent der Aussteller kamen aus UK. Ausdrücklich dankte Fabian Krüger, Projektleiter der Control, jedem Aussteller samt der Messeteams dafür, dass sie den Control-Restart realisiert haben. Auch Bettina Schall, Geschäftsführerin des Messeveranstalters P. E. Schall, äußerte sich erfreut und zufrieden: „Diese Messe wurde mit großer Vorfreude, mit Spannung und mit bester Stimmung im Vorfeld erwartet. Denn wir alle haben den persönlichen Austausch vermisst, das Fachgespräch auf Augenhöhe, das echte Erleben der Anlagen mit allen Sinnen.  Das ist jetzt zum Glück wieder möglich!“

Schnell, präzise und inline

Die Control gilt als Tempomacher in Sachen Qualitätssicherung und gibt Fachbesuchern alles Erforderliche an die Hand, um im internationalen Wettbewerb mit exzellenter QS in der Fertigung zu punkten. In allen Hallen war durchweg zu spüren, dass der Bedarf an persönlichem Austausch über Neuentwicklungen riesig ist. In den vergangenen drei Jahren seit der letzten Control haben die Qualitätsüberprüfung und Qualitätssicherung aufgrund der wachsenden Automatisierung und Digitalisierung, der kontaktlosen Abläufe und Remote-Services, der kleinen Losgrößen, der Null-Fehler-Fertigung und Datenanalysen eine neue Bedeutung erlangt. Deshalb waren Neuigkeiten rund um Mess- und Prüftechnik, Werkstoffprüfung, Analysegeräte, Visionstechnologie, Bildverarbeitung, Sensortechnik sowie Wäge- und Zähltechnik mit Spannung erwartet worden. Vor allem auch der Einsatz von Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) stieß auf großes Interesse. Dass KI längst in der Produktion angekommen ist und QS-Abläufe maßgeblich vereinfacht, war an vielen Stellen zu erleben. Auch kleine industrielle Unternehmen können einen einfachen Einstieg in die KI-Unterstützung realisieren, das zeigte zum Beispiel Dr. Dominik Lausch von der Denkweit GmbH aus Halle zusammen mit Marvin Krebs von der Xactools aus Bönnigheim. Messvorgänge müssen zunehmen schnell vonstattengehen, und sie müssen immer zuverlässiger sein. Dabei unterstützen KI-gestützte Methoden. Zu den aktuellen Themen gehört auch, dass Mess-, Prüf- und Inspektionsvorgänge integrierter Bestandteil der Fertigungsabläufe sind. Statt in eigens geschaffenen Messumgebungen finden Prüfvorgänge vielmehr in Umgebungen mit Staub und Schwingungen sowie unter Zeitdruck statt, woraus sich neue Herausforderungen an Messmaschinen und Prüfmittel ergeben. „Daran arbeiten wir verstärkt“, bestätigte Dr. Heike Wenzel, Geschäftsführende Gesellschafterin der Wenzel Group, die sich ebenfalls begeistert darüber zeigte, in Stuttgart endlich wieder live dabei zu sein.

Nächste Control im Mai 2023

Die Control ist im internationalen Maßstab die interessanteste und auch größte Messe zum Thema Qualitätssicherung. Mit hochkarätigen messebegleitenden Veranstaltungen mit den renommierten Forschungseinrichtungen des Fraunhofer Instituts, Fraunhofer Allianz Vision und Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), sowie der Sonderschau „Berührungslose Messtechnik“ ist die Control traditionell ein fest etablierter Marktplatz der Innovationen. Die nächste Control – Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung – findet vom 9. bis 12. Mai 2023 statt.

Weitere Informationen: www.control-messe.de

Öffentliche Institutionen im Visier von Wirtschaftskriminellen

2021 haben Schweizer Gerichte 68 Fälle von Wirtschaftskriminalität beurteilt, darunter auch sieben Fälle im Zusammenhang mit Covid-19-Krediten. Öffentliche Institutionen waren am häufigsten von Wirtschaftskriminalität betroffen (25 von 68 Fällen). Dies zeigt der aktuelle "KPMG Forensic Fraud Barometer".

Wirtschaftskriminelle hatten 2021 besonders öffentliche Institutionen im Visier. (Bild: Pixabay.com)

Gemäss dem neusten „KPMG Forensic Fraud Barometer“ befassten sich Schweizer Gerichte in 2021 mit 68 Fällen von Wirtschaftskriminalität. Der Gesamtschaden von CHF 567 Mio. lag inklusive eines 300 Mio. Franken schweren Falls um 37 Prozent höher als im Vorjahr. Die tatsächlichen Zahlen dürften wesentlich höher liegen, da viele Fälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Der Forensic Fraud Barometer von KPMG erfasst jedes Jahr die öffentlich verhandelten und medial publizierten Gerichtsfälle. Berücksichtigt werden jeweils jene Fälle mit einem Deliktsbetrag von über CHF 50’000.

Öffentliche Institutionen am häufigsten von Wirtschaftskriminalität betroffen

Mit 25 von total 68 gerichtlich verhandelten Fällen waren öffentliche Institutionen besonders häufig im Visier von Wirtschaftskriminellen. In sieben Fällen gab es Verurteilungen in Zusammenhang mit unrechtmässig erlangten Covid-19-Krediten. „Ich gehe davon aus, dass wir aufgrund eines zeitverzögerten Effekts weitere solche Fälle in den nächsten Ausgaben unseres Fraud Barometers sehen werden“, erklärt Anne van Heerden, Leiter Forensik bei KPMG.

(Quelle: KPMG)

Die zweitmeisten Gerichtsfälle im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität betrafen kommerzielle Unternehmen – mit einer Schadenssumme von CHF 134 Mio. Finanzinstitute waren nur in drei Fällen als Opfer betroffen, wobei ein einziger Betrugsfall mit CHF 300 Mio. mehr als die Hälfte des Gesamtschadens für 2021 ausmachte.

Privatpersonen waren grösste Tätergruppe

Die gewerbsmässigen Betrüger wurden 2021 durch Privatpersonen als grösste Tätergruppe abgelöst. Mit 23 von 68 aller verhandelten Wirtschaftsdelikte entfällt ein Drittel auf diese Gruppe. Die durchschnittliche Deliktsumme betrug rund CHF 700’000. Mit 18 Fällen mit einer Gesamt-Deliktsumme von über CHF 123 Mio. waren Angestellte in leitenden Funktionen („Management“) die zweitgrösste Tätergruppe. Die durchschnittliche Deliktsumme pro Fall betrug fast CHF 7 Mio. und war damit rund zehn Mal höher als bei der Tätergruppe der Privatpersonen.

(Quelle: KPMG)

„Die Deliktsummen verursacht durch das Management sind im Allgemeinen höher als bei Privatpersonen oder Mitarbeitenden. Einerseits verfügt diese Tätergruppe oft über Insider-Informationen, und andererseits ist sie in einer starken Position, diese Informationen für kriminelle Zwecke einzusetzen“, erklärt Anne van Heerden.

Am meisten Fälle in Zürich, die grössten in Bellinzona

Zürich war letztes Jahr am stärksten von Wirtschaftskriminalität betroffen: mit 22 von 68 Fällen entfielen knapp ein Drittel der verhandelten Straftaten auf diese Region – im Vorjahr waren es noch acht. In der Genferseeregion, die im Vorjahr mit 19 am meisten Wirtschaftsdelikte verzeichnete, wurden 2021 nur sechs Fälle verhandelt.

Die grössten Fälle von Wirtschaftskriminalität wurden am Bundesstrafgericht in Bellinzona verhandelt, darunter auch der grösste Fall mit einer Deliktsumme von CHF 300 Mio. Die durchschnittliche Deliktsumme der grössten sechs Fälle betrug über CHF 70 Mio. Sogar unter Herausrechnung des grössten Delikts bzw. Schadenssumme von CHF 300 Mio. betrugen die in Bellinzona verhandelten durchschnittlichen Deliktsummen ein Vielfaches derjenigen der anderen Regionen.

(Sozial-)Versicherungsbetrug häufigste Delikte

Die häufigste Deliktart war 2021 mit 20 Fällen der (Sozial-)Versicherungsbetrug, der im Vorjahresvergleich viel häufiger gerichtlich verhandelt wurde (2020: 8 Fälle). Dies liegt unter anderem an den vorhin erwähnten sieben Betrugsfällen in Zusammenhang mit Covid-19-Krediten. „Wirtschaftskriminelle versuchen, neue rechtliche Rahmenbedingungen und Lücken im System sofort und gezielt für ihre Zwecke auszunutzen“, so der Forensiker Anne van Heerden. „Dies war wenig überraschend auch bei den Covid-19-Krediten der Fall.“ Ebenfalls stark zugenommen haben letztes Jahr Gerichtsverhandlungen zu Betrugsfällen. Dabei überzeugen die Täter das Opfer beispielsweise unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, eine Vorzahlung zu leisten, der dann aber nicht die vereinbarte oder versprochene Leistung folgt.

Quelle und weitere Informationen: KPMG

Cyber Risk Management: Bewusstsein allein reicht nicht

Schweizer Unternehmen integrieren Cyber-Risiken zu wenig stark ins Risikomanagement. Das zeigt eine gemeinsame Studie der Hochschule Luzern, der Mobiliar und der economiesuisse. Die Leitungsgremien sind sich der Gefahren bewusst, dennoch werden Cyber-Risiken noch zu oft als reines IT-Problem behandelt.

Gemäss einer Studie nehmen viele Unternehmen das Cyber Risk Management noch etwas auf die zu leichte Schulter. (Bild: Unsplash.com)

Aufsichtsorgane seien zunehmend gefordert, ihre rechtlichen Kontroll- und Aufsichtspflichten auch im Umgang mit Cyber-Risiken wahrzunehmen, so die Erkenntnisse einer neuen Studie zum Umgang mit Cyberrisiken in Unternehmen. Nebst der rechtlichen Verpflichtung gebe es aber auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht gute Gründe, in das Cyber Risk Management zu investieren, so die Studie weiter, die von der Hochschule Luzern gemeinsam mit dem Versicherer Mobiliar und dem Wirtschaftsdachverband economiesuisse durchgeführt wurde. Schliesslich könnten Cyberangriffe einen erheblichen Schaden in Organisationen verursachen, die im schlimmsten Fall hohe Bussen, einen starken Reputationsverlust, den Entzug der Betriebsbewilligung oder den Konkurs bedeuten könnten.

Ein Schiff ohne Kapitän: Fehlende Aussagen zur Cyber-Risikobereitschaft

Bei vielen Unternehmen scheint laut Studie ein zentrales Fundament zum Managen von Cyber-Risiken grundsätzlich zu fehlen: Keine der befragten Organisationen hat explizit definiert, in welchem Ausmass Cyber-Risiken bewusst eingegangen werden sollen, um die Geschäftsziele zu erreichen. «Aus der Sicht des Risikomanagements ist das vergleichbar mit einem Schiff, das keinen Kapitän hat», sagt Stefan Hunziker, Studienautor und Leiter des Kompetenzzentrums Risk & Compliance Management an der Hochschule Luzern. Offenbar bereitet das Entwickeln von sogenannten Risikoappetit-Aussagen in der Praxis grosse Mühe.

Die HSLU-Studie zeigt weiter: Im Umgang mit Cyber-Risiken herrscht eine Lücke zwischen der technischen IT-Infrastruktur-Ebene und der organisatorischen Ebene. «Cyber-Risiken werden noch zu stark als reines IT-Thema verstanden. Entsprechend werden sie dezentral und operativ gesteuert und zu wenig in das unternehmensweite Risk Management integriert», erläutert Hunziker. Hier ist eine Diskrepanz der Relevanz des Risikos (Awareness) und der «Risk Governance» feststellbar. «Dieser Umstand verhindert einen konsistenten Vergleich – und damit auch eine sinnvolle Priorisierung – von Cyber-Risiken und anderen Risikokategorien auf oberster Führungsebene», sagt der Experte. Als erster Schritt in die richtige Richtung empfiehlt er, die Zusammenarbeit zwischen Chief Information Security Officer (CISO) und Risk Manager zu fördern. «Denn hier wird primär die Brücke zwischen der technischen Cybersicherheit und dem betriebswirtschaftlichen Risk Management geschlagen», so Hunziker.

Risikoursache «Mensch»: Zusätzliche Investitionen notwendig

Oft werden die einfachsten und gleichermassen wirkungsvollsten Massnahmen im Umgang mit Cyber-Risiken noch immer vernachlässigt. Stefan Hunziker: «Gegebenenfalls ist die Definition von Cyber-Risiken deshalb auch etwas irreführend, da viele Risikoursachen nicht im Cyber-Raum zu finden sind, sondern in menschlichem Fehlverhalten.» Hilfreich sei die Analogie zur Medizin: Dort wisse man schon lange, dass korrektes menschliches Verhalten die Übertragung von Krankheiten verhindert. Regelmässige Desinfektion, diszipliniertes Händewaschen und Abstand einhalten ist etabliertes Verhalten – spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Die vorliegende Studie bestätigt, dass der «Faktor Mensch», beziehungsweise menschliche Verhaltensweisen im Bereich der Cybersicherheit im Vergleich mit technischen Massnahmen noch zu wenig adressiert wird. «Der Faktor ‹Mensch› macht im kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Cybersicherheit zwar nur ein Element aus, jedoch ein sehr wichtiges», so Hunziker. Menschliches Verhalten im Umgang mit der Cybersicherheit sollte so trainiert werden, dass es so selbstverständlich und «normal» wird, wie in die Armbeuge zu niesen.

Cyber Risk Management und Cloud-Migration

Viele Cyber-Risiken haben ihre Ursache in der Cloud-Nutzung. Umso wichtiger ist es, dass Organisationen den Gang in die Cloud gut planen und mit entsprechenden Massnahmen begleiten. «Das Erstellen einer klaren Strategie steht ganz am Anfang einer gut geplanten Migration in die Cloud», sagt Armand Portmann, Studienautor und Themenfeldverantwortlicher Information & Cyber Security | Privacy am Departement Informatik der Hochschule Luzern. Erfreulicherweise verfügt ein Grossteil der befragten Organisationen über ein solches Dokument, das die Rahmenbedingungen zur Einführung und Nutzung von Cloud Services beschreibt. Das lasse den Schluss zu, dass das Thema Cloud Computing inzwischen auch in den Führungsgremien Aufmerksamkeit geniesst. «Es ist ein Bewusstsein vorhanden, dass die Nutzung von Cloud-Diensten mit Risiken verbunden ist», so Armand Portmann.

Bei der Benennung der Risiken, die sich bei der Nutzung von Cloud Services ergeben, sind die befragten Organisationen allerdings nicht um Antworten verlegen. «Unter die Top drei fallen der Verlust der Vertraulichkeit, respektive die Verletzung des Datenschutzes, die Abhängigkeit vom Cloud-Diensteanbieter und Fragen der Haftung», erklärt Fernand Dubler, Studienautor und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Luzern. Das Thema sei komplex. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass die Massnahmen, die für die Linderung dieser Risiken notwendig sind, nicht einfach auf der Hand liegen. Dubler ergänzt: «Diese Massnahmen sind äusserst vielfältig und müssen individuell aus der konkreten Outsourcing-Situation entwickelt werden. Das stellt die betroffenen Organisationen oft vor sehr grosse Herausforderungen.»

Quelle und weitere Informationen: Hochschule Luzern

Risiko Big Data: Viele Unternehmen vernachlässigen die Datenqualität

Veraltete, ungenaue und unvollständige Daten mindern die Aussagekraft von Analysen, verursachen Mehrarbeit - Big Data wird so zum Sicherheitsrisiko. Hochentwickelte Datenanalyse-Tools, die immer häufiger auch auf Basis von Künstlicher Intelligenz operieren, bringen wenig, wenn die Datenqualität nicht stimmt. Betriebe, die sich bei ihren Geschäftsmodellen und Prozessen stark auf Daten stützen, brauchen deshalb klare Richtlinien, wie und wann Daten gepflegt und gegebenenfalls gelöscht werden können.

Risiko Big Data: Das sichere und rechtskonforme Löschen von Daten betrifft nicht mehr nur IT- oder Datenverantwortliche, sondern viele Abteilungen und Mitarbeitende. (Bild: Depositphotos.com)

Unternehmen erfassen immer mehr und immer vielfältigere Daten und nutzen immer mehr Kanäle, um mit ihren Kunden zu interagieren. Nicht selten entstehen dadurch fragmentierte Datensilos, die sich nur mit grossem Aufwand aufbrechen und zentralisieren lassen. Vor diesem Hintergrund ist die Gefahr gross, dass ungenaue, unvollständige und veraltete Datensätze entstehen, die die Aussagekraft und Aktualität der in Analysen gewonnenen Erkenntnisse mindern.

Risiko Big Data

Auch in rechtlicher Hinsicht – Stichwort: EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – hat die Komplexität zugenommen. Dies betrifft insbesondere auch die Frage nach der Löschung von Daten. Laut einer Studie von Blancco, einem Spezialisten für Datenpflege, gibt es zwar in fast allen (96 Prozent) der mehr als 1.800 weltweit befragten Unternehmen Richtlinien für den Umgang und das Löschen von Daten. Die meisten Betriebe scheitern aber daran, ihren Mitarbeitern diese Regelungen umfassend zu vermitteln. 

Sensible Daten können in falsche Hände geraten

In vielen Betrieben herrscht vor diesem Hintergrund ein Gefühl von falscher Sicherheit im Daten-Handling vor – insbesondere dann, wenn es um deren Löschung geht. Wie die Studie weiter zeigt, erfolgt diese häufig in der rein physikalischen Zerstörung von Datenträgern oder in Lösch- bzw. Formatierungsvorgängen. Einfach formatierte Festplatten lassen sich jedoch vergleichsweise leicht wiederherstellen und dadurch können sensible Daten möglicherweise in falsche Hände gelangen.

Ein ähnliches Risiko besteht auch, wenn Beschäftigte das Unternehmen verlassen oder veraltete Laptops, Desktop-Rechner, Festplatten oder Server-Hardware für die Entsorgung vorgesehen werden. Laut Studie wird etwa die Hälfte aller Altgeräte durch Drittanbieter entsorgt und damit dem unmittelbaren Einflussbereich des Unternehmens entzogen. Wenn die Geräte vor dem Löschen noch lange gelagert werden oder nicht hinreichend dokumentiert wird, welche Daten sicher gelöscht wurden, können Unternehmen schnell in Erklärungsnot geraten. 

Datenkompetenz institutionalisieren und klare Verantwortlichkeiten schaffen

Die blosse Formulierung von Richtlinien für Compliance und Datenschutz sowie für den Umgang mit und das Löschen von Daten reichen vor diesem Hintergrund nicht aus. Unternehmen, die mit Daten und deren Analyse arbeiten, brauchen über den reinen Vorschriftstext hinaus auch klare personelle Verantwortlichkeiten für das Thema Datenkompetenz und Datensicherheit – beispielsweise in Form eines CDO (Chief Data Officer oder Chief Digital Officer). Dieser trägt die Verantwortung für die Umsetzung der entsprechenden Richtlinien, treibt ihre Einhaltung und Umsetzung voran und fordert die dafür erforderlichen Prozesse ein bzw. kommuniziert diese.

So lassen sich Daten sicher und rechtskonform löschen 

  • Zunächst gilt es, die Rahmenbedingungen festzulegen. Dazu gehört es, Standards hinsichtlich Verfügbarkeit, Nutzung, Datenqualität, Zugriff, Sicherheit und Datenschutz zu definieren. 
  • Zuständigkeiten für die Umsetzung der Richtlinien und die Überwachung der Einhaltung müssen klar verteilt sein. 
  • Auch die Zeitpunkte für das Bereinigen und Löschen von personenbezogenen Daten sowie Aufbewahrungsfristen sollten in den Rahmenbedingungen festgelegt werden. Hierbei müssen auch die gesetzlichen Vorgaben (etwa der DSGVO) berücksichtigt werden.
  • Die vorab definierten Richtlinien müssen unternehmensweit kommuniziert und alle Mitarbeiter für das Thema Datenqualität sensibilisiert werden.
  • Die Richtlinie zur Datenlöschung sollte alle IT-Assets umfassen – inklusive Smartphones, Tablets, PCs, Server und die virtuelle Infrastruktur. 
  • Wichtig ist, dass Geräte mit sensiblen Daten das Unternehmen oder die Rechenzentrumsumgebung nicht verlassen – das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die private und geschäftliche Nutzung von Endgeräten durch hybride Arbeitsmodelle nicht mehr klar trennen lässt.
  • Auch bei Altgeräten sollte darauf geachtet werden, dass deren Daten innerhalb des IT-infrastrukturellen Einflussbereichs des jeweiligen Betriebs verbleiben – etwa bei Recycling oder Spende. Daten sollten in diesen Fällen noch vor Ort von den Geräten gelöscht und die Bereinigung durch ein entsprechendes Zertifikat nachgewiesen werden. 
  • Übernimmt ein externer Anbieter die Entsorgung von Altgeräten, sollte er eine vollständige Nachweiskette erstellen, wie mit der Ware seit Abholung im Detail verfahren wurde. Empfehlenswert ist es, sich in diesem Fall ein Datenvernichtungszertifikat für jedes Gerät ausstellen zu lassen.
  • Geräte sollten am Ende ihrer Lebensdauer vorzugsweise innerhalb von 24 Stunden entsorgt werden.

Quelle: Sage

Change- und Fussballexperte Beni Huggel an der 40. Meet Swiss Infosec

Die Meet Swiss Infosec wurde bereits zum 40. Mal durchgeführt und fand einmal mehr grosse Resonanz. Mehr als 250 Personen wollten sich die spannenden Ausführungen zu aktuellen Sicherheitsthemen und das «nice to meet» genauso wenig entgehen lassen wie die Keynote von Change- und Fussballexperte Beni Huggel.

Beni Huggel, Change- und Fussballexperte, an der Meet Swiss Infosec! vom 2. Mai 2022. (Foto (c) Swiss Infosec AG)

Am 2. Mai war es wieder soweit: Die „Meet Swiss Infosec“ öffnete im Radisson Blu Hotel in Zürich Flughafen zum notabene 40. Mal ihre Tore. Trends, Entwicklungen und Lösungsansätze aus dem Bereich der Integralen Sicherheit stehen im Mittelpunkt dieser etablierten Veranstaltung, die von Reto C. Zbinden, CEO der Swiss Infosec AG, moderiert wurde. Der Anlass stand dieses Mal unter dem Motto «Sicherheit als Change Maker». Die spannenden Referate zeigten eindrücklich, wie sehr Sicherheit den Unterschied macht und wie sehr neue Technologien und neue Angriffsmethoden innovative Sicherheitsmassnahmen einfordern. Aber auch neue Vorgaben wie das ISO 27002 Update und neue Gesetze wie aktuell das neue Datenschutzgesetz und das Informationssicherheitsgesetz des Bundes (ISG) sorgen dafür, dass Sicherheit ein Dauerthema bleibt. Nicht zuletzt sorgte aber auch Keynote-Speaker Beni Huggel für ein Highlight an der Tagung.

Informationssicherheitsgesetz, Cyberangriffe, Homeoffice und Business Continuity

Das Informationssicherheitsgesetz ist dabei ein eigentlicher Game Changer. Der Bund hat mit dem neuen Gesetz den Fokus von der bisherigen Informatiksicherheit nämlich auf die Informationssicherheit gelenkt und nimmt damit auch die Privatwirtschaft in die Pflicht, wie Referent Reinhard Obermüller (Swiss Infosec AG) ausführte.  Ransomware-Angriffe haben den Blick für Cybersicherheit geschärft. Wie sich die Sicherheit im Angesicht immer intelligenterer Angriffe anpassen muss und weshalb «Extended Detection and Response (XDR)» ein probates Mittel ist, haben die Referate von Daniel Bühler (Trend Micro) bzw. Jerzy Michno und Fabrice Bankhauser (Trellix) gezeigt.

Die Angst, dass Vorfälle wie Phishing, Mal- und Ransomware oder Datendiebstahl zu Betriebsausfällen führen, ist bei Unternehmen gross. Die Tipps von Candid Wüest (Acronis) rund um Business Continuity (zu Deutsch: Geschäftsfortführung) und die rasche Wiederherstellung von Daten kamen da wie gerufen. Homeoffice, Teleworking oder Remote Work: Die Pandemie hat die Art und Weise, wie und wo gearbeitet wird, entscheidend verändert – und damit auch die Anforderungen an die Sicherheit. David Morf (Okta) erläuterte die Bedeutung von Zugriffslösungen (Access) und das Potential von Identitäten als Schlüssel für bequemes und sicheres Zusammenarbeiten.

Keynote von Ex-Fussballer Beni Huggel

Die Referenten haben gekonnt den Steilpass auf die Keynote von Beni Huggel vorbereitet. Der Change- und Fussballexperte wurde seiner Reputation als erfolgreicher Ex-Fussballprofi mehr als gerecht und verwandelte diese Vorlage mit Köpfchen unter dem Titel «Change ist eine Haltung – Ergreife die Chancen» zum perfekten Schlusspunkt. Beni Huggel erzählte amüsant und immer mit einem Augenzwinkern von seinem Weg als Lehrersohn und Landschaftsgärtner zum jungen Fussballprofi und zur festen Grösse in der Nationalmannschaft. Er erzählte von Verletzungen, unfreiwilliger Vorbildfunktion, vom Abschied von der grossen Fussballbühne und der Angst, was danach kommen würde. Das durch den Sport perfektionierte Mindset (Disziplin, Resilienz, Agilität, Fokussierung, Ehrgeiz, Eigenverantwortung etc.) war entscheidend, dass Huggel sich immer wieder eigene Veränderungen und Visionen erschaffen konnte, dass er sich traute, Verantwortung zu übernehmen, in der Veränderung positiv zu bleiben und «every change as a chance» zu begreifen. Im Anschluss an das Referat führte Dominic Zbinden, Mitglied des Teams Swiss Infosec AG, ein kurzes Interview mit dem Referenten. Er erkundigte sich nach Trainern, die in Erinnerung bleiben (Christian Gross, Torsten Fink), nach Freundschaften, die die Fussballkarriere überdauern (Valentin Stocker, Alex Frei, Marco Streller) und nach einem Ratschlag für zukünftige Ex-Fussballspieler (auch während der Karriere an die Aus- und Weiterbildung denken).

Quelle und weitere Informationen: www.infosec.ch

Materialforschung im Weltraum mit Schweizer Beteiligung

Die Empa betreibt zusammen mit Wissenschaftlern aus Ulm und Neuenburg Materialforschung im Weltraum: Auf der Weltraumstation ISS werden superharte und korrosionsfeste Legierungen aus Palladium, Nickel, Kupfer und Phosphor – auch «metallische Gläser» genannt – untersucht. Mit an Bord ist auch eine Hightech-Firma aus La Chaux-de-Fonds, die Materialien für die Uhrenindustrie herstellt.

Materialforschung in der Schwerelosigkeit: Wissenschaftler der Universität Ulm bei einem Schmelzversuch im Zero-G-Airbus der Firma Novespace. (Foto: Airbus Defence and Space)

Metallisches Glas ähnelt farblich dem Weissgold, hat aber die Härte von Quarzglas. Gleichzeitig ist es elastisch und widerstandsfähig gegen Salze oder Säuren. Es kann im 3D-Druck verarbeitet werden, etwa für medizinische Implantate, oder auch im Spritzgussverfahren. Bis es aber soweit ist, muss noch viel Materialforschung betrieben werden. An der Empa beschäftigt sich Antonia Neels, die Leiterin des Empa-Röntgenzentrums, mit diesem geheimnisvollen Material. Ihr Team untersucht die innere Struktur von metallischem Glas mit Hilfe verschiedener Röntgenmethoden und entdeckt dadurch Zusammenhänge mit Eigenschaften wie Verformbarkeit oder Bruchverhalten. Auch für Profis der Materialwissenschaften sind metallische Gläser eine harte Nuss: «Je genauer wir die Proben anschauen, desto mehr Fragen tauchen auf«, sagt Antonia Neels. Den Ehrgeiz der Forschenden stachelt das umso mehr an.

Für die Materialforschung in den Weltraum

Nun soll in einigen Monaten eine Probe von metallischem Glas ins All fliegen. Auf der internationalen Raumstation ISS werden die Materialeigenschaften in der Schwerelosigkeit untersucht. Eine Forschergruppe unter Beteiligung der Empa hat die Proben vorbereitet und bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA zum Weltraumflug angemeldet. Die Speziallegierung liefert die Firma PX Group aus La Chaux-de-Fonds, die Materialien für die Uhrenindustrie und die Zahnmedizintechnik herstellt. Mit im Team sind auch die Forscher Markus Mohr und Hans-Jörg Fecht vom «Institute of Functional Nanosystems» der Universität Ulm sowie Roland Logé vom «Laboratory of Thermomechanical Metallurgy» der EPFL in Neuchâtel.

Die Herstellung von metallischem Glas ist nicht ganz einfach: Im Vergleich zu Fensterglas müssen die speziell ausgewählten Metall-Legierungen bis zu hundertfach schneller abgekühlt werden, damit sich die Metallatome nicht zu Kristallgittern zusammenlagern. Nur wenn die Schmelze schockartig erstarrt, bildet sie ein Glas. In der Industrie werden dünne Folien metallischer Gläser erzeugt, indem die Schmelze zwischen schnell rotierende Kupferwalzen gepresst wird. Forscher giessen bisweilen ihre Proben in Gussformen aus massivem Kupfer, das die Wärme besonders gut abführt. Doch grössere, massive Werkstücke aus metallischem Glas sind mit diesen Methoden nicht machbar.

Der 3D-Druck hilft weiter

Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma ist der 3D-Druck im sogenannten Pulverbettverfahren. Ein feines Pulver der gewünschten Legierung wird für wenige Millisekunden mit einem Laser erhitzt. Die Metallkörnchen verschmelzen mit ihren Nachbarn zu einer Art Folie. Nun wird eine dünne Pulverschicht darübergelegt, der Laser verschmilzt das frisch aufgelegte Pulver mit der darunterliegenden Folie, und so entsteht nach und nach aus vielen kurz erhitzten Pulverkörnchen ein dreidimensionales Werkstück.

Empa-Forscherin Antonia Neels leitet das Zentrum für Röntgenanalytik. Sie ist Expertin für metallische Gläser und wird die Proben aus der ISS analysieren. (Bild: Empa)

Für diese Methode ist eine feine Dosierung des Laserpulses notwendig. Brennt der Laser zu schwach aufs Pulver, verschmelzen die Partikel nicht miteinander, und das Werkstück bleibt porös. Brennt der Laser zu stark, dann schmilzt er auch die unteren Schichten erneut auf. Durch das mehrfache Aufschmelzen können sich die Atome neu anordnen, sie bilden Kristalle – und damit ist es mit dem metallischen Glas vorbei.

Mit Röntgenmethoden den Geheimnissen auf der Spur

Im Röntgenzentrum der Empa hat das Team von Antonia Neels schon einige solcher Proben aus 3D-Druck-Experimenten analysiert. Die Ergebnisse werfen indes stets neue Fragen auf. «Manches deutet darauf hin, dass sich die mechanischen Eigenschaften der Gläser nicht verschlechtern, sondern im Gegenteil sogar verbessern, wenn die Probe kleine kristalline Anteile enthält», so Neels. «Nun gehen wir der Frage nach, wie gross dieser Kristallanteil im Glas sein muss, und welche Art Kristalle sich bilden müssen, um etwa die Biegsamkeit oder die Schlagfestigkeit des Glases bei Raumtemperatur zu erhöhen.»

Um dem Kristallwachstum in einer ansonsten amorphen Umgebung auf die Spur zu kommen, nutzen die Expertinnen und Experten der Empa verschiedene Röntgenmethoden. «Mit Strahlung verschiedener Wellenlängen können wir etwas über die Struktur der kristallinen Anteile erfahren, aber auch Nahordnungsphänomene der Atome in der Probe ermitteln – also die Eigenschaften der chemischen Bindungen bestimmen», erläutert Neels. Zusätzlich verrät die bildgebende Röntgenanalyse, das sogenannte mikro-CT, etwas über Dichteschwankungen in der Probe. Dies deutet auf Phasenentmischung und Kristallbildung hin. Die Dichteunterschiede zwischen den glasigen und den kristallinen Bereichen sind allerdings nur winzig klein. Es braucht daher eine detaillierte Bildbearbeitung, um die dreidimensionale Verteilung der kristallinen Anteile sichtbar machen zu können.

Weshalb Materialforschung in der Schwerelosigkeit?

Die bisherige Materialforschung anhand von 3D-Verfahren hat ihre Grenzen. Vor allem die Frage, bei welchen Temperaturen die erwähnten Kristalle entstehen und wie sie wachsen, muss noch geklärt werden. Eine Rolle spielen dabei thermo-physikalische Parameter wie Viskosität oder Oberflächenspannung. Experimente auf der ISS bieten für deren Analyse ideale Bedingungen. Um das Verhalten in der Schwerelosigkeit zu proben, wurden als Vorbereitung schon 2019 erste Tröpfchen aus metallischem Glas versuchsweise in Schwebe gebracht, und zwar an Bord eine Airbus A310, der einen sog. Parabelflug durchführte. Im Versuch namens TEMPUS (Tiegelfreies elektromagnetisches Prozessieren unter Schwerelosigkeit) wurde das Glaströpfchen bestehend aus Palladium, Kupfer, Nickel und Phosphor mittels eines Magnetfelds in der Schwebe gehalten und per Induktion auf bis zu 1500 Grad Celsius erhitzt. Während der Abkühlungsphase versetzten zwei kurze Induktionsstrom-Pulse das glühende Tröpfchen in Schwingungen. Eine Kamera zeichnete den Versuch auf. Nach der Landung wurde die Materialprobe im Röntgenzentrum der Empa analysiert. Da aber für eingehendere Analysen eine längere Dauer der Schwerelosigkeit notwendig ist als jene, die auf einem Parabelflug möglich ist, wurde nun eine Materialprobe für einen Flug im europäischen COLUMBUS-Modul der ISS angemeldet. Dort ist seit 2014 der elektromagnetische Schwebeofen ISS-EML installiert. Jeweils 18 Materialproben fliegen mit, werden automatisch durchgewechselt und können von Forschern auf der Erde per Video-Stream beobachtet werden. Das metallische Glas aus der Schweiz geht mit der nächsten Probencharge auf die Reise ins All.

Per Computersimulation zu neuen Gussverfahren

Aus den weit detaillierteren Daten des Weltraumflugs wollen die Forscher eine Computersimulation der Schmelze generieren. Damit sind alle Antworten durch eine Kombination von Experimenten auf der Erde und im All in einem einheitlichen Modell versammelt: Bei welcher Temperatur herrscht welche Viskosität und Oberflächenspannung? Wann bilden sich Kristalle welcher Zusammensetzung, Grösse und Ausrichtung? Wie beeinflusst diese innere Materialstruktur die Eigenschaften des metallischen Glases? Aus all diesen Parametern wollen die Forscher gemeinsam mit dem Industriepartner PX Group eine Herstellungsmethode entwickeln, um das begehrte Material in definierter Form produzieren zu können. In den nächsten Jahren gibt es für die Materialforscherinnen und -forscher in allen beteiligten Teams also noch allerhand zu tun.

Quelle und weitere Informationen: Empa

Quality Mining Day: Fachkongress für Qualitätsmanagement

Qualität als Motor des Wandels. Der Quality Mining Day bietet Qualitätsmanagern tiefschürfende Einblicke und ermöglicht fachübergreifendes Networking. Er findet am 20. Oktober 2022 in Karlsruhe/Ettlingen statt.

Der Quality Mining Day findet am 20. Oktober 2022 in Karlsruhe/Ettlingen statt. (Bild: Quality Miners GmbH)

Die Welt hat sich in den letzten zwei Jahren schneller weitergedreht als in Jahrzehnten zuvor. Fertigungsprozesse, Arbeitswelten und Lieferketten sind jetzt auf dem Prüfstand und müssen sich schnell und agil auf eine neue Realität einstellen. Nur so werden Unternehmen ihren Erfolg in Zukunft sichern können. Qualität wird als Motor des Wandels diese Veränderungen positiv antreiben. Mit dem Wissen um die Dringlichkeit dieser Veränderungen, stehen die Themen „Qualität & Veränderung“ entsprechend im Fokus des Quality Mining Day. Qualitätsbeauftragte aus ganz Deutschland werden am 20. Oktober 2022 im Baden-Württembergischen Ettlingen wertvolles Wissen, Inspiration und Netzwerk-Kontakte schürfen können.

Namhafte Speaker am Quality Mining Day

Der Kongress soll es den Fachbesuchern leicht machen, auf Goldadern zu stossen. So konnten bereits hochkarätige Referenten für den Quality Mining Day verpflichtet werden. Darunter als Key-Speaker Dr. Lars Vollmer, ein konstruktiver Querulant, Unternehmer und Wirtschaftsautor, der es bis in die Bestseller-Listen geschafft hat. Seine Disziplin ist die provozierende Inspiration. Auch Extremsportler Norman Bücher wird bewusst Grenzen sprengen und seinen Zuhörern neue Blickwinkel ermöglichen. Darüber hinaus wird Dr. Ing. Benedikt Sommerhoff das Fachpublikum auf die spannende Reise des „Qualitätsmanagements im Wandel“ mitnehmen. Weitere Referenten sind geplant. Dr. Ing. Alexander Schloske ist am Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart tätig. Er besitzt langjährige Projekterfahrung auf den Gebieten des Produkt- und Qualitätsmanagements in unterschiedlichsten Branchen. 

Frühbucher-Rabatt bis Ende Mai

In zwei Podiumsdiskussionen – zur Zukunft des Qualitätsmanagements und zu Change Management – werden sich die Referenten den Fragen des Publikums stellen. „Der aktive Austausch zwischen Praktikern und das gemeinsame Schürfen nach Qualität steht bei diesem Kongress im Vordergrund“, so Tobias Brehm, Business Development Manager des Veranstalters, der Quality Miners GmbH. Entsprechend wird die Tagung auch Raum für ein aktives Networking bieten.

Bis 31.05.2022 können Frühbuchertickets zum Preis von nur 99 Euro gebucht werden. Auf der Veranstaltungs-Website sind auch alle Detailinformationen zum Quality Mining Day zu finden.